Johannes Pfeffer
Man muss die potentielle Nachfolge früh im Auge behalten
Johannes Pfeffer ist nicht nur als Vorsitzender der Chorjugend im Schwäbischen Chorverband ein wichtiges Sprachrohr für die Kinder und Jugendlichen im Verband, sondern ein wichtiger Ideengeber und Initiator bei Projekten, Seminaren und vielem mehr.
Im Jahr 2016 hat mich vorallem das Thema Führungskräftenachwuchs im Ehrenamt beschäftigt. Zum einen, weil uns als Vorstandsmitglieder dieses Thema permanent angeht und wir immer potentielle Nachfolger im Auge behalten sollten. Zum anderen gab es zahlreiche konkrete Anlässe. Sowohl im Präsidium als auch im Vorstand der Chorjugend standen Wahlen an. Als Vertreter der Chorjugend war ich Mitglied in der Findungskommission für den neuen Präsidenten, und für mein Amt als stellv. Bundesvorsitzender der Deutschen Chorjugend war ebenfalls eine Nachfolge gesucht.
Jedesmal stellen sich ähnliche Fragen: Wer ist der richtige Kandidat? Was braucht er (oder natürlich auch sie!)? Wo finden wir den richtigen Kandidaten? Und wenn es ihn noch nicht gibt, wie können wir vielversprechende Kandidaten fördern?
Viele Lösungsansätze kommen zusammen. Einen haben wir 2016 mit dem Landesmusikverband gemeinsam weiterentwickelt. Ein umfangreiches Weiterbildungsprogramm zum Management in der Amateurmusik, das allen Verbänden und Führungswilligen in der Amateurmusik darüber hinaus offen steht. Im Rahmen des Kompetenznetzwerks kann so Know-How ausgetauscht und neue Konzepte entwickelt werden. So kann auch 2017 wieder engagierter Führungskräftenachwuchs entdeckt werden.
Strategien für die Nachwuchsgewinnung im Ehrenamt
Für viele Chöre ist es schwer, die Vorstandsposten in ihrem Verein zu besetzen und Freiwillige für ein Engagement zu gewinnen. Dabei gibt es eine Reihe von Strategien für die Nachwuchsgewinnung und -sicherung im Verein.
Nachwuchsarbeit als zentrale Zukunftsaufgabe
Das Ehrenamt gehört von zum Chorwesen: Ehrenamtliche orga-nisieren Proben und Auftritte, sie sind verantwortlich für die Kommunikation innerhalb des Vereins und vertreten diesen nach außen, sie kümmern sich um die Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen und werben Fördermittel ein. Mit ihrem Engagement leisten sie eine wichtige Arbeit. Vorstandsarbeit macht Spaß und ermöglicht die Weiterentwicklung von persönlichen Kompetenzen. Wir als Bundesakademie beobachten aber, dass Vereine oftmals eine längere Zeit brauchen, um geeigneten Nachwuchs zu finden. Daher lohnt es sich für Vereine, das Thema Nachwuchsarbeit frühzeitig anzupacken.
Zielgruppen erkennen und eigene Stärken kommunizieren
Für die Nachwuchsarbeit ist es wichtig zu entscheiden, welche Zielgruppen angesprochen werden sollen. Dabei gilt es kritisch hinzuschauen und zu fragen, ob Vereine einzelne gesellschaftliche Gruppen bislang noch kaum berücksichtigt haben. Vereine sollen sich spätestens bei der Ansprache ihrer Zielgruppe bewusst sein: Was macht es attraktiv, das Amt des Vorstands unseres Vereins zu übernehmen? Menschen engagieren sich aus unterschiedlichen Motiven heraus ehrenamtlich: Es geht um Spaß, um Gemeinschaft und um Gesellschaft mitzugestalten. Einige möchten Qualifikationen erwerben, andere an Ansehen und Einfluss gewinnen. Wir empfehlen Vereinen die Erwartungen an den künftigen Vorstand transparent zu machen. Dies kann z. B. durch das Verfassen von Stellenbeschreibungen geschehen.
„Brücken bauen“ durch neue Vereinsmodelle
Jugendlichen und jungen Erwachsenen fällt die Übernahme von Verantwortung leichter, wenn der Prozess schrittweise erfolgt. Vereine sollten ihre innere Struktur verändern, flachere Hierarchien in der Vereinsarbeit erproben und Aufgaben neu strukturieren. So gelingt es, die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen.
Weiterbildung
Vereine, die frühzeitig das Thema Nachwuchsarbeit für sich entdecken, stellen sich für die Zukunft besser auf. Die genannten Beispiele zeigen, es gibt unterschiedliche Handlungsstrategien und keine ist automatisch besser als die andere. Vereine finden heute vielfältige Unterstützung bei der Nachwuchsarbeit. An der Bundesakademie wird ab Winter 2016 eine Weiterbildung für Vereinspilotinnen und Vereinspiloten angeboten.
