„Chor der Muffeligen“ mit Anke Engelke
Der „Chor der Muffeligen“ besteht aus Menschen, denen es zum Zeitpunkt der Dokumentation nicht gut ging, Menschen, die alleine sind, Schicksalsschläge hinter sich hatten oder ähnliche Situationen durchleben mussten. Anke Engelke sucht in dieser Dokumentation die Antwort auf die Frage „Was ist Glück?“.
Dabei besucht eine Chorprobe, die wissenschaftlich begleitet wird: die Chormitglieder müssen am Anfang, in der Mitte und zum Schluss der Probe Speichelproben abgeben, bei denen im Labor die Werte getestet werden. Dass Singen glücklich macht, konnte so auch mittels Laboruntersuchungen wissenschaftlich an Hormonspiegeln gezeigt werden.
Die Dokumentation schließt mit einem Auftritt des Chors in der Elbphilharmonie Hamburg mit dem Lied „California Dreaming“ von „The Mamas and the Papas“. Anmoderiert von Anke Engelke und begleitet von einem Orchester, zeigt der Chor der gesamten Elbphilharmonie, wie glücklich sie durch das Singen im Laufe der Zeit geworden sind.
Das unterstützt auch die Aussage der Sängerin Gabi, die sagt, sie pflege seit acht Jahren ihren Mann, was sie sehr belaste, aber dennoch freue sie sich jede Woche aufs Neue auf Dienstag, denn da ist Chorprobe. Ein anderer Mitsänger ergänzt, man müsse sich öfter trauen, einmal Neues auszuprobieren.
Der Chor der Muffeligen hat nach dem Auftritt nicht aufgehört, sondern sich umbenannt. Der neue Chorname: „Der Chor der Glücklichen“.
„Unvergesslich“ – Der Chor der Demenzkranken mit Anette Frier und Eddi Hüneke
Eine ähnliche Herangehensweise findet sich bei der ZDF-Dokumentation „Unvergesslich“. Die Frage hier: Kann Singen die Lebensqualität von Demenzkranken und ihren Angehörigen verbessern? Kann Singen als Therapie eingesetzt werden? Dass Musik einen positiven Einfluss auf das emotionale Wohlbefinden hat, ist hinlänglich bewiesen. In diesem zweimonatigen Experiment mit anschließendem Abschlusskonzert sollten jedoch die Auswirkungen des Chorsingens auf das emotionale Wohlbefinden und den Stress von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen erforscht werden.
Sie sollten merken: sie sind nicht allein.
Angehörige seien der „größte und wichtigste Pflegedienst der Nation“, so Professor Johannes Pantel, Leiter des Bereichs Altersmedizin an der Uni Frankfurt. Die „größten Experten“ für Menschen mit Demenz, ergänzt der Psychologe Arthur Schall, seien weder Ärzt:innen noch Psycholog:innen, sondern die Angehörigen.
Initiiert wurde das Experiment von der Schauspielerin Anette Frier, deren Großmutter zwar keine diagnostizierte Demenz, aber ähnliche Symptome aufwies und das bereits mit knapp 50 Jahren – eine starke Belastung für die Familie. Gemeinsames Singen habe allerdings geholfen, „da wurde die Oma wach“, sagt Anette Frier. Unterstützung erhält sie in der mehrteiligen Serie von Eddi Hüneke, bekannt als ehemaliger Sänger der Wise Guys. Ziel des Experiments: ein großes Abschlusskonzert.
Die erste Probe begann mit einem gemeinsamen Kennenlernen. Anschließend wurden Volkslieder, Schlager und Kölsche Lieder gesungen – alle hatten großen Spaß, das sah und hörte man.
Das gemeinsame Singen sei kein hämisches „Jaja und dann singt ihr da bisschen und dann seid ihr glücklich“, sondern ein selbstbewusstes „Ja, dann sind wir glücklich“, sagte Anette Frier 2020 im Gespräch mit Giovanno di Lorenzo bei 3nach9.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Uni Frankfurt ergaben eine „signifikante Steigerung des emotionalen Wohlbefindens bei Menschen mit Demenz nach den Chorproben ebenso wie eine signifikante Reduktion ihres Stresslevels […]. Des Weiteren zeigte sich […] neben einer Stabilisierung der subjektiv eingeschätzten Lebensqualität bei Menschen mit Demenz auch eine signifikante Verbesserung der depressiven Symptomatik bei den begleitenden Angehörigen.“
Die erste Folge und weitere Infos können hier angesehen werden.
Kinofilm No Hit Wonder (2025)
Viele kleine Künstler träumen davon, den einen großen Hit zu landen und dann berühmt zu sein. Daniel Nowak (Florian David Fitz) hat genau das geschafft. Anfang der 2000er veröffentlicht er seinen Hit „Time Time Time“, doch dann: der Absturz. Knapp 20 Jahre später tritt er für ein paar Scheine als Werbebild in einem Möbelhaus auf und kann seinen Song nicht mehr ausstehen. Eines Abends will er Selbstmord begehen
… und verfehlt. Ein glatter Durchschuss durch die Backe und ein verkatertes Aufwachen in der geschlossenen Psychiatrie. Die Ärzt:innen wollen ihn erst wieder herauslassen, wenn er nicht mehr selbstgefährdend agiert – da sind Witze über angeblich erneute Suizidversuche natürlich so gar nicht hilfreich. Die Ärztin Lissi Waldstett (Nora Tschirner) nimmt ihn daher mit zu sich und lässt ihn dort auf der Couch schlafen.
Neben ihrem Job initiiert sie ein Chorprojekt in der Psychiatrie mit dem Ziel, die Menschen glücklich zu machen. Den Menschen im Chor geht es ähnlich wie Daniel, sie haben schwere Depression und andere psychische Probleme. Während anfangs noch einstimmig gesungen wird, übernimmt Daniel nach kurzer Zeit das Zepter und übt mit den Chormitgliedern ihre Lieblingsstücke ein, alles a capella. Er schafft es, dass die Menschen wieder einen Sinn im Leben sehen, dass sie sogar den Probenort des schlichten Raumes für ein Stück in ein altes Hallenbad verlegen, nur der Akustik willen. Und er schafft es, den Menschen Hoffnung, zwischenmenschliche Liebe und das gewünschte Glück zu geben, weil sich wieder jemand für sie interessiert, weil sie gemeinsame schöne Erlebnisse teilen. Kurz vor Schluss des Projekts kommt die große Anfrage: Der Chor soll in einer Late Night Show auftreten.
Die Mischung von Komödie und Drama unter der Regie von Florian Dietrich und nach dem Drehbuch von Florian David Fitz schafft es vor allem die Gemeinschaft hervorzuheben, die für uns alle das Chorsingen bereichert. Insbesondere der Schluss, der sich um das Thema Demenz und Angehörige dreht, wurde sehr emotional aber auch sehr authentisch dargestellt.
Auch chorisch schwierige Situationen, wie den Ausfall eines Stimmführers, das Tönefinden oder die Geselligkeit und neue Bekanntschaften nach der Probe werden sehr authentisch und humorvoll präsentiert. Eine anbahnende Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptcharakteren wirkt jedoch etwas aufgesetzt und wäre nicht zwingend nötig gewesen.
Insgesamt ist „No Hit Wonder“ ein schöner Familienfilm, der bereits im Kino zum Mitsingen einlädt.
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