Chorfestivals 2024
Chorfestivals bilden die perfekte Symbiose aus Chormusik und dem Erleben von Gemeinschaft. Die meist mehrtägigen Veranstaltungen, bei denen unterschiedliche Chöre, Ensembles und einzelinteressierte zusammenkommen, bieten eine wunderbare Plattform, um sein musikalisches Können zu präsentieren, von- und miteinander zu lernen und sich auszutauschen – unabhängig von Genre, Leistungsniveau und kulturellem Hintergrund. In der Regel bieten Chorfestivals ihren Teilnehmer:innen und Gästen einen Mix aus Konzerten, Wettbewerben, Workshops und Seminaren, Coachings, Fachausstellungen, Open Singings und sozialen Aktivitäten.
Chorfestivals schaffen damit für alle Teilnehmenden unzählige Gelegenheiten, sich zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen, Gemeinschaft zu erleben und kulturellen Austausch zu praktizieren. Die gemeinsame Liebe zur Chormusik erzeugt dabei immer wieder eine einzigartige Verbindung zwischen den Chören und ihren Mitgliedern – zu erleben regelmäßig auch bei Wettbewerben, wenn konkurrierende Chöre einander anfeuern und unterstützen.
Durch die Teilnahme an Chorfestivals erhalten Chöre oftmals konstruktives Feedback von Fachleuten, Juroren und anderen Chorleitenden. Dies trägt zur Verbesserung der musikalischen Qualität sowie zur musikalischen Weiterentwicklung der Teilnehmenden bei. Oftmals treten Chöre bei Festivals auch vor einem breiteren und neuen Publikum auf. Die genaue Ausprägung des Festivals variiert dabei je nach Veranstalter, Standort und Ausrichtung.
Vielfältige Festivalszene: Klassik, Pop und A-Cappella
In der klassischen und populären Chor- und A-Cappella-Szene hat sich in den vergangenen fünfzehn Jahren eine beeindruckende Vielzahl an Festivals etabliert. Vor Corona gab es allein in Deutschland durchschnittlich zwischen 20 und 30 Vokalfestivals, die meisten davon mit Workshops, Konzerten und/oder Wettbewerben, jeweils in unterschiedlichen Konzeptionen, Ausprägungen und Zeiträumen – von eintägigen bis hin zu mehrwöchigen Events. In den letzten Jahren hat sich diese Festivalszene vor allem durch die Pandemie etwas gelichtet, befindet sich nun aber – endlich! – wieder im Aufbau.
In der Regel richten sich die Festivals an fünf Hauptzielgruppen: bereits bestehende Nachwuchs-Ensembles, Einzelteilnehmer:innen aus der Vokalszene, komplette Chöre, Chormanager bzw. -netzwerker:innen und interessierte Konzertbesucher:innen. Gründer:innen und Initiator:innen der Festivals sind meist Chorleiter:innen, aktive oder ehemalige Sänger:innen aus dem A-Cappella-Bereich, Chorverbände, Verlage oder vokal-enthusiastische Konzertveranstalter – oftmals mit einem Team Ehrenamtlicher im Hintergrund. Über die Jahre hat sich ein stetig wachsender Kern von Sänger:innen gebildet, die etliche Festivals besuchen und sich Jahr für Jahr in vielen deutschen und europäischen Städten wiedertreffen. Plattformen der Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für die Festivals sind fast ausschließlich Internet und soziale Medien, angeführt durch Facebook und Instagram.
Vorbereitung einer Festivalteilnahme: Planung und Organisation
Die Vorbereitung einer Festivalteilnahme mit dem eigenen Chor erfordert eine sorgfältige Planung und Organisation, damit alles reibungslos verläuft. Am Anfang steht dabei die Auswahl der passenden Veranstaltung, also eines Chorfestivals, das zum Repertoire, zu den Ambitionen und Fähigkeiten des eigenen Chors passt. Hier ist Achtsamkeit hinsichtlich der Festivalrichtlinien und -anforderungen gefragt! Auch die Wünsche und Motive der einzelnen Chorsänger:innen können sehr unterschiedlich sein, da jede:r Sänger:in seine/ihre eigenen persönlichen Ziele und Vorlieben hat. Einige singen aus reinem Spaß und sozialem Vergnügen, während andere möglicherweise höhere oder gar professionelle Ansprüche an sich selbst haben.
