Ein Druck in Schwarz-Weiß, aber eine umso buntere Berichterstattung
Es war an einem Sonntag anno 1978 auf der Orgelbank von St. Johannes in Fellbach. Alfons Scheirle sprach mich darauf an, ob ich nicht Lust hätte…usw. Da jeder Widerstand zwecklos war, trat ich alsbald das „Amt“ des Bundespressereferenten an und übernahm zusammen mit meiner Frau den „Job“ der Redaktion der „Schwäbischen Sängerzeitung“, bis dato eines mir unbekannten Organs. Das bedeutete: Monat für Monat stoßweise Manuskripte, oft handgeschriebene, redigieren oder neu schreiben, natürlich auf der mechanischen Schreibmaschine. Dann ab die Post (!). Wenige Tage darauf die Druckfahnen korrigieren und sich wundern, wie der Setzer diese schwer leserlichen Papiermassen in fast fehlerfreien Blocksatz brachte; dann wieder zurück zum Verlag nach Hechingen. Der spannendste Tag des Monats war der des Erscheinens, stets verbunden mit der bangen Frage: wie oft läutet heute das Telefon, wie reagiere ich auf die teils heftigen Beschwerden, weil man Texte kürzte oder überhaupt nicht brachte? Die sogenannten „Gauberichte“ waren offenbar für die Chöre enorm wichtig, für uns eher ein Problem.
Den „redaktionellen Teil“ schrieb ich fast komplett allein und wenn Berichte von bedeutenden Veranstaltungen des Schwäbischen Sängerbundes anstanden, dann begann ein weiterer Kreislauf: Fotos machen, im Geschäft entwickeln, an den Verlag schicken usw. Natürlich war alles schwarz – weiß! Gerne schrieb ich Rezensionen, machte auch Rätsel und sogar Fortsetzungsgeschichten gab es.
Noch ein Gruß aus dem Jenseits
Ich lebe zwar noch gut, sogar sehr gut, aber wenn man die Entwicklung betrachtet, die die „Sängerzeitung“ (so sage ich halt immer noch) nach meiner Ära genommen hat, dann komme ich mir vor wie ein Fossil, wie jemand aus einer anderen Welt. Natürlich waren und sind meine Nachfolger sehr tüchtige Leute, aber der technische Umbruch war doch enorm. Das Zauberwort „Digitalisierung“ hat nicht nur die Arbeitsweise, sondern auch das ganze Gesicht der Zeitschrift verändert. Aus der Grau-in-Grau-Statik wurde ein bunt bewegtes Gebilde. Ihr habt alle Möglichkeiten genutzt, um die SINGEN weiterhin zu einer führenden Chorzeitschrift in deutschen Landen zu machen (mit ein wenig Stolz darf ich sagen, dass man dieses Attribut schon meinem „Blättle“ gemacht hat). Die themengebundenen Ausgaben sind eine gute Idee und ich beneide euch für die tolle Lösung, die ihr für die „Gauberichte“ gefunden habt. Das zweite Jahrhundert startet zwar in einer chorunfreundlichen Zeit, aber ihr macht das Beste daraus!
Walter Gropper
Liebe Jubilarin,
erwartungsgemäß hast Du es vor mir geschafft, dieses „preisend mit viel schönen Reden“ zu feiernde, dreistellige Jubiläum zu erreichen. Ad multos annos! wünsche ich Dir und viele interessierte LeserInnen in den Chören.
Was die SINGEN für mich war, ist verständlicherweise subjektiv unterfüttert. Ich habe ihren Vorgänger, die „Schwäbische Sängerzeitung“, ja als ein Verlagsprodukt übernommen, das mehr an Lockout für sängerisches Wohlbefinden als an Layout erinnerte. Pech für den Redakteur! Der hatte eine exzellente Arbeit gemacht. Doch die Leser wollten Farbe, ein ansprechendes Layout und neue Themen. Es war die Blütezeit vieler Junger Chöre. Gleich die erste Ausgabe vom März 1998 schlug ein. Die „SSZ“ wurde zum Hit in den Chorvereinen, wenig später zum Kit zwischen Jung und Alt. Bereits ein Jahr später bewies sie mit dem Wettbewerb „150 neue Chöre für 150 Jahre Schwäbischer Sängerbund“ die Kraft guter Ideen. Ich hatte in der Folgezeit das Glück mit drei Verbandspräsidenten zusammenzuarbeiten. Unvergessen bleiben mir die diskussionsfreudigen monatlichen Redaktionstermine mit Dr. Seifert, welche uns die Präsidentengattin mit frisch gebackenem Kuchen versüßte!
Was ich SINGEN für die nächsten Jahre wünsche? Viele neue Chöre! SängerInnen brauchen keine Influencer, sondern authentische Chorleiter, keine Managementseminare, sondern Pädagogen, die das Singen lieben und ihnen eine gemeinsame Stimme geben. Ein neuer Frühling für neue Vereine? Ich könnte es mir vorstellen.
Wolfgang Layer
Liebes Geburtstagskind,
wir kennen uns nun schon eine ganze Weile. Angefangen hatte es als flüchtige Bekanntschaft, die sich durch die monatlichen Redaktionssitzungen unter Wolfgang Layer schnell verfestigt hat. Wie intensiv unsere Beziehung einmal sein würde, daran hatte ich damals nicht gedacht.
Seit 2016 liegt dein Wohl nun zu einem großen Prozentsatz in meinen Händen und in einem fantastischen Team, das deine Zukunft genauso im Blick hat wie ich. Wir haben schon viel gemeinsam erlebt und gemeistert. Unvergessen unser Debut, bei dem wir beide nicht so genau wussten, ob das so richtig mit uns klappt. Das ist lange vorbei. Heute sind wir ein eingespieltes Duo. Auch wenn wir im Team immer noch intensiv über Seitenplanungen diskutieren und Redaktionsschlüsse manchmal eher eine Orientierung als ein Enddatum sind. Aber wir haben es immer wieder geschafft.
Ich hoffe, Du bleibst auch weiterhin ein so tolles Magazin und entwickelst dich mit den Menschen in der Chorszene, für die Du nun schon 100 Jahre da bist. Viele Herausforderungen warten auf Dich, aber das kann ein Jahrhundertmedium wie Dich ja nicht schocken. Bis bald!
Isabelle Arnold