utta Mack
Weiter singen im Alter – tun Sie sich etwas Gutes!
Jutta Mack ist nicht nur die Vorsitzende des Eugen-Jaeckle-Chorverbandes, seit 2016 hat sie auch das Amt der Seniorenbeauftragten im Schwäbischen Chorverband inne. Damit ist sie die erste Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um den Bereich der älteren Stimme.
Ich will die begonnene Arbeit von Margarete Hahnel weiterführen, aber auch den Vereinen Möglichkeiten anbieten, dass langjährige Sängerinnen und Sänger, weitersingen können. Dass es hier keine leichte Lösung geben kann, liegt auf der Hand. Daher können wir nur miteinander Angebote ausarbeiten. Von Vereinen, die dies schon leben, sollten wir lernen. Ein wichtiger Punkt wird sein, die Chorleiter ins Boot zu holen. Hier brauchen wir mehr Fort- und Weiterbildungsangebote. Die heutigen singenden Senioren sind fit und genau dies ist eine große Chance für die Gesangvereine. Helfen Sie mit! Sollten Sie eine Idee haben, freue ich mich, wenn Sie diese mit mir teilen.
Das Seminar Singeleiter in Senioren- und Pflegeheimen
Es ist 15:30 Uhr. In einem Seniorenheim ist der „schönste Nach-mittag der Woche“ angesagt: Singstunde. Circa 30 Heimbewohner kommen in einem Kreis zusammen; wer nicht mehr selbständig gehen kann, wird im Rollstuhl abgeholt. Nach der Begrüßung beginnt die Singstunde traditionell mit „Großer Gott, wir loben dich“. Dazu werden sparsame und würdige Bewegungen gemacht, die zu allen Strophen passen. Und eine Pflegekraft wundert sich: „Herr X ist dement und spricht die ganze Woche kein Wort. Und jetzt sitzt er da und singt die Strophen aller Volkslieder mit, die angestimmt werden. Und empfindet offensichtlich auch noch Spaß dabei.“
Die Musik wird als „Königsweg zu den Demenzerkrankten“ bezeichnet. Je weiter die Demenz fortgeschritten ist, desto mehr benötigt man im Umgang nichtsprachliche Verständigungsformen. Die Musik leistet das und transportiert darüber hinaus die verloren gegangene Sprache wieder mit durch die Liedtexte.
Lieder gehören seit jeher zu den natürlichsten Ausdrucksformen des Menschen. Jeder hat seine eigene musikalische Lebensgeschichte. Und in jedem werden bei unterschiedlichsten Liedern unterschiedliche Emotionen geweckt.
Bei so einer Singstunde wird über die Liedtexte und Liedinhalte gesprochen. Es darf geweint und, auf jeden Fall ganz wichtig, gelacht werden. So viele Gelegenheiten dazu gibt es in einem Altenheim nicht. Da wir also um die Bedeutung und die Wirkung der Musik auf Psyche und Geist der Menschen wissen, ist es nur folgerichtig, dass der Schwäbische Chorverband Wert darauf
legt, in Seminaren das notwendige Handwerkszeug für die Ausrichtung einer solchen Singstunde zu vermitteln. Da geht es darum, die alternde Stimme nicht zu überfordern; da geht es um die Frage der Liedauswahl (neben den einschlägigen Volksliedern werden auch gerne Schlager der 20er und 30er Jahre gesungen – und je nach Jahreszeit und Anlass scheut man sich auch nicht, Trink- und „Lumpen“-Lieder anzustimmen. Sogar neue Melodien können eingeübt werden!), es geht um die Frage, ob überhaupt und wenn ja, welche Liederbücher empfohlen werden können, es geht um den Einsatz begleitender Instrumente oder Medien und ganz besonders um die Tänze im Sitzen.
Da wird angeregt, nach 30 Minuten eine Getränkepause einzuplanen. Da wird empfohlen, mindestens drei bis vier Mithelfer zu finden, was im Übrigen in der Regel kein Problem ist: ein kurzer Aufruf, „wer hilft donnerstags von 15:00 Uhr bis 17:00 mit, eine Singstunde im Seniorenheim zu gestalten?“, findet meistens Resonanz. Die Mitarbeiter danken es: Ihr Engagement macht auch ihnen Spaß und Sie bekommen viel Wertvolles zurück.
Es können hier nur ein paar wenige Seminarinhalte angesprochen werden, die im Übrigen natürlich noch im einzelnen vertieft werden müssen. Der Schwäbische Chorverband tat gut daran, zu besagten Seminaren eine überaus kompetente Fachtherapeutin und Validationslehrerin hinzuzuziehen, die seit vielen Jahren
ihre gesamte berufliche Arbeitskraft den alternden Menschen widmet und alle Themen abdeckt, die über die rein musikalischen Fragen hinausgehen.
Eine bohrende Frage darf zum Schluss noch erlaubt sein: Was singen wir mit den Menschen, die heute 30/40 Jahre alt oder jünger sind, so sie einmal ein einem Seniorenheim landen?
