Singen in der Gemeinschaft wird belohnt
Ausgezeichnete Kinderchorarbeit bringt Vereine nicht nur in Sachen Nachwuchsarbeit weit voran, sondern wird auch belohnt. Im Juli ist das Projekt „Kinderchorland – in jedem Ort ein Kinderchor“ mit seinem SingBus in Baden-Württemberg unterwegs und bringt neben Chormusik auch viele Impulse und Ideen mit ins Ländle.
Ein Wettbewerb für kreative und moderne Chorarbeit
Der Badische und Schwäbische Chorverband sowie der Baden-Württembergische Sängerbund hatten sich im Rahmen des Kinderchorlandes in diesem Frühjahr zusammengetan, um einen Wettbewerb für Kinderchöre auszuschreiben, die gerade in diesen Zeiten nicht nur sehr gute Konzepte der Kinderchorarbeit entwickelt und durchgeführt haben, sondern sich vor allem auch getraut haben, neue Wege zu gehen.
Kinder- und Jugendchor Lörrach
Der Kinder- und Jugendchor Lörrach unter der Leitung von Abélia Nordmann hat die Jury am meisten beeindruckt. Seit seiner Gründung im Jahr 1969 verfolgt der Kinder- und Jugendchor Lörrach e. V. die Prämisse, dass jedes Kind willkommen ist und jedes Kind diesen Chor bereichert. Nachwuchsprobleme kennen die Lörracher:innen nicht. Chorproben in vier Altersgruppen, vielfältige und interessante Projekte, aber auch ein ausgefeiltes und vor allem niederschwelliges System der Stimmbildung schaffen für die jungen Sängerinnen und Sänger eine Atmosphäre, in der sie sich frei entfalten können.
„Kinder werden im Kinderchor musikalisch mündig: In unseren Chorprojekten steht immer auch die Persönlichkeit der Kinder im Mittelpunkt. In den Proben bringen die Kinder ihre musikalischen, kreativen und gesellschaftsrelevanten Ideen und Meinungen ein. Sie werden nach ihrer Meinung gefragt, ihre Interessen und ihre Stimmen spielen in der Wahl der Themen, der Lieder und in der Grundausrichtung unserer Chorarbeit eine entscheidende Rolle“, erklärt der Verein unter anderem seine Einstellung zur Kinderchorarbeit. Als Gewinnerchor bekommt der Chor die Möglichkeit, beim Vernetzungs- und Fach-
treffen am 18. Juli sein Engagement zu präsentieren.
Kinderchor des Gesangvereins Vulkania Oberriexingen
Der zweite Preis wurde an den Kinderchor des Gesangsvereins Vulkania unter der Leitung von Estira Nikkhah verliehen. Hier wird das Miteinander im Verein groß geschrieben. „Bei uns im Verein gibt es für die Kinder ab drei Jahre die Möglichkeit, mitzumachen. Unsere Chorstunden finden alle an einem Wochentag statt. Morgens das Singen im Kindergarten, ab dem Nachmittag beginnen wir mit der musikalischen Früherziehung, dann folgen der Kinder- und danach der Jugendchor. Im Anschluss daran finden noch unsere Erwachsenenchöre statt. Zu allen Chorformationen gibt es regelmäßig Schnupperstunden; auch Elternvorführungen gehören dazu. Auch gestalten wir die Übergänge so, dass z. B. die Kinder in der 5. Klasse im Kinderchor – unterstützend für die Kleinen – und gleichzeitig schon reinschnuppernd im Jugendchor singen dürfen“, beschreibt der Verein sein Konzept.
Durch die vernetzten Chorstufen entsteht ein großer Gemeinschaftssinn, der sich auch bei Projekten und der gegenseitigen Hilfe bei Konzerten zeigt. Zudem wird die individuelle Entwicklung der Kinder- und Jugendlichen durch einen ausgeprägten musikpädagogischen Hintergrund stark gefördert.
Weitere Förderpreise wurden an vier aktive und kreative Chöre im Land verliehen.
