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SINGEN 2020-04, Thema

Sind die Strukturen des SCV noch zeitgemäß?

Jörg Schmidt
1. April 2020

Seit fast 175 Jahren besteht der Schwäbische Chorverband durch gute und durch schwere Zeiten. Braucht es nun eine Erneuerung? 

 

Unser Schwäbischer Chorverband ist heute in 24 Regionalchorverbände unterteilt: 22 Flächenverbände, der Wilhelm-Hauff-Chorverband Stuttgart und den Verband der Stuttgarter Kinder- und Jugendchöre. Diese Struktur besteht seit vielen, vielen Jahren. Sie ist aber nicht selbstverständlich und war vor allem nicht von Anfang an so vorgesehen.

 

 

Die Entwicklung der Regionalchorverbände 

 

Als der Schwäbischen Sängerbund im Jahre 1849/1850 auf den Weg gebracht wurde, war er eine Gründung der Vereine. Anders als zum Beispiel beim Deutschen Sängerbund (heute Deutscher Chorverband) hatten sich im Vorfeld nicht etwa regionale Strukturen gebildet, die dann mit der Zeit eine Zusammenfassung, ein gemeinsames Dach erfuhren, sondern es waren von Anfang an die Vereine, die sich zum „Schwäbischen Sängerbund“ zusammenschlossen. Die ersten „Gaue“, wie unsere Regionalchorverbände (RCV) damals hießen, wurden erst in den 1880er Jahren gegründet, es begann 1882 mit dem Fildergau, 1884 kamen der Hohenloher Gau und Westgau dazu, 1885 der Oberschwabengau. Erst seit 1919 war die Aufteilung des Verbandsgebiets in Gaue verbindlich – Hintergrund war, dass sich zentrale Aktivitäten angesichts der im Vergleich zu heute schlechten Verkehrsverbindungen schwer umsetzen ließen und deshalb ortsnähere Lösungen gesucht wurden. Es gab aber damals keine strikten Grenzen zwischen den Gauen, ihre Zugehörigkeit sollten die Vereine unter sich ausmachen, wobei auch räumliche Zusammengehörigkeit und Erreichbarkeit eine Rolle spielten. 

 

Regionalchorverbände in allen Formen und Größen 

 

Heute haben wir somit die erwähnten 24 Verbände. Die Unterschiede z. B. in der Größe unserer RCVs sind allerdings enorm: der Verband Region Kocher etwas hat 124, der Hermann-Hesse-Chorverband 25 Vereine. Der Eugen-Jaeckle-Chorverband über 4.000 Sängerinnen und Sänger, der Hermann-Hesse-Chorverband knapp 700. 

 

Nun ist schiere Größe sicher kein Argument für irgendetwas und ich will auch nicht in Abrede stellen, dass die bestehende Struktur einige Vorteile hat: Es ist die Tradition, die trägt – und mit Stolz feiern einige unserer regionalen Chorverbände derzeit ihr 100-jähriges Jubiläum -, es ist die Basisnähe aufgrund der Kleinräumigkeit, es ist die regionale Identifikation und letztendlich auch das Beziehungsgeflecht, in dem man sich auskennt – man weiß, wo man daheim ist und wen man ansprechen muss. 

Strukturen in den einzelnen Regionalchorverbänden machen den Unterschied 

 

Auf der anderen Seite ergeben sich aus der derzeitigen Struktur aber auch Nachteile: Weniger aus der grundsätzlichen Unterteilung, sondern eher aus der Unterschiedlichkeit hinsichtlich Größe und damit auch Leistungsfähigkeit. Wir können über die RCV keine einheitlichen Angebote für unsere Vereine machen, es bestehen unterschiedliche Beiträge und es gibt einen hohen Personalbedarf: Wir brauchen 24 Vorstände, 24 Musikdirektoren und -direktorinnen, 24 Zuständige für die Jugendarbeit und so fort. Zudem, und das habe ich in der Vergangenheit mehrfach schmerzhaft erlebt, besteht eine Differenz zu den politischen Verwaltungsgrenzen: Der Schwäbische Chorverband (ebenso wie die Freunde vom Badischen Chorverband natürlich) hat weder die Bildung des Landes Baden-Württemberg 1952 nachvollzogen noch die Kreisreform 1972. Und hier merken wie immer wieder, dass es den Landkreisen respektive den Landräten relativ leicht möglich ist, uns gegeneinander auszuspielen. Ich höre immer wieder: „Wenn ich Euch etwas gebe, dann muss ich es den anderen auch geben.“ Und so bekommt keiner etwas. 

