Monika Koch und Jonas Kronmüller im Interview
Auf dem Chorverbandstag am 09. Oktober 2022 in Waiblingen wurden Monika Koch als Vertreterin der Vereine und Jonas Kronmüller als Mitglied des Musikbeirats in die Gremien des SCV gewählt.
Hier sprechen sie über ihre Motivation und ihre zukünftigen Aufgaben.
Monika Koch: An einem Vormittag im August rief mich Präsident Dr. Schmidt an und ich dachte mir: Was will er denn? Er fragte mich dann, ob ich mich als Vertreterin der Vereine im Präsidium zur Verfügung stellen würde. Auf diese Frage hin, hatte ich zunächst erst einmal laut ins Telefon gelacht und abgesagt. Es war ein spontanes Nein, denn ich gebe gerade die Geschäftsstelle des Chorverbands Schwarzwald-Baar-Heuberg ab und wollte gucken, dass ich mir ein paar Freiräume mehr schaffe. Dann hat es mich ein bisschen von hinten erwischt, denn eigentlich hätte ich ja jetzt Zeit. Ich habe mir Bedenkzeit eingeräumt und per Mail nach den Aufgaben meines Amtes gefragt. Eine Stellenbeschreibung gibt es hier nicht wirklich. Eigentlich ist das nicht wirklich festgelegt. Also habe ich für mich selber überlegt, was ich gerne daraus machen würde. Im Gespräch mit meinem Mann haben wir dann gesagt okay, eigentlich würde es mich schon schon reizen und habe dann habe ich zugesagt.
Isabelle Arnold: Hat Dich die Gestaltungsfreiheit an diesem Amt gereizt?
Monika Koch: Ja, und weil das Amt „Vertreter der Vereine“ heißt und das ist im Grunde ja das, was ich seit über 20 Jahren als Geschäftsführerin mache: Viele und gute Kontakte mit den Vereinen aufbauen. Mit dieser Einstellung wurde damals die Geschäftsstelle geschaffen und inzwischen wollen die Vereine nicht mehr missen, so einen Ansprechpartner zu haben, den man alles fragen kann und der sich dann auch kümmert. Dann dachte ich: „Na ja, gut, eigentlich bist du wahrscheinlich schon die richtige Person, um mit den Vereinen auch gegebenenfalls Kontakt aufzunehmen und als Impuls in den SCV einzubringen, was die Vereine wollen, was sie brauchen, was sie sich vom Dachverband wünschen.“ Es geht darum einen Kontakt Zwischen Verband und Vereinen herzustellen. Dafür müssen die Vereine aber auch darüber aufgeklärt würden, wofür denn so ein Vertreter der Vereine im Präsidium sitzt.
Isabelle Arnold: Keine Aufgabenbeschreibung kann eine Chance sein. Wird es eine Art konstituierende Sitzung geben?
Monika Koch: Das wäre meine erste Frage bei der ersten Sitzung. Ich würde mir auch als Vereinsvorsitzende wünschen, dass die Aufgabengebiete transparent dargestellt werden. Wer sitzt in den Gremien und ist für was zuständig? Was können sie bieten? Vereine wissen das oft gar nicht. Viele kümmern sich auch nicht darum. Aber es wäre vielleicht schon nicht schlecht, wenn man eine Aufgabenbeschreibung hätte. Das habe ich ja so selber bei mir jetzt auch im Regionalchorverband angeregt. Es ist wichtig für die Vereine draußen und letztendlich auch für die Leute, die selber in dem Gremium sitzen.
Isabelle Arnold: Erfahrungen als hauptamtliche Geschäftsführerin und ehrenamtliche Schatzmeisterin. Bringt das nen neuen Drive ins Präsidium?