Andreas Schulz
Investieren in den Nachwuchs, heißt investieren in die Zukunft
Andreas Schulz ist der Musikdirektor der Chorjugend und somit der musikalische Leiter der Jugend. Als Chorleiter von Kinder- und Jugendchören ist er für dieses Amt prädestiniert. Neben den D-Lehrgängen betreut er vor allem auch die Musikmentorenausbildung des Schwäbischen Chorverbands.
Mich hat dieses Jahr vor allem die Frage geleitet: „Wie kann man Kinder und Jugendliche für das Chorsingen begeistern und nachhaltig motivieren und aktivieren?“
Eine mögliche Antwort auf diese Frage sind Qualität und Qualifizierung. So war meine Arbeit geprägt davon, das Ausbildungskonzept für Jugendliche zu vervollständigen. Neben den etablierten Ausbildungen der Chorlotsen und Chormentoren haben wir in diesem Jahr den ersten D1-Lehrgang erfolgreich durchgeführt. D2 und D3 werden folgen. Außerdem sind wir dabei, in Zusammenarbeit mit dem DCV die Programme „Kids in Takt“ und „Teens in Takt“ wiederzubeleben.
Auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit war ein großes Ereignis das Mentorenjubiläum, welches in das Deutsche Chorfest eingebettet war, und es war interessant zu sehen, was aus den Chormentoren geworden ist, die wir die letzten 20 Jahre ausgebildet haben.
Geschafft!
Die ersten zehn Teilnehmerinnen haben erfolgreich den D1-Lehr-gang abgeschlossen. Die Mädchen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren waren in den Herbstferien für vier Tage in der Tagungsstätte Löwenstein, um sich in einem Kompaktkurs intensiv auf die Prüfungen vorzubereiten. Die Teilnehmerinnen hatten sich schon bis zu einem Jahr lang in ihren heimischen Vereinen auf diese Prüfung vorbereitet. Und das war auch wichtig, denn sonst wäre der Stoff in diesen vier Tagen nicht zu bewältigen gewesen. Die theoretischen Inhalte wurden wiederholt und gefestigt, und intensiv für die Gehörbildungsbildungsprüfung geübt. Jede Teilnehmerin bekam mehrmals Stimmbildung, um optimal auf die Gesangsprüfung vorbereitet zu sein und natürlich wurde auch viel im Chor musiziert. Denn zwei wichtige Ziele sollten mit diesem D1-Lehrgang erreicht werden. Zum einen sollten die Teilnehmerinnen zu kompetenten Chorsängerinnen ausgebildet werden, zum anderen sollten sie einfach Spaß am Singen haben und motiviert nach diesen Tagen wieder in ihre heimischen Jugendchöre zurückkehren.
Deswegen nahmen auch die Chorproben einen großen Raum im Stundenplan ein. Unter der Leitung von Robert Kopf lernten die Jugendlichen neben verschiedenen Stücken, die sowohl für die Prüfung, als auch für den Abschlussabend gebraucht wurden, beim Einsingen und in Stimmbildungsübungen, vorauf es beim richtigen Singen ankommt. Um auch die Hintergründe und anatomische Vorgänge zu verstehen, stand das Fach Stimmphysiologie auf dem Stundenplan.
Ein zweites umfangreiches Fach war die Musiktheorie, in dem die Jugendlichen angefangen vom Notenlesen über Tonarten und Intervalle bis hin zu musikalischen Fachbegriffen alles Nötige lernten, um kompetent mit Notentexten umgehen zu können.
Das dritte große Fach war die Gehörbildung. Hier, wie auch im Fach Musiktheorie, wurden die Teilnehmerinnen von Andreas Schulz auf die Prüfung vorbereitet, die neben dem Hören von Intervallen, Dreiklängen und Tonleitern auch ein Rhythmusdiktat und ein Melodiediktat umfasste.
Parallel dazu unterrichtete Alice Fuder die Teilnehmerinnen einzeln in Gesang und Stimmbildung, so dass die Mädchen bestens auf den praktischen Teil der D1-Prüfung vorbereitet waren, der aus dem Vortrag zweier Lieder, sowie vom-Blatt-Singen und weiteren Aufgaben bestand.
Am Samstagabend konnte dann vor einem Publikum aus Eltern, Chorleitern und Vorständen den stolzen Absolventen die Urkunden und die D-Prüfungsausweise überreicht werden.
Doch diese D1-Prüfung war nicht nur ein Abschluss, sondern gleichzeitig auch ein Anfang. Es haben sich gleich vier der Teilnehmerinnen zur Mentorenausbildung angemeldet und einige haben Interesse bekundet in den nächsten Herbstferien mit der D2-Prüfung noch eins draufzusetzen.
Auch einen D1-Lehrgang gibt es nächstes Jahr wieder in den Herbstferien und auch wenn das Schreiben von Artikeln nur über Mädchen einfacher ist, würde ich mir wünschen, dass wir im nächsten Jahr auch noch ein paar Jungs dabei hätten.