 

Und deshalb denken wir im Präsidium seit einiger Zeit über eine Strukturänderung nach, wobei diese kein Selbstzweck sein soll – uns geht es um eine Qualitätssteigerung und eine Professionalisierung und damit letztendlich um ein verbessertes Angebot für unsere Vereine. 

 

Eine Umfrage brachte Ergebnisse 

 

Über die Jahreswende 2019/2020 hat die Geschäftsstelle des SCV bei unseren Regionalchorverbänden eine Umfrage gestartet. Wir wollten wissen, ob es bei den RCV eine Geschäftsstelle gibt, wie sie besetzt ist und ob sie feste Sprechzeiten hat. Wir wollten wissen, ob es Vorständetagungen gibt für die Vereine, ob eine eigenständige Chorjugend im RCV existiert, ob Projekte im Bereich Nachwuchsarbeit durchgeführt werden (und insbesondere die C1- Ausbildung), ob es Weiterbildungen für die Sängerinnen und Sänger gibt und ob die Vereine Unterstützung bekommen, wenn es dort einmal brennt. 

 

Diese Umfrage hat gezeigt, dass es riesengroße Unterschiede in der Struktur und den Angeboten unserer RCV gibt und damit leider auch eine unterschiedliche Qualität der Unterstützung unserer Vereine. Man kann es auf den Punkt bringen: die Qualität der Unterstützung unserer Chöre hängt letztendlich vom Zufall des Ortes ab. Aber da weder der Schwäbische Chorverband noch sein Präsident noch ein regionaler Chorverband Selbstzweck sind, sondern es immer darum geht, möglichst gute und umfassende Beratungs- und Unterstützungsangebote für unsere Vereine zu bieten, heißt das auch, dass wir einheitliche Leistungsstandards erreichen müssen, im Interesse unserer Mitglieder. Und deshalb bin ich überzeugt: Wir brauchen dazu neue, schlagkräftigere Strukturen in der Fläche, wir brauchen eine Straffung unserer Struktur. Der Weg, Kooperationen einzuschlagen, hat in der Vergangenheit selten zum erwünschten Ziel geführt. Wie oft mussten Fortbildungsveranstaltungen oder ähnliches mangels aus-
reichender Teilnehmerzahlen abgesagt werden, weil es nicht gelungen ist, den Nachbarverband mit einzuladen. 

 

Positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Regionen 

 

Hinzu kommt aus meiner Sicht, dass wir durch eine Neuordnung der Struktur eine Aufwertung des Singens in der Region bekämen, eine bessere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Wir wären einheitliche Ansprechpartner für die Kulturförderung der Landkreise und die hätten damit nicht mehr die Möglichkeit, uns „gegeneinander auszuspielen“. Wir würden Doppelstrukturen aufgeben und damit auch Kostenreduzierung erreichen, wir könnten die Ehrenamtlichen entlasten und damit oft genug das Ehrenamt überhaupt erst sicherstellen, wir würden unsere Kräfte bündeln, eine bessere Transparenz herstellen und es täten sich – auch das ist nicht zu unterschätzen – auch Synergie-Effekte mit anderen Verbänden der Amateurmusik auf. Warum soll es nicht möglich sein, wie bereits auf RCV-Ebene passiert, dass wir uns beispielsweise mit der Blasmusik zu gemeinsamen Geschäftsstellen zusammenschließen. 

 

Ich höre die Sorge, dass wir hier Vertrautes – unsere bestehenden RCV-Strukturen – ohne Not opfern. Ich bin mir bewusst, dass es schwer ist, sich in neue Strukturen hineinzudenken. Aber wir müssen diskutieren, solange wir noch die Zeit haben, uns in Ruhe Gedanken zu machen und nicht Getriebene von Entwicklungen sind – wenn es zum Beispiel niemanden mehr geben sollte, der Verantwortung in den RCV übernehmen will oder unsere Finanzsituation noch enger wird. Es ist auch noch nichts entschieden; was bislang auf dem Tisch liegt, sind Vorschläge. Und es wird Übergangszeiten geben, wo wir vielleicht auch erst einmal mit Doppelbesetzungen in den RCV-Präsidien arbeiten werden. 