Sicherlich wird es keine ganz stumme Zeit werden. Wir arbeiten auch heute schon daran…
Gerald Kranich
Erlebnis 2019 in Heilbronn:
das Chorfest des SCV
Gerald Kranich ist Präsident des Chorverbandes Heilbronn und Beisitzer im Präsidium des Schwäbischen Chorverbandes. Mit dem Programm „Jedem Kind seine Stimme“ schuf er in Heilbronn ein Pilotprojekt für eine breite Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern im Bereich Stimme und Gesang. Für das Chorfest 2019 wird er der wichtige regionale Partner für den Schwäbischen Chorverband sein.
Als Präsident des Chorverbandes Heilbronn hat mich in 2016 am meisten die Vorbereitungsphase für das Chorfest 2019 bewegt. Nachdem im Präsidium klar war, dass wir uns in Heilbronn dafür bewerben wollten, wurden im Vorfeld bereits Gespräche mit der Stadt Heilbronn und der Geschäftsführung der Bundesgartenschau 2019 geführt. Gerade die Bundesgartenschau, die 2019 in Heilbronn stattfinden wird, bietet den Sängerinnen und Sängern für ein Chorfest ein besonderes Ambiente. Sowohl die Stadt als auch die BUGA sicherten zu, die Bewerbung auch finanziell zu unterstützen.
Nun galt es, zunächst die Mitglieder des Chorverbandes Heilbronn für die aktive Unterstützung zu gewinnen. Denn für die Organisation eines so großen Festes werden viele Hände gebraucht. Einhundert Prozent der Delegierten sahen bei der Verbandsversammlung des CV-HN im Februar die Chancen und gaben „grünes Licht“ für die offizielle Bewerbung. Die endgültige Entscheidung wurde jedoch erst von den Delegierten des Schwäbischen Chorverbandes bei der Verbandsversammlung getroffen. Ein Trio, bestehend aus der Vertreterin der Stadt Heilbronn, dem Chefplaner der BUGA und mir als Präsidenten des Chorverbandes, präsentierte die Stadt Heilbronn und das Gelände der Bundesgartenschau als idealen Austragungsort für das Chorfest 2019.
Es war eine große Freude, dass auch hier einstimmig für Heilbronn gestimmt wurde. Nun begann die Planungsarbeit in den verschie-densten Gremien. Als Zeitfenster wurde der 31. Mai – 2. Juni 2019 festgelegt. Erste kreative Ideen, wie das Fest wieder zu einem Highlight für den Chorgesang werden kann, wurden auf einer Arbeitstagung des SCV geboren. Auch auf der Arbeitstagung des CV-HN im November war ein Thema, wie der SCV bei der Organisation unterstützt werden kann. Ich bin sicher, dass es ein Event der Superlative wird und alle Beteiligten, die Stadt Heilbronn, die BUGA, der Schwäbische Chorverband und der Chorverband Heilbronn alles tun werden, damit die Sängerinnen und Sänger, aber auch die mitreisenden Gäste, das Chorfest 2019 in Heilbronn als ein Highlight in ihrem Chorleben bezeichnen werden.
Was bietet das Chorfest 2019 in Heilbronn
Heilbronn hat bereits 2009 bewiesen, dass es ein exzellenter Austragungsort für ein Chorfest ist. In Kombination mit der Bundes-gartenschau, die dort 2019 zu Gast sein wird, bietet sich dem Schwäbischen und dem Heilbronner Chorverband die Möglichkeit, ein Chorfest der ganz besonderen Art auszurichten.
Nach der Wahl des Austragungsortes auf dem Chorverbandstag 2016 in Kornwestheim haben auch sofort die Planungen begonnen, denn ein solches Großprojekt erfordert eine lange Vorlaufzeit. Bei einem „BrainWalk“ im ersten Quartal 2017 soll das Gelände der zukünftigen BuGa bereits von den Chorfestverantwortlichen besichtigt werden und erste Auftrittsmöglichkeiten abgeklärt werden.
Fest steht schon jetzt. Neben großen Werken sollen vor allem viele kleine Bühnen den Chören im Schwäbischen Chorverband viele Auftrittsmöglichkeiten bieten. Die ganze Stadt soll dabei klingen. In guter Tradition wird auch das Soziale Singen in Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und anderen Einrichtungen wieder eingerichtet werden.
Doch auch die schönsten Konzeptionen sind nicht viel wert, wenn sie nicht mit Leben gefüllt werden. Ein Chorfest ist ein Ereignis, das alle Chöre, Sängerinnen und Sänger, Chorleiterinnen und Chorleiter, sowie die Funktionäre angeht. Das Chorfest 2016 in
Stuttgart hat gezeigt, wie eine Stadt ganz Chor sein kann. Nehmen Sie teil! Nicht nur als Zuhörerin und Zuhörer, sondern auch aktiv mit Auftritten und Projekten. Die Organisatoren erhoffen sich vor allem viele neue Projekte und Kooperationen. Mit Kreativität zeigen, was Chorgesang alles leisten kann. Vor diesem Hintergrund startet das Chorfest 2019 in den Köpfen aller Beteiligter bereits jetzt.
