Einblicke in das neue Programm der Deutschen Chorjugend „Kinderchorland – in jedem Ort ein Kinderchor“
Kinderchorland – der Name ist Programm und Vision in einem: In jedem Ort ein Kinderchor, sodass Deutschland zu einem Kinderchorland wird! Wir möchten mit dem Programm dazu beitragen, diese Vision in die Tat umsetzten. Dazu verfolgt das Programm drei Ziele: Es geht darum, die Gründung von Kinderchören vor allem in ländlichen Räumen anzukurbeln, diese und schon bestehende Kinderchöre bei einer musikalisch-pädagogisch qualitativen Umsetzung zu unterstützen und die Kinderchorszene – all die wunderbaren Initiativen, Organisationen und Chöre, die es schon gibt – aber auch Interessierte stärker zu vernetzen.
Dazu haben wir verschiedene Strategien entwickelt. Unter anderem den sogenannten SingBus. Zum Auftakt des Programms werden wir im Sommer 2020 den SingBus auf eine Tour durch die ganze Bundesrepublik schicken. Es wird verschiedenste Stopps geben mit Workshops, Fachtagen, Konzerten und hoffentlich vielen Kinderchor-Neugründungen in jedem Bundesland. Jedem neuen Kinderchor wird ein Patenchor an die Seite gestellt, das Ziel ist fachlicher Austausch und ein Begegnungskonzert der beiden Kinderchöre. Parallel entwickeln wir das Webportal „Kinderchorland“, das auch zur digitalen Vernetzung beitragen soll und mit kreativen Impulsen bestückt wird: Fachartikeln, Videos und Webinars. Unsere Tour werden wir im Sommer 2021 mit einem großen Aktionstag und einem Symposium beenden, das sich auch an die Politik richtet. Denn langfristig wollen wir auch weitere Finanztöpfe generieren, um neugegründete und schon bestehende Kinderchöre mit Finanzmitteln zu unterstützen. Denn qualitätsvolle Arbeit braucht gute finanzielle Rahmenbedingungen und Wertschätzung! Hier sind wir bereits im Gespräch mit verschiedensten möglichen Förderern – wer eine zündende Idee oder einen Kontakt hat oder gar selbst das Projekt unterstützen will, melde sich gern bei der DCJ. Denn nur zusammen sind und singen wir stärker! #ZusammenSingenWirStärker
An wen richtet sich das Programm denn genau?
An ausgebildete Kinderchorleitende, ChormanagerInnen, ChorbetreuerInnen und solche, die es noch werden wollen. Warum diese drei? Zusammen mit einer ehrenamtlichen Arbeitsgruppe sind wir in den letzten Zügen der Entwicklung des Selbstverständnisses vom Kinderchorland. Ein wichtiges Ergebnis zum Thema Rahmenbedingungen ist, dass idealerweise die Arbeit im Team gewuppt wird, mit einer Chorleitung für die musikalische Arbeit, einer Person fürs Organisatorische und, da es sich um Kinder handelt, auch jemanden für die Chorbetreuung, um das wichtige Thema Kindeswohl gewährleisten zu können. Zu diesen drei Bereichen wird es auf dem Webportal Impulse geben und diese drei Bereiche sollten bei der Kinderchorgründung mit motivierten Menschen besetzt sein. Das Programm richtet sich aber auch an schon bestehende Kinderchöre, die Interesse an dem Patenchorprogramm haben und Lust haben, dass der SingBus auch bei ihnen vorbeifährt. Außerdem richten wir uns an Organisationen, Verbände und Institutionen aus dem Bereich Weiterbildung, die wir mit Interessierten vernetzen wollen.
Was hat es mit dem SingBus auf sich?
Der ausgebaute Bus hat einerseits eine ausfahrbare Bühne, sodass man auch mitten auf dem Marktplatz eines kleinen Ortes Konzerte geben kann. Andererseits wird es im Bus eine interaktive Ausstellung rund ums Singen mit spielerischen Exponaten zum selbst Ausprobieren geben. Zum Beispiel ein Modell des Singapparates, mit großen Kanistern als Lungenflügel, Gummibändern als Stimmbänder und verschiedenen Resonanzbehältern. Das Modell zeigt, wie die sonst im Körper versteckte Klangproduktion funktioniert und wie sich der Ton durch Veränderung der Resonanzräume verändern lässt, wo man direkt spielerisch bei einem wichtigen Thema ist: Stimmbildung und gesunder Umgang mit Kinderstimmen! Der Bus ist quasi der erste Dominostein in der Kette von Workshops, Patenchor-Konzerten und vielem mehr, mit dem wir das Thema Singen sichtbar in die ländlichen Räume bringen und die Gründung von Kinderchören anstoßen und begleiten wollen.
Warum ländliche Räume?
Natürlich soll das Programm alle motivieren und unterstützen, die einen Kinderchor gründen wollen, doch in der Anfangsphase des Programms wollen wir ein besonderes Augenmerk auf die oft vergessenen Winkel der Republik werfen. Gerade auf dem Land gibt es in Bezug auf Kinderchöre viele weiße Flecken – die, wie wir bei der Europawahl gesehen haben, auch oft blau eingefärbt sind. Mit dem Kinderchorland verbinden wir auch eine politische Aufgabe: Denkt man an Kinderchöre, ist Politik nicht unbedingt das erste, was einem dazu einfällt. Doch gerade das Singen in Gemeinschaft, im besten Fall von klein auf und dann ein Leben lang, ist nicht nur eine persönliche Bereicherung, sondern auch eine gesellschaftliche. Zum Singen müssen Kinder nicht erst teure Instrumente kaufen. Sie bringen ihr Instrument direkt mit und können sofort zusammen mit anderen in den reichen Kulturschatz der Chormusik eintauchen, angefangen bei einstimmigen Kinderliedern, über Volkslieder, Lieder in anderen Sprachen und aus anderen Kulturen, bis hin zu ersten mehrstimmigen Liedern aus allen Genres und Epochen.
Kinderchor ist also ein Ort, der Kindern unabhängig vom sozioökonomischen oder kulturellen Hintergrund einen Zugang zur kulturellen Teilhabe ermöglicht, wo Kinder musikalisch und persönlich wachsen können und Gemeinschaft und Vielfalt als etwas Positives erleben. Erfahrungen und Werte, die gerade in unserer Zeit immer bedeutsamer werden. Kinderchorarbeit ist eine wichtige gesellschaftspolitische Arbeit und nicht „einfach nur singen mit Kindern“. Wer also Lust hat, Teil des Kinderchorlands zu werden, darf sich gerne melden!
Sie wollen mehr über das Projekt Kinderchorland erfahren? Alle Informationen erhalten Sie über die Deutsche Chorjugend:
Clara Schürle clara.schuerle@deutsche-chorjugend.de
+49 (0)30–847 10 89-52
www.deutsche-chorjugend.de/programme/kinderchorland