Ausschlaggebend ist natürlich auch der Zeitpunkt des Events, zu dem im besten Fall alle Chormitglieder verfügbar sein sollen – inklusive An- und Abreise. Je nach Reiseland sollten die erforderlichen Dokumente frühzeitig geklärt und kommuniziert werden. Das schwierigste Thema ist häufig die Finanzierung der teilweise sehr kostspieligen Reise. Viele Festivals erheben Teilnahmegebühren, hinzu kommen die Kosten für Transport, Unterkunft und Verpflegung. Hier kann eine langfristige Planung helfen, die Teilnahmebeiträge der Chorsänger:innen im vertretbaren Rahmen zu halten – indem z. B. Projektfördergelder eingeworben oder Spenden und Sponsoring akquiriert werden. Ein Vergleich von verschiedenen Reise-Optionen samt frühzeitiger Buchung von Verkehrsmittel und Unterkunft kann wertvolles Geld sparen.
Wenn dies erledigt ist, geht es an die musikalische Planung, zur Repertoireauswahl: Welches Programm wird von Seiten des Festivals gewünscht? Womit kann sich der eigene Chor gut präsentieren, seine Stärken betonen und gleichzeitig das Publikum ansprechen? Gibt es – insbesondere bei Teilnahme an einem Wettbewerb – Pflichtstücke, die eingeübt werden sollten? Berücksichtigt werden wollen hier besonders die Dauer der Aufführung(en) und die Vorgaben des Festivals. Ein detaillierter und langfristig angelegter Probenplan kann sicherstellen, dass der Chor gut vorbereitet ist. Wichtig zudem: im Voraus die technischen Anforderungen für die Aufführung wie Mikrofone, Verstärkung und Bühnenausstattung klären!
Der eigene Zeitplan während des Festivals sollte nicht zu eng gestrickt sein. Man beachte die Gesundheit aller Chormitglieder und plane zwischen den Proben und Auftritten ausreichend Pausenzeiten ein. Auch an Notfallmaßnahmen und Erste-Hilfe-Vorkehrungen sollte gedacht werden. Zur Stärkung des Teamspirits lohnt es sich immer, die Chormitglieder über alle Planungs-Details auf dem Laufenden zu halten.
Die Teilnahme an einem Chorfestival bietet einen herrlichen Aufhänger für die örtliche Presse. Die Botschaft per Pressemitteilung und über die sozialen Medien zu verteilen, richtet Aufmerksamkeit auf den Chor. Vielleicht wird darüber auch noch ein neues Chormitglied akquiriert? Auch in der Nachbereitung spielt dieser Aspekt keine ganz unwichtige Rolle, sei es als Nachberichterstattung für die Presse oder auch als Feedback-Sammlung unter Akteur:innen und Publikum, um die nächste Teilnahme zu optimieren. Als sinnvoll erweist sich auch die Dokumentation der eigenen Erfahrungen und Eindrücke für zukünftige Reisen. Wurden während des Festivals sogar spannende Kontakte für zukünftige Kooperationen geknüpft?
Fazit: Chorfestivals als bereichernde Erfahrung
Zusammengefasst kann man sagen, dass eine sorgfältige Planung und Organisation entscheidend sind, um sicherzustellen, dass die Teilnahme am Festival für den Chor eine positive Erfahrung wird. Es ist wichtig zu beachten, dass die Entscheidung, an einem Chorfestival teilzunehmen, an den Zielen des Chores und der Motivation seiner Mitglieder orientiert sein sollte. Denn ein Chorfestival kann vor allem dann eine bereichernde Erfahrung sein, wenn es gut in die Gesamtziele des Chores integriert ist.
Nach Angaben des europäischen Chorverbands „European Choral Association“ gibt es über 4,8 Millionen Chorsänger:innen in Deutschland – also eine extrem große Zielgruppe für Chorevents aller Art. Wie im Veranstaltungskalender dieser Ausgabe nachzulesen, gibt es eine fast unüberschaubare Menge an Angeboten. Wir können uns glücklich schätzen, dass es in Deutschland – und rundum bei unseren Nachbar:innen – so zahlreiche Formate gibt, bei denen Chormusik und mehrstimmiger Gesang im Zentrum stehen. Ein großes Glück und keineswegs selbstverständlich ist auch der Umstand, dass viele dieser Veranstaltungen mit öffentlichen Mitteln auf kommunaler, Landes- und inzwischen auch Bundesebene gefördert werden – sowie natürlich von etlichen privaten Spender:innen und Sponsor:innen. Uns Besucher:innen bleibt zwar die Qual der Wahl – aber was kann es Schöneres geben?