In der SINGEN werden Sie über alle weiteren Entwicklungen und Fortschritte zeitnah informiert werden
Monika Brocks
Singen ist in jeder
Gesellschaft wichtig
Monika Brocks ist bereits seit 30 Jahren als Geschäftsführerin des Schwäbischen Chorverbandes tätig. In dieser Funktion ist sie zuständig für die Umsetzung wichtiger Projekte, aber vor allem auch für die Leitung der Geschäftsstelle in Stuttgart.
In diesem Jahr konnte ich erleben, wie eine Idee zur Wirklichkeit wurde, die mir seit längerer Zeit sehr am Herzen lag: Der Schwäbische Chorverband initiierte einen Chor in einer Justizvollzugsanstalt. Schon länger war das Projekt geplant, aber aus verschiedenen Gründen nicht umsetzbar. Und wie das manchmal im Leben so ist: Das Warten hat sich gelohnt. Auf einmal passte alles, vor allem gab es die richtigen Personen, die gewillt waren, das Projekt mit Leben zu erfüllen.
Warum sind mir solche Projekte so wichtig? Warum bin ich der Meinung, dass es für die Chöre, die Regionalchorverbände und den Schwäbischen Chorverband unerlässlich ist, sich in sozialen Bereichen zu engagieren?
Natürlich geht es auch um Imagepflege, um Mitgliedergewinnung (auch wenn das nicht sofort erkennbar ist). Für mich steht aber
im Vordergrund, dass wir der Gesellschaft mit dem Singen im Chor etwas anzubieten haben. Ich spreche hier von Miteinander, Emotionalität, Augenhöhe, Ernst-Genommen-Werden, Freude erleben, Bildung … Ich verstehe manchmal nicht, warum wir unser Hobby nicht selbstbewusster vertreten, sondern eher verschämt zugeben, dass wir in Chören singen.
Die letzten Jahre waren nicht leicht. Singen in der Familie, im Kindergarten, in der Schule, im Chor war nicht mehr selbstverständlich. Die Empfehlung war, doch unter der Dusche zu singen, ansonsten sich lieber mit etwas Nützlichem zu beschäftigen. Ich erinnere mich an schlechte Bonmots wie „demnächst fördern wir noch das pränatale Singen“ und mehr oder weniger gnädige Gespräche, wenn es um die musikalische Bildung der Kinder ging. Ich spüre hier eine Veränderung, die mich sehr freut.
Es ist inzwischen unumstritten, wie positiv sich Singen vor allem in Gruppen auf das Leben der Menschen auswirkt. Und wenn dies so ist, dann sollten wir sehr schnell Projekte umsetzen, die es Personen, die dringend positive Erfahrungen brauchen, ermöglichen, zu singen oder Lieder zu hören.
Der Schwäbische Chorverband ist inzwischen in einige Bereiche eingestiegen: Singen mit dementen Personen, Angebote für Alzheimerpatienten, Chorgruppen in Schulen zur Erziehungshilfe, Migrationsarbeit und Planung eines Inklusionsprojekts.
Ich freue mich auf 2017, denn ich bin sicher, hier gibt es weitere bewegende Projekte.
Die neue Singgruppe der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Gmünd
Wie wir schon in der Ausgabe 07 der Zeitschrift SINGEN berichtet haben, gibt es seit Juni 2016 eine Singgruppe in der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Gmünd. Die Gruppe wird von der erfahrenen Chorleiterin Gundhild Tost aus Schwäbisch Gmünd geleitet. Unterstützt wird sie von Schwester Sabine Götz, der katholischen Gefängsnisseelsorgerin.
Frau Tost hat uns vor kurzem folgende Rückmeldung gegeben:
Hallo Frau Brocks,
in der JVA läuft es gut, es hat sich ein fester Stamm gebildet. Neue Sängerinnen kommen auch dazu. Die Stimmung ist gut und einige der Frauen bedanken sich am Ende der Chorprobe und teilen mir mit, es habe Spaß gemacht.
Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg.
Herzliche Grüße
Gundhild Tost
Diese Meldung freut uns sehr, denn hier geht es nicht um alltägliche Chorarbeit. Frau Tost und Schwester Sabine müssen sich mit dem Gefängnisalltag und bestimmten Vorschriften arrangieren. Auch ist die Fluktuation sehr hoch, manche Frauen sind nur für ein paar Tage oder Wochen in der JVA.
Viel wichtiger ist natürlich, welche Auswirkungen das Mitmachen in der Chorgruppe für die Frauen während der Haft und v. a. auch nach der Entlassung hat. Hier wird sich das Projekt weiterentwickeln müssen (Patenschaften, Mitgliedschaft in einem Chor), wenn wir nachhaltige Ergebnisse erreichen wollen.