Gedanken zu einem stets aktuellen Thema aus dem Landesmusikverband Baden-Württemberg
„Demokratie heißt, sich in die eigenen Angelegenheiten einmischen“ (Max Frisch). Das war schon lange nicht mehr so notwen-
dig wie heute. Gerade die Friedfertigen, die Leisen und Anständigen, die es unter Sängerinnen und Sängern zuhauf gibt, müssen sich jetzt artikulieren.
Eine Keimzelle der Demokratie
Und wo lernt man das? Im (Instrumental- und Chor-) Verein. Historisch gesehen waren die Gesangvereine im Südwesten Keimzellen der Demokratie. Und noch heute haben Vereine die demokratischen Prinzipien in ihren Grundfesten verankert. Hier werden demokratische Strukturen und Verhaltensweisen geübt und bewahrt. Das generationsübergreifende Miteinander durch alle gesellschaftlichen Milieus und Schichten hindurch zeichnet Musik- und Chorvereinigungen besonders aus. Jüngere lernen im Verein ganz selbstverständlich von Älteren – und umgekehrt, und das nicht nur musikalisch, sondern in der Diskussion und gemeinsamen Willensbildung.
Demokratie braucht nicht nur Diskussion und Diskurs, sie braucht auch Entscheidungen. Diese entwickeln sich entweder im Konsens, als Kompromiss oder per Mehrheitsentscheidung. Wie und wo findet man in einer stark diversifizierten und individualisierten Gesellschaft Mehrheiten oder einen Kompromiss? Das ist ein aufwändiges Unterfangen, das nur gelingt, wenn es zumindest eine gemeinsame Wertebasis und Kommunikationsbereitschaft unter den Beteiligten gibt. Es gelingt auch nur, wenn man den Anderen und seine Meinung (sofern sie sich in den Grenzen des Rechtsstaates bewegt) etwas gelten lässt. Das ist gelebte Freiheit, für die nicht zuletzt die Gesangvereine über Jahrhunderte hinweg eingestanden sind.
Wie viel Freiheit anderen Rechtsgütern wie Sicherheit und Wohlstand zu opfern ist, muss ganz sensibel austariert werden. Denn einmal preisgegebene Freiheit ist nur ganz schwer wiederzuerlangen. Auch für diese Erkenntnis ist der Verein eine Keimzelle unserer Gesellschaft.
Dies ist mit ein Grund, weshalb wir junge Menschen fördern, die sich im Verein engagieren wollen. Mittlerweile im zweiten Jahr bietet der Landesmusikverband, organisiert vor Ort maßgeblich auch durch den Schwäbischen Chorverband, das Seminarprogramm „Mitspielen in der Zukunft. Vereinsmanagement in der Amateurmusik“, und die Landesmusikjugend bietet dazu ein Zuschussprogramm für Jugendliche an, durch das der Großteil der anfallenden Teilnahmegebühren übernommen wird.
Der Landesmusikverband möchte Sie, die Sängerinnen und Sänger, gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern aus den anderen Musik- und Instrumentalvereinen in unserem Dachverband auch künftig im demokratischen Prozess unterstützen. Wir ermöglichen Ihnen den direkten Austausch zwischen VereinsvertreterInnen und den PartnerInnen im demokratischen Miteinander vor Ort: der Kommunalpolitik.
Sich gemeinsam austauschen
Merken Sie sich jetzt schon den 16. März 2019 vor, wo der Landesmusikverband gemeinsam mit dem Gemeindetag Baden-
Württemberg ein Symposium zur Thematik anbieten wird. Bereits für diesen Jahr planen wir noch eine ganz besondere Aktion und bereiten eine Plattform zum Singen und Musizieren in der Adventszeit vor. Lassen Sie uns gemeinsam den Qualitätsanspruch an unser Tun verdeutlichen und aufzeigen, für was wir stehen: Für Miteinander, Offenheit und Traditionswahrung, und zwar indem wir die Flamme am Brennen halten und
nicht die Asche bewahren!