Deutscher Harmonikaverband Baden-Württemberg (DHV) und Schwäbischer Chorverband (SCV) bilden gemeinsam neue Musiklotsen in Bad Urach aus
Seit zehn Jahren bildet der Schwäbische Chorverband zusammen mit der Landesmusikjugend Baden-Württemberg und dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg 12- bis 15-jährige musikinteressierte Schülerinnen und Schüler der Haupt-, Werkreal- und Realschulen zu Musiklotsen aus.
Seit vier Jahren ist der Deutsche Harmonika Verband Kooperationspartner. An drei Standorten im Land gibt die Musiklotsenausbildung jungen Menschen die Möglichkeit sich musikalisch und pädagogisch für ihren Verein oder ihre Schule weiterzubilden. Auch 2017 haben wieder 19 motivierte und musikbegeisterte Jugendliche den Weg nach Bad Urach gefunden, um dort für eine Woche tiefere Einblicke in die Bereiche Dirigieren, Musiklehre, Erlebnispädagogik, Stimmbildung und Rhetorik zu erhalten.
„Neben der bereits vorhandenen Musikalität im Bereich Gesang oder Instrumentalspiel, lernen alle gemeinsam zu Beginn der Ausbildung das Spiel auf der Mundharmonika.“ erzählt Heiderose Riefler, Lehrgangsleiterin vom DHV. „Alle haben die gleichen Ausgangsbedingungen und es ist eine sehr gute Möglichkeit Instrumentalmusik und Gesang zu verbinden.“ Seit vier Jahren führen DHV und SCV im Auftrag der Landesmusikjugend die Musiklotsenausbildung in der Jugendherberge Bad Urach durch. „2017 war ein besonderer Jahrgang“, berichtet Holger Frank Heimsch, Lehrgangsleiter des SCV. „Aus ganz Baden-Württemberg haben sich Schülerinnen und Schüler angemeldet, die eine sehr hohe Musikalität und ein großes Interesse an den Kursinhalten mitbrachten.“
Fünf Tage, viele Themenfelder: Erlebnispädagogik gehört immer an den Anfang der Ausbildung. Unter Anleitung von Erlebnispädagoge Michael Zonsius lernte sich die Gruppe auf spielerische Weise kennen. Durch die Verbindung von Spiel und Spaß vermittelte Zonsius den angehenden Musiklotsen neue Methoden der Gruppenfindung, Auflockerungsübungen und Formen der Organisation einer Gruppe. Eine Nachtwanderung zur Burg Hohen Urach rundete den ersten Tag ab.
Körper, Stimme, Haltung: Drei Themenfelder, die Theaterpädagogin Daniela Pöllmann mit den Jugendlichen einen Tag lebhaft und sehr intensiv erarbeitet hat. Sei es das Präsentieren vor einer Gruppe, die richtige Körperhaltung beim Musizieren oder das kraftvolle Einsetzen der Stimme. Den Schülerinnen und Schülern wurde viel abverlangt. Körperpräsenz, Atmung und Konzentration waren für die Teilnehmer harte Arbeit.
Wie gründe ich einen Verein? Viele Schülerinnen und Schüler sind in Vereinen und wissen es dennoch nicht. Ob DLRG, Feuerwehr, Ballett oder Kirche – jeder von ihnen ist mit der Struktur eines Vereines in Berührung gekommen. Zusammen mit den Dozentinnen Katrin Heimsch und Tanja Wolf aus dem Vorstand der Chorjugend im Schwäbischen Chorverband lernten die angehenden Lotsen, was ihnen ein Verein alles bieten kann und welche Grundvoraussetzungen ein Verein mit sich bringt. Das erlernte Wissen wurde direkt in die Praxis umgesetzt. Die Schülerinnen und Schüler gründeten Vereine zur musikalischen Integration von Migranten, Vereine zur musikalischen Praxis mit Senioren und einen Naturfreundeverein. „Da bekommt man gleich Lust in den Vereinen Mitglied zu werden.“, so die Dozentinnen, „Die Begeisterung der jungen Vereinsgründer ist ansteckend.“
Musik rund um die Uhr: Neben den theoretischen und praxisorientierten Lehrinhalten im Bereich Musiklehre, Rhetorik und Vereinswesen stand die Musik immer im Mittelpunkt der Ausbildung. „Das Besondere an diesem Jahrgang war, dass alle Lotsen musikalisch aktiv sind und jeder sich auch freiwillig präsentieren wollte.“, freuten sich Heimsch und Riefler. Die Grundkenntnisse des Dirigierens lernten alle Lotsen und waren am Ende der Woche in der Lage, eine musikalische Gruppe anzuleiten und mit ihr zu arbeiten.
Besonderes Highlight war die Einzel- und Gruppenstimmbildung mit Martin Chrost. Er ging auf jeden Lotsen sehr intensiv ein und wandelte eventuelle stimmliche Schwächen in Stärken um. Dies zeigte sich beispielsweise im Rahmen der Abschlussveranstaltung am Freitagnachittag in Anwesenheit der Eltern und Vertretern der Veranstalter. Hier rührten die musikalischen Beiträge die Zuschauer zu Tränen. „Wir freuen uns sehr, dass wir 19 motivierte Musiklotsen in die Vereine und Schulen zurücksenden können.“, so Heimsch und Riefler. „Besonders freut es uns, dass ein Großteil der Gruppe die D1-Ausbildung im Schwäbischen Chorverband im Herbst und anschließend den Musikmentorenlehrgang 2018 absolvieren möchte.“
Holger Frank Heimsch