Neues und Bewährtes für die Gründung und Führung von Chören und Vereinen im Schwäbischen Chorverband
Etwa 650.000 Vereine gibt es in Deutschland, große und kleine, reiche und arme, mit den unterschiedlichsten Aufgaben und Problemstellungen. Über 22.000 Vereine sind im Deutschen Chorverband versammelt, etwa 1.700 im Schwäbischen Chorverband.
Die immer noch große Mehrzahl der Vereine unseres Verbandes wurde im vergangenen und vorvergangenen Jahrhundert gegründet, zahlreiche davon im Zusammenhang mit der bürgerlichen Revolution von 1848. Die Vereine waren in doppelter Hinsicht bedeutsam:
Zum einen bildeten sie eine kraftvolle Sängerbewegung und ver-sammelten das große Bedürfnis in der Bevölkerung sich musikalisch und gesellschaftlich auszudrücken und zu versammeln. Zum anderen waren die Vereine der Gründerzeit des Chorwesens, die etwa im Jahr 1830 begann, Teil einer gewaltigen politischen Bewegung, in der sich das Ziel und Bedürfnis konzentrierte, Nationalstaat und einheitliches Gemeinwesen nach vor allem französischem Vorbild zu werden.
Die Sängerbewegung kämpfte auch für bürgerliche Freiheiten und Rechte sowie gegen die Willkür in den feudalistischen Kleinstaaten, die sich nach dem Wiener Kongress und den napoleonischen Kriegen und Neuordnungen behauptet hatten.
Heute, rund 175 Jahre später, sind die Ziele der damaligen Bewegung längst erreicht und die bürgerlichen Rechte und Freiheiten sind in der Verfassung festgeschrieben.
Singen wird wieder beliebter
Das Singen hat in der Gesellschaft wieder deutlich zugenommen an Bedeutung und Ausmaß und erreicht alle Teile der Bevölkerung mit zugegeben unterschiedlicher Intensität, vor allem aber nach wie vor und immer mehr Kinder und Jugendliche.
Und so haben wir eine lebendige und offensive Entwicklung des Singens in unserer Gesellschaft, die in einer Zunahme des Singens von Kinder und Jugendlichen Ausdruck findet, aber auch in neuen Vereinsformen des gemeinsamen Singens – oder eben gerade nicht „Vereins“-Formen. Davon wird noch die Rede sein.
Anderseits müssen wir bei unseren klassischen Chören, die nach wie vor das Rückgrat und die zahlenmäßig starke Mehrheit unserer Vereine darstellen, einen nicht unerheblichen demografischen Schwund feststellen, der auch in der Auflösung von Vereinen, in Fusionen, manchmal auch nur in Agonie Ausdruck findet. In vielen Vereinen wurde jahrzehntelang mit Freude und Engagement gesungen, darüber aber vergessen, dass die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen auch in die Vereinsarbeit für die Sicherung der Zukunft unabdingbar ist. Der Schwäbische Chorverband lässt es nicht bei der besorgten Feststellung dieser Entwicklung bewenden. Auf verschiedenste Weise wird versucht, alternde Vereine zur Fortsetzung der Arbeit und zur Einführung von Jugendarbeit zu motivieren. Dazu gehört auch die Bildung von Sparten und Abteilungen in den Vereinen, sodass gemischte, Männerchöre, Ensembles, Kinder- und Jugendchöre auch unter dem Dach eines Vereins singen können.
Es gibt aber auch zahlreiche neue Chöre, vor allem im Bereich der Kinder und Jugendlichen, aber auch der jungen Erwachsenen. Dabei stellen wir fest, dass die Formen des miteinander Musizierens sich erheblich gewandelt haben und zum Urbild des klassischen Vereins innerhalb und außerhalb der Vereine neue Betätigungsformen hinzugekommen sind bis hin zur völligen „Organisationslosigkeit“ beim gemeinsamen Singen. Die dauerhafte, ja lebenslange Bindung an einen Verein ist für viele junge Sängerinnen und Sänger keine oder nur eine nachranginge Option.
Der Schwäbischen Chorverband bietet Unterstützung
Der Schwäbische Chorverband nimmt diese Entwicklung mit Respekt und Verständnis auf und bietet gerade solchen Ensembles und Chören seine Unterstützung und seinen Rat an, nicht zuletzt, um zu ermöglichen, dass die Vorteile des verfassten Vereinswesens und der Wunsch nach „organisationsarmen Musizieren“ keine unüberwindlichen Gegensätze sind, sondern sich sinnvoll ergänzen können.
Ein Kernbegriff für all dies und damit die Bewältigung der Zukunft des Singens ist die Information. Damit ist nicht nur die moderne oder entlegene Chorliteratur gemeint, sondern vor allem auch die Vermittlung von Kenntnissen und Sicherheit im Bereich des Vereinsmanagements, des Vereinsrechts, des Vereinssteuerrechts, des Sponsorings, der Öffentlichkeitsarbeit und anderer Aspekte mehr.
All dies erfahren Sie in diesem Heft, das Sinnvolles und Notwendiges für eine gute Vereinsverwaltung bietet. Zudem bietet es Anregungen und weitere Informationen zu Fortbildungsveranstaltungen und entsprechender Literatur. Dabei steht die Gründung eines neuen Vereins gleichberechtigt neben der Arbeit im bereits bestehenden Verein, dessen Optimierung und – hin und wieder – „Entstaubung“, etwa von Satzungsinhalten oder unnötig großen Gremien.
Machen Sie also von den Inhalten dieser Ausgabe und von den weiterführenden Angeboten (Homepage, Seminarangebote, Facebook etc.) im Interesse Ihrer Freude an der Arbeit in Chor und Verein – auf welcher Organisationsstufe immer – Gebrauch und nehmen Sie auch das Angebot des Gesprächs und der persönlichen Beratung der Geschäftsstelle und anderer Fachleute unseres Verbandes in Anspruch!