Neues und Altes aus dem Silcher-Museum –
Das „Heidelberger Schnellbett“ beim Sängerfest Heilbronn 1934
In den Untiefen des Silcher-Museums verbergen sich so manche Schätze, wie etwa eine Anleitung für das „Heidelberger Schnellbett“.
Leicht im Transport, leicht im Aufbau
Egal ob in der Normalausführung der „Type ‚N‘“ oder das „Sportbett Type ‚Ze‘“, ein Feldbett war bei den großen Liederfesten mit Sicherheit hilfreich. Die Betten wurden in Massenunterkünften bei den Sängerfesten eingerichtet. Treibende Kraft der Sängerfeste war seit Beginn dieser Tradition in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der süddeutsche/schwäbische Raum. Das Ziel dieser Treffen war neben dem Austausch untereinander vor allem der Wettbewerb – das Wertungssingen. Nicht selten kam es zu Platzmangel in den einzelnen Orten. Zwar wurden die Orte auch nach Platzverfügbarkeit ausgesucht, aber insbesondere die Zeit des NS-Regimes war geprägt von Massenveranstaltungen. Hunderttausende Besucher bei den Liederfesten waren keine Seltenheit, weshalb es von Nöten war, dass die vielen Besucher zum einen mit Sonderzügen ankamen und zum anderen Massenlager für die Unterbringung errichtet wurden. Hier kommt das „Heidelberger Schnellbett“ ins Spiel. Maße: 185 x 75 x 35 cm, Gewicht 11-12kg. Ein heutiges Feldbett ist mit den Maßen von 190 x 65 x 42 cm und einem Gewicht von knapp 7kg etwas größer und leichter (was natürlich auch dem technischen Fortschritt zuzuschreiben ist). Im Archiv des Silcher-Museums sind diesbezüglich zwei Faltblätter erhalten, eines mit der Produktbeschreibung der Betten, eines als Aufbauanleitung. Jedes Feldbett ist ein „Kolli“ (ein Transportgut, welches sich einzeln transportieren lässt), weshalb der Aufbau in kürzester Zeit in nur drei Schritten erfolgen konnte. Ähnlich wie heute, gab es auch damals bereits den Etagenbau, also zwei Betten übereinander. Aus dem Flyer lässt sich ebenfalls entnehmen, dass die Feldbetten in gesonderten Zugwaggons gestapelt herbeigefahren wurden.
Das Sängerfest 1934
Das Sängerfest in Heilbronn stand ganz im Sinne der kurz zuvor erfolgten Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten. Vereine und Sänger wollten sich zunächst nicht mit dem neuen System abfinden, weshalb die endgültigen Anmeldezahlen im ersten Moment relativ gering waren im Vergleich mit anderen Festen. Es bedurfte einer Ermahnung des Bundesführers Schmid in der Sängerzeitung und einer Erwähnung des Nachlasses von 75 Prozent auf die Fahrscheine der Reichsbahn, um die Vereine und Mitglieder zu überzeugen. Viele Ehrengäste wie der Reichsstatthalter Württembergs Murr, Vertreter der dortigen Regierung und mehrere Vertreter des Deutschen Sängerbundes waren angereist. Eine genaue Teilnehmerzahl ist nicht zu ermitteln, wahrscheinlich waren es etwa 30.000 Anwesende. Im Mittelpunkt der Festlichkeiten standen neben der musikalischen Feier auch die Rückgewinnung des Saarlands. Diese Errungenschaft wurde auf dem Fest groß angekündigt und im Rahmen der Hauptveranstaltung gefeiert. Zudem wurde den Teilnehmenden ein Rummelplatz präsentiert.