Monika Koch: Den Eindruck habe ich, ja. Das hatte sich vielleicht auch Jörg Schmidt überlegt. Das Amt war lange nicht besetzt, ich glaube sogar ein zweiter Vertreter der Vereine waren unbesetzt. Und dann war man der Meinung, hier gibt es ja eine passende Person. Im Gespräch erklärte der Präsident mir auch, dass mein Gebiet unterbesetzt sei im Präsidium. Das merke ich ja auch, wenn ich gucke, ob ich nicht vielleicht mit jemanden mitfahren könnte, dass eigentlich keiner in meiner Gegend oder noch südlicher lebt. Inso-
fern wäre es vielleicht wirklich nicht schlecht, wenn die Vereine um mich herum und auch im weiteren Gebiet einen Ansprechpartner hätten. Wir wissen ja auch, dass die Vereine letztendlich auch sagen: Oh ja, gut, okay, die da in Stuttgart oder eben jetzt in Plochingen. Vielleicht ist jetzt ein besserer Kontakt möglich? Ich weiß es nicht. Ich probier das aus.
Isabelle Arnold: Freust Du dich auf die neuen Aufgaben?
Monika Koch: Ja, jetzt dann schon. Nach längerer Überlegung und nachdem mein Mann zu mir sagte: „Ja, wenn nicht du, wer dann? Du hast ja wirklich den Kontakt.“ Klar habe ich gesagt, dass ich eigentlich zurück treten wollte. Ich habe gesagt, ich bleibe Schatzmeisterin, um nach wie vor ein bisschen den Kontakt zu haben. Und ich kann halt nicht anders. Ich habe dies und jenes dann schon wieder im Kopf. Wie mit dem Förderprogramm IMPULS des Bundesmusikverbandes Chor und Orchester. Eigentlich wollte ich die Geschäftsführung so ein bisschen auslaufen lassen und nach der Nachfolge schauen. Jetzt haben wir das als Regionalchorverband noch angeleiert und jetzt muss man halt doch wieder mächtig rühren, um die Vereine zu motivieren. Aber ich habe mit dem heutigen Tag 18 Vereine, die sich jetzt daran beteiligen.
Isabelle Arnold: Wie ist es denn, das System jetzt quasi von der anderen Seite zu sehen? Was erwartest Du vom Team?
Monika Koch: Na ja. In mancherlei Hinsicht wird sicherlich es spannend werden. Natürlich hat man über die Jahre manchmal gedacht: „Der SCV könnte jetzt eigentlich auch das so oder so handeln? Oder warum machen wir das nicht so?“ Der Drang hierzu war bei mir nie groß. Aber man hört das immer mal wieder von Vereinen und vielleicht kann ich jetzt den einen oder anderen Impuls in den Verband geben.
Jonas Kronmüller: Das ist so eine Verkettung von Ehrenämtern, die im Laufe der Zeit über meine Tätigkeit als Chorleiter zusammengekommen sind. Seit einigen Jahren bin ich der Verbandschorleiter des Chorverband Johannes Kepler. Ich bilde seit Jahren die Vize-Chorleiter auf regionaler Ebene aus und hatte so immer wieder Kontakt zu Leuten aus dem Musikbeirat des SCV, allen voran mit Annette Glunk. Sie kam dann schlussendlich auf mich zu und hat erklärt, dass ihr Platz frei werden wird und ob ich mir das nicht vorstellen könnte. Dann dachte ich: „Ja gut, dann melde ich mich einfach mal und schauen, ob es funktioniert.“ Und das hat jetzt geklappt, was mich sehr freut. Gerade zu Zeiten von Corona haben viele Chöre gemerkt, dass es gut ist, so einen starken Partner wie den SCV an ihrer Seite zu haben. Aus dieser Erfahrung heraus dachte ich mir: „Ich möchte mich jetzt auch in diesem Verband engagieren.“
Isabelle Arnold: Jetzt ist es ja alles noch relativ frisch bei dir, aber es gab ja bereits eine Musikbeiratssitzung. Zudem gab es mit der Wahl von Nikolai Ott zum Musikdirektor einen Generationenwechsel. Wie geht es dir damit?
Jonas Kronmüller: Dadurch, dass ich jetzt neu dabei bin, ist es für mich ja auch ein Neustart. Grundsätzlich glaube ich, dass ein Generationenwechsel gut ist. Es versetzt den Verband in die Lage, sich der aktuellen Situation der Chöre anzupassen. Es ist ja kein Geheimnis, dass sich einige Dinge ändern müssen, damit Chorsingen weiterhin attraktiv bleibt. Und ich glaube, da tut so ein Generationenwechsel gut. Gleichzeitig tut es aber auch gut, dass die alten Hasen auch noch gut vertreten sind. Die erste Beiratssitzung war eine nette, schöne Runde, in der man sehr fokussiert zukünftige Dinge geplant hat. Ich habe ein gutes Gefühl und es hat sehr viel Spaß gemacht.