Achim W. Schwörer
Die Rechnungsprüfung im Verein wird zu oft vernachlässigt
Als Schatzmeister des Schwäbischen Chorverbandes wacht Achim W. Schwörer über die finanziellen Geschicke des Verbandes. Hierbei kommt ihm sein Beruf als Steuerberater in Friedrichshafen am Bodensee sehr entgegen. Er ist zudem Vorsitzender des Oberschwäbischen Chorverbandes und Rechnungsprüfer des Deutschen Chorverbandes
Bewegt hat mich dieses Jahr das Thema „Rechnungsprüfung im Verein“.
Angefangen beim DCV und dem eigenen Verband SCV, sowie Problemen in den Vereinen, es zieht sich immer der rote Faden durch, dass eine Goodwill Kassenprüfung am Ende zu Problemen mit den Mitgliedern führt.
Viele Verbände und Vereine werden nach „Gutsherrenart“ geführt und die Strukturen sind veraltet oder nicht den Gegebenheiten angepasst worden. Alle tun das, was man schon immer getan hat, und es wird schon gut gehen, die übrigen wollen ja nichts zum Vereinsleben beitragen bzw. Verantwortung übernehmen. Welche Verantwortung tatsächlich besteht und was die Folgen davon sein können ist vielen Handelnden nicht bekannt.
Rechnungsprüfung in Verein und Verband
Als Schatzmeister eines Verbandes geht man mit viel Geld um und ist deshalb immer im Fokus der Rechnungsprüfung. Nicht, dass ich ein schlechtes Gewissen hätte, aber man kann immer ein bisschen besser werden und von anderen lernen. Das fängt ganz oben im Deutschen Chorverband an. Transparenz im Verband/Verein, das schafft bei den Mitgliedern Vertrauen. Auf der Vereinsebene wird mit dem Thema „Rechnungsprüfung“ oft leichtfertig umgegangen.
Wenn hier nicht mit Sorgfalt und Sachverstand eine Personenauswahl getroffen wird, geht die Rechnungs-/Kassenprüfung schon in die falsche Richtung. Die „Kassenprüfer“ sind kein Notnagel, sondern müssen sich über die Verantwortung und fachliche Kompetenz ihres Amtes im Klaren sein. Man kann nur etwas prüfen, wenn genügend Sachverstand vorhanden ist. Habe ich dieses Wissen nicht, dann muss ich mich als Prüfer kundig machen und mit Hilfe von Checklisten (aus Internet oder vom Chorverband) für die Aufgabe rüsten. Wie das Protokoll der Kassenprüfung aussehen kann, zeigt der folgende 10 Punkte-Plan.
1. Prüfungsrahmen: wer hat wen beauftragt den Zeitraum von/bis zu prüfen
2. Allgemeine Prüfungen: Jahresabschluss, Buchhaltung, Belege ordnungsmäßig abgelegt
3. Barkassen: Kassenbuch, Belege, 4-Augenprinzip
4. Bankkonten: Alle Salden Anfang-u. Endbestände, Überweisungen 4 Augen-Prinzip
5. Buchhaltung: zugelassenes Programm, Beleg-Einzelprüfung Monate/Stichproben, Bestände, Ausgabenbeschlüsse, Einnahmen-Ausgaben satzungskonform, Personalwesen
6. Versicherungen: Sachen, Personen, Gebäude, Inventar und Veranstaltungen
7. Steuerliche Tatbestände: Zuwendungsbestätigungen (Spendenbuch/Kopien) Geld- und Sachspenden getrennt, gültiger Freistellungsbescheid, Umsatzsteuer-Grenzen/Meldungen, Aufmerksamkeiten 40€ Grenze eingehalten?, Rücklagenbildung
8. Arbeitgeberverpflichtungen: Chorleiter, Mitarbeiter, Sozialversicherung
9. Fazit + Empfehlungen: wichtige Prüfungsdetails und Zusammenfassung des Ergebnisses
10. Kommentierungen von Einzelsachverhalten, Vorgaben für die Zukunft
Ein solches Protokoll mit Anmerkungen und Erläuterungen hilft den Kassenprüfern ihre Arbeit zu dokumentieren und der Mitgliederversammlung ein klares Bild der Vereinsführung zu geben, damit sie im Anschluss die Vorstandschaft entlasten kann. Ein Vesper beim Kassier mit Wurstsalat und einem Viertel Wein, bei dem anschließende die Kassen-, Bankbestände und einige Belege eingesehen werden, kann dieses Ergebnis nicht erreichen und dient weder dem Kassier, dem Verein noch den Kassenprüfern. Schon gar nicht, wenn die finanziellen Dinge nur von einer Person erledigt werden, ohne dass ein zweiter gegenzeichnet.
In einer Zeit, in der viele über Mitgliederschwund reden, ist es immer wichtiger, dass die vorhandenen Mittel sinnvoll für den Vereinszweck ausgegeben werden.
Vereinsarbeit macht Freude, wenn man weiß was man tut. Wenn sie Fragen haben, der Verband hilft Ihnen und bietet Kurse im
Vereinsmanagement an.