Gemeinsam die Zukunft gestalten 

 

Wir haben die Überlegungen im Präsidium besprochen und im Januar 2020 mit den Vorsitzenden, Musikdirektoren und Jugendreferenten der RCV. Bei unserem Chorverbandstag 2020 in Riederich werden wir unsere Delegierten informieren und uns den Auftrag abholen, uns auf den Weg zu machen in die Diskussion in der Fläche. Mir schweben Regionalkonferenzen vor, wo wir vor Ort mit den Vereinsvertretern besprechen, was sie von uns – dem SCV – und ihren Regionalchorverbänden noch mehr an Unterstützung brauchen, was das für unsere Standards bedeutet und was wir uns leisten können und wollen. Entschieden werden soll es dann beim Chorverbandstag 2021, die neue Struktur soll dann 2024, im Jubiläumsjahr des SCV, stehen. 

 

Ich wiederhole mich: Strukturen sind kein Selbstzweck, aber sie bestimmen das, was ist und was passiert. Meine Aufgabe als Präsident des Schwäbischen Chorverbandes, die Aufgabe aller Verantwortlichen im SCV und in den RCV ist es, auf Basis unserer Tradition die Chormusik, das Singen und das Erleben von Gemeinschaft zu pflegen und in die Zukunft zu tragen. Aber nur, wenn wir uns zukunftsfähig aufstellen, können wir dieser Mission auch weiter gerecht werden. 

 

Dr. Jörg Schmidt 

 

 

 

„Ich betrachte die Neuordnung als wichtig und machbar. Wir sehen überall das Thema der Zusammenlegung bei Banken und anderem, man wird dadurch schlagkräftiger.“ 

Siegfried Schneider  

Präsident CV Otto-Elben 

 

„Den Diskussionsvorschlag zur Neustrukturierung der Regionalverbände finde ich persönlich gut.  

Wir müssen verstaubte Strukturen aufbrechen, neue Wege gehen und die sich daraus ergebenden Chancen nutzen. Wir können noch mehr Qualität und Leistungsfähigkeit durch eine breitere Fläche und größere Choranbindung erzielen. Machen wir uns nichts vor, der Chorgesang steht im Wandel der Zeit.“ 

Michael A.C. Ashcroft
Präsident CV Zollernalb 

 

„Der Schwäbische Chorverband denkt seit seiner Gründung 1849 zum ersten Mal wieder über eine große Strukturreform nach. Das finde ich beeindruckend. Jetzt haben wir die Möglichkeit, den Verband zukunftsfähig zu machen und ich bin froh, dabei zu sein.“ 

Katharina Burger
Stellv. Vorsitzende der Chorjugend 

 

„Und wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Wir müssen dieses enorme Potenzial in unserer Gesellschaft nutzen und weiterhin den Chorgesang für alle Schichten unserer Gesellschaft attraktiv machen. Mit einer Diskussion zur Verschmelzung von regionalen Chorverbänden eröffnen wir uns eben jene Möglichkeiten und Chancen, die wir für die zukünftige Sicherung des Chorgesanges sicherlich benötigen. Ich persönlich bin ganz offen für eine derartige Diskussion.“ 

Michael A.C. Ashcroft
Präsident CV Zollernalb 

 

 

 

Die Regionalchorverbände des Schwäbischen Chorverbandes 

01 Chorverband Donau-Bussen 

02 Chorverband Otto Elben 

03 Chorverband Enz 

04 Chorverband Filder 

05 Chorverband Heilbronn 

06 Chorverband Hohenloher Gau  

07 Chorverband Hohenstaufen  

08 Eugen-Jaekle-Chorverband  

09 Chorverband Johannes Kepler  

10 Chorverband Kniebis-Nagold  

11 Chorverband Region Kocher  

12 Oberschwäbischer Chorverband 

13 Chorverband Karl Pfaff 

14 Chorverband Friedrich Silcher 

15 Chorverband Friedrich Schiller 

16 Chorverband Schwarzwald-Baar-Heuberg  

17 Wilhelm-Hauff-Chorverband Stuttgart 

18 Chorverband Ludwig Uhland 

19 Chorverband Ulm 

20 Hermann-Hesse-Chorverband 

21 Zabergäu-Sängerbund 

22 Chorverband Zollernalb 

23 Sängerkreis Mittlerer Neckar 

24 Verband Stuttgarter Kinder- und Jugendchöre 

 

Mitglieder, Organisationsentwicklung, Verband, Vereinsentwicklung
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