Zur Verabschiedung von Dieter Aisenbrey, Walter Gropper und Alfons Scheirle von der Lehrtätigkeit bei den Chorleiterkursen.
Wann können Lotsen von Bord gehen? Dann wenn das Boot in ruhigem und sicherem Fahrwasser ist. Der Lotse hat sich mit seinen Spezialkenntnissen eingebracht und das Schiff sicher geführt. Mit diesem Bild lässt sich die Tätigkeit dieser hochverdienten Chor-Pädagogen und allseits geschätzten Musiker beschreiben, die maßgeblich die Entwicklung der Chorleitungsausbildung im Schwäbischen Chorverband mitgeprägt haben.
Was wird hier vermittelt?
Zunächst das Fachwissen: Chorleiten, Methodik, Didaktik, Musiktheorie und Gehörbildung, Musikgeschichte usw. und so banale Dinge wie z. B. wie stelle ich ein richtiges Programm zusammen.
Als weiterer wesentlicher Ausbildungsinhalt, der gar nicht so leicht zu erkennen ist gehört die Persönlichkeitsbildung, die Stärkung des Selbstbewusstseins. Der richtige Umgang in einer Führungs- und Leitungsfunktion muss erlernt werden. Dies ist aber kein Stoff, der in sieben Kapitel à vier Abschnitten auswendig gelernt werden kann. Es ist etwas, das man erleben und schätzen muss. Dafür braucht es Vorbilder – Vorbilder, die in sich authentisch und schlüssig sind. Das macht den guten Chor-Pädagogen aus!
Sein persönliches Fachgebiet mit dieser vorbildlichen pädagogischen Qualität zu verbinden, war allen dreien gegeben. Dabei ist das Fachwissen durch ein solides Hochschulstudium angelegt und durch viele Jahre praktische Chorarbeit gereift.
Dieter Aisenbrey
Dieter Aisenbrey ist seit 1966 Chorleiter in Kornwestheim, war stellvertretender Gauchorleiter (ab 1981), Gauchorleiter (1993-2003), Mitglied des Musikausschusses (2002) und stellvertretender Bundeschorleiter beim Schwäbischen Chorverband ab 2008 und ist so durch alle möglichen Ehrenämter gekommen. Sein profundes Fachwissen, gepaart mit dem ihm eigenen Humor, ließ jede Begegnung zu einem Erlebnis werden. So war keine seiner Lehrveranstaltungen der GCA trocken – mit Witz gepaart prägt sich Wissen leichter ein!
Die GCA war ursprünglich eine „gemeinsame Chorleiter-Ausbildung“ von Verein und Schule, von SCV und Ministerium. Nach einem Umbau liegt sie nun ganz in der Hand des Chorverbandes und nennt sich „Grundstufe Chorleiter-Ausbildung“. Dieser zuletzt von Dieter Aisenbrey geleitete Kurs schließt mit der C2 Prüfung ab.
Walter Gropper
Walter Gropper vermittelte vielen „Seminaristen“ – gemeint sind die Teilnehmer des „Hugo-Herrmann-Seminars“ C3 – das Fach Musikgeschichte. Kurz nach Adam und Eva fand er schon Belege für frühes Musizieren in Höhlenzeichnungen. Von hier aus spannt er den Bogen chorischer Musikgeschichte bis zur Neuzeit hin. Neuzeit war bei ihm aber keineswegs die chorische Gebrauchsmusik mit Kopiererlaubnis eines Manfred Bühler. Wehe, wenn man die Niederungen musikalischen Banalismus in einem zu erstellenden Chorprogramm genannt hat. So ging es bei Walter Gropper immer um Qualität in der Chorarbeit, ebenso wie das Kennenlernen anspruchsvoller Chorwerke – und genau so anspruchsvoll hat er diese Werke immer wieder in seinen Lehrstunden singen lassen.
Walter Gropper war als „Bundespressereferent“ von 1978 bis 1998 unter anderem für das Erscheinen der „Schwäbischen Sängerzeitung“ zuständig.
Alfons Scheirle
Ja was soll man zu diesem allbekannten Phänomen noch sagen? Wer kennt ihn nicht, den stets freundlichen, mit Witz und hintersinnig argumentierenden, mit 9 ½ Fingern virtuos Klavierspielenden, den weitsichtig planenden, den Stihl-schwingenden Kleingärtner … und ist er nicht DAS Beispiel dafür, dass Chorleiten jung hält?
Im C3-Seminar war er zunächst als Dozent für Musikgeschichte, dann als Leiter des Kurses mit dem Fach Chorleitung, anschließend als Dozent für Stimme/Sprache tätig. Im Laufe seiner 45-jährigen Tätigkeit hat er so über 600 Seminaristen zur Prüfung geführt. So singt und klingt es im ganzen Land und darüber hinaus à la Scheirle. Vielen hat er seinen Witz und Charm mit auf den Weg gegeben. Aus diesem Grund klingts im Schwäbischen freundlicher und besser.
Allen dreien herzlichen Dank. Ihr wart und seid für den SCV prägend. Eure Spuren sind tief in unserer Chorlandschaft verwurzelt.