Isabelle Arnold: Wo siehst Du in Zukunft dein Aufgabengebiet?
Jonas Kronmüller: Ich werde mich vor allem in die Ausbildung von Chorleitern einbringen. Durch meine Erfahrung mit den C1-Kursen bietet sich dieser Bereich an. Zudem würde ich mich gerne für die Chöre engagieren, die landläufig „junge Chöre“ genannt werden, und bei denen man erstmal definieren muss, was das ist, und im zweiten Schritt überlegen muss, wie man hier eine Reform starten kann.
Isabelle Arnold: Hier warst du ja schon auf Regionalebene engagiert. Gibt es auf Landesebene mehr Möglichkeiten für Dich, etwas voranzubringen?
Jonas Kronmüller: Das weiß ich noch gar nicht, ehrlich gesagt. Ich bin gespannt, wie sich das entwickeln wird. Aber ich habe schon das Gefühl, dass es beim SCV eine sehr gute Willkommenskultur gibt und hier auch Input gewünscht wird und seinen Platz hat. Das ist auf jeden Fall gut zu sehen. Und alleine schon der Faktor Vernetzung macht ja unglaublich viel aus. Man kommt zusammen an einen Tisch und teilt unterschiedliche Erfahrungen. Das ist super.
Isabelle Arnold: Gibt es weitere Projekte, denen du dich widmen möchtest?
Jonas Kronmüller: Was mich grundsätzlich umtreibt, ist die Frage: Wie kann Amateurchorsingen zukunftstauglich werden? Ich bin relativ breit in den Vereinen unterwegs, vom Männerchor über den gemischten Dorfchor bis hin zu Chorprojekten mit jungen Leuten oder der Musical Academy. Ich glaube, man muss sich wirklich Gedanken machen, weil in den nächsten Jahren hier viel von dem wegfallen wird, was bis heute eine sehr breite Basis dessen bildet, was wir als Vereinsarbeit kennen. Es ist wirklich wichtig, jetzt die Weichen zu stellen. Ich freue mich, daran beteiligt sein zu können. Ich hoffe, dass wir hier gute Wege gehen und zusammen durch Best-practice-Beispiele voneinander lernen können. Da bin ich einfach sehr, sehr gespannt, was da kommen wird.
Isabelle Arnold: Viel neuer Input, viele neue Gesichter und viele Wechsel an tragenden Positionen des Verbandes: Wie siehst du das?
Jonas Kronmüller: Es ist notwendig, neue Perspektiven und eine höhere Akzeptanz und Bekanntheit der Akteure des Verbandes in die Chöre vor Ort zu bringen und so die Vernetzung zu steigern. Das ist ein Thema, das ich jede Woche mehrfach live erlebe. Es gibt da ganz viel, bei dem ich glaube, dass ein bisschen aneinander vorbei geredet wurde oder wird und das ist schade, weil hier Reibungseffekte oder Reibungsverluste entstehen, die auf allen Seiten die Arbeit schwer machen.
Ich denke gerade zum Beispiel an die Strukturreform im SCV. Vor Ort erlebe ich in meinen Chören nach diesen ganzen Informationen immer nur große Fragezeichen in den Augen, so nach dem Motto: Was interessiert uns das eigentlich? In Chören entsteht hier der Eindruck, das ist nicht unser Thema, das ist nicht für uns relevant. Ich glaube, da hat sich Verband und Basis ziemlich auseinanderentwickelt. Das sollte man irgendwie wieder zusammenbringen, damit die Relevanz klar ist, warum sich Leute hier eigentlich auf dieser Verbandsebene engagieren. Ich habe richtig Lust drauf, da mit zu arbeiten und dann meinen Teil dazu beizutragen, dass eben diese Vernetzung wieder stärker wird.
Die Interviews führte Isabelle Arnold.