Kirchspielchor Bisingen
Der Kirchspielchor Bisingen unter der Leitung von Michael Binder ist bunt, und darauf sind die drei Alterschorgruppen auch stolz. Soziale Hindernisse gibt es hier nicht, willkommen sind alle, die gerne sin-
gen – auf deutsch, aber auch in den zahlreichen Muttersprachen der Kinder. „Bei der Liedauswahl können die Kinder mitbestimmen. Bei einem größeren Projekt wie z. B. Musicals, werden den Kindern die Musicals zur Auswahl vorgestellt und erörtert, bevor eine Entscheidung gefällt wird. Die Meinung der Kinder ist dabei ausschlaggebend“, freut sich Monika Fecker, die sich um die Jugendarbeit des Vereins kümmert. Diese Nachhaltige Kinderchorarbeit steht in Bisingen und Umgebung allen offen, die singen wollen. Der Verein kümmert sich darum, dass dies auch allen möglich ist.
Kinderchor St. Peter im Schwarzwald
Im Kinderchor St. Peter unter der Leitung von Timea Djerdj ist jede:r willkommen, der Lust auf gemeinsames Singen hat. „Die ganze Welt in St. Peter im Schwarzwald: St. Peter ist ein Dorf, das zunehmend junge Familien anzieht. Die Zugezogenen kommen von überall her: Peru, Mexiko, Bosnien, Albanien, Bulgarien, Italien, Frankreich, Syrien etc. Entsprechend bunt gemischt geht es in der Nachmittagsbetreuung der Grundschule St. Peter zu. Diese ethnische Vielfalt gab es früher in unserem Ort nicht. Gerade Kinder mit Migrationshintergrund sind für den Kinderchor schwer zu gewinnen. Wir planen, das Repertoire des Kinderchors zwischen heimischen und internationalen Liedern aufzuspannen.
Insbesondere die ritualartig wiederkehrenden Lieder sollen die Vielsprachigkeit zum Ausdruck bringen. Z. B. möchten wir einen StartKanon verfassen, in dem alle beteiligten Kinder ihre jeweiligen Sprachen ein-
bringen können“, betont der Verein. Mit ihrem Engagement nutzen die Chorist:innen kreativ und effektiv die Chancen, die sich durch die aktuelle Zeit ergeben und leben die Vielfalt in ihrem Chor, aber auch in ihrem Ort.
Kinder- und Jugendchor Heddesheim
Nicht nur singen, sondern auch bewegen ist in Heddesheim ein wichtiges Element. „In allen drei Gruppen steht der soziale Zusammenhalt und das gute Miteinander im Vordergrund. Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil jeder Probe. Dies dient auch dazu, miteinander in Kontakt zu kommen.“ Dieser Ansatz ist Chorleiterin Sabine Nick besonders wichtig. Darüber hinaus geht es darum, Kindern eine Perspektive zu geben und ganz persönlich auf die Kinder einzugehen.
„Die Kinder dürfen ihre individuellen besonderen Fähigkeiten wie z. B. Instrumentalspiel zeigen und miteinbringen. Sie bringen immer wieder Liedwünsche mit ein, die die Chorleitung aufgreift. Es wird ein regelmäßiges Feedback der Kinder zur Probenmethodik, den ausgewählten Liedern und der Stimmung im Chor erhoben.“
Kinderchor Confetti aus Plüderhausen
Nur gemeinsam geht es beim Kinderchor Confetti in Plüderhausen voran, ohne dabei das Individuum aus den Augen zu verlieren: „Mündiges Musizieren wird bei uns gelebt. Wir sind offen für jedes Kind, das mitmachen will. Unsere Kinder- und Jugendchorleiterin, Constanze Bauer, fördert die Kinder und Jugendlichen nicht nur musikalisch. Beim Kinderchor steht z. B. alle zwei Jahre die Aufführung eines Musicals auf dem Programm, bei dem Bewegung auf der Bühne, Bühnengestaltung und Kostümgestaltung mit dazu kommt.“ All diese Chöre wurden vor allem aufgrund ihrer Arbeit während der Pandemie und der partizipativen Arbeit ausgezeichnet.
Das Kinderchorland Baden-Württemberg
Die vorgestellten Gewinnerchöre sind Teil einer sehr vielseitigen Kinderchorlandschaft in Baden-Württemberg. In einem ersten Austausch im Rahmen der Preisverkündung konnten persönliche Eindrücke aus der Pandemie angebracht und Ideen entwickelt werden, die dazu beitragen können, das Netzwerk noch weiter zu intensivieren und die einzelnen Kinderchöre als Gemeinschaft noch näher zusammenzubringen.