Das Kindeswohl-Schutzkonzept in der Chorjugend des Schwäbischen Chorverbands
„Das Wohl der anvertrauten Kinder und Jugendlichen steht für die Chorjugend im Schwäbischen Chorverband an oberster Stelle.“ So lautet der einleitende Satz des Verhaltenskodex, ein Bestandteil des Schutzkonzepts der Chorjugend im Schwäbischen Chorverband. Durch einen vielfältigen Prozess hat diese nun klare Vorstellungen und Orientierungsmöglichkeiten für ein sicheres, starkes und einzigartiges Miteinander.
Am Schutzkonzept arbeitet die Kindeswohl-Arbeitsgruppe der Chorjugend nun fast drei Jahre. Begonnen im Frühjahr 2021, hat diese über verschiedene und vielfältige Schritte wie Fortbildungen, Hospitationen, Befragungen und Workshops ein breit aufgestelltes Schutzkonzept entwickelt. Dieses deckt nun die verschiedenen Bereiche, in denen Kinder und Jugendliche im Schwäbischen Chorverband involviert sind, ab – Ausbildungen, Lehrgänge, Reisen, Veranstaltungen und Seminare.
Schutzkonzepterarbeitung und Anwendungsmöglichkeiten
Dabei steht aber nicht nur der Schutz vor körperlicher und sexualisierter Gewalt im Vordergrund: Es geht insbesondere darum, eine Kultur der Achtsamkeit zu etablieren. Das fängt in der täglichen Kommunikation an und erstreckt sich über alle Ebenen: das Auftreten vor einander und vor einer Gruppe, der Umgang zwischen Teilnehmer:innen und Dozent:innen, aber auch von Teilnehmenden untereinander, das Recht „Stopp!“ und „Nein!“ zu sagen und seine Meinung konstruktiv einbringen zu dürfen.
Aber nicht nur im Kinder- und Jugendbereich soll das Schutzkonzept Anwendung finden. Auch im Erwachsenenbereich soll es ermutigen und helfen, gewohnte Muster zu hinterfragen und Machtgefälle zu durchbrechen.
Neben allen Richtlinien zur Prävention beinhaltet das Schutzkonzept auch einen klaren Handlungsleitfaden mit Dokumentationsvorlagen und Ansprechpartner:innen. Dabei werden alle Schritte mit Kompass Kirchheim, der regional zuständigen Fachberatungsstelle für die Angebote der Chorjugend im Schwäbischen Chorverband, abgestimmt.
Ansprechpersonen bei Kindeswohlfragen
In der Chorjugend ist die Zuständigkeit für Kindeswohlanliegen folgendermaßen aufgeteilt:
Die Ansprechpartner:innen sind Johannes Pfeffer, Geschäftsführer des Schwäbischen Chorverbandes, und Ann-Kathrine Bilic, stellvertretende Vorsitzende der Chorjugend. Darauf folgt das Interventionsteam, in dem neben den Ansprechpersonen noch zwei weitere Vertreter sind, die auch maßgeblich am Schutzkonzeptprozess beteiligt waren. Das Interventionsteam berät sich bei Kindeswohlanliegen über den Umgang mit der Situation und die nächsten Schritte. Dieses ist darauf auch im Präventionsteam aktiv. Das Präventionsteam trifft sich, je nach anstehenden Projekten, ein- bis zweimal im Jahr und ist für die beständige Evaluation und Anpassung des Schutzkonzeptes an Projekte zuständig. Es wird Fortbildungen und Präventionsangebote für den Schwäbischen Chorverband anstoßen und überlegen, wie auch Regionalchorverbände und Vereine unterstützt werden können.
Ich fühle mich hier wohl, weil…
Durch das Präventionsteam soll sichergestellt werden, dass die Dokumente stets aktuell sind und auch neue Begebenheiten immer betrachtet werden, immer mit dem Ziel, dass sich im Schwäbischen Chorverband alle wohlfühlen können. In diesem Zug ist auch die Kampagne „Ich fühle mich hier wohl, weil…“ entstanden. Aspekte aus dem Schutzkonzept wurden dabei aufgegriffen und zusammengefasst. In kurzen Sätzen wird somit klar, worauf man im Umgang miteinander achten soll und was man auch gleichermaßen von anderen erwarten darf.
Zu Beginn jeder Veranstaltung des Schwäbischen Chorverbandes kann nun ein knapp zweiminütiges Video gezeigt werden, welches die Anwesenden informiert und aufklärt. Ebenso sind diese Informationen auf einem Rollup und auf Postkarten festgehalten.
Auf diesen Artikeln ist ebenso ein QR-Code abgedruckt, der auf die neue Achtsamkeits-Seite auf der Webseite führt. Auf der Seite sind Ansprechpartner:innen und Fachberaterstelle nochmal aufgeführt und alle Informationen zum Schutzkonzept verlinkt. Die Seite ist für Interessent:innen jeden Alters eingerichtet, weshalb man zu Beginn auswählen kann, ob man die Webseite als Erwachsener liest oder die kinderfreundliche Erklärung lesen möchte.
Schutzkonzepte in Vereinen
Der Schwäbische Chorverband sieht sich als Verband auch als Vorbild für Regionalchorverbände, Vereine und Chöre. Somit wird es ab 2025 Seminare zum Thema Kindeswohl sowie Schutzkonzepte geben und zudem die Möglichkeit, sich über das Coaching-Programm individuell beraten
zu lassen. Vereine sollen sich anhand der Dokumente und Erfahrungswerte inspirieren und orientieren können und sich letztendlich auf den eigenen Weg zur Schutzkonzeptentwicklung machen. Wichtig ist dabei aber Folgendes: Der Prozess formt die Haltung. Nur durch den gesamten Prozess der Schutzkonzeptentwicklung erfährt man auch umzudenken und lernt Situationen einzuschätzen.
Somit können die Dokumente nicht einfach kopiert oder angepasst werden, sondern
es ist wichtig, den individuellen Weg zu gehen. Unterstützung gibt es dafür zum Beispiel auch durch die Deutsche Chorjugend: Bei dieser kann man sich einmalig oder längerfristig beraten lassen und schon jetzt auf viele informative Materialien auf der Webseite zurückgreifen: www.deutsche-chorjugend de/programme-und-projekte/chor-mit-sicherheit
Um auch finanzielle Unterstützung zu erhalten, hilft das Förderprogramm Start2Act, eine Initiative, über die man sich Schutzkonzeptberater:innen und Fortbildungen finanzieren lassen kann. Informationen dazu findet man auf der Webseite des BKJs, der Bundesvereinigung für kulturelle Kinder- und Jugendbildung. Und auch vom Kinderschutzbund gibt es Förderprogramme:
Über www.kinderschutz-bw.de/foerderprogramm-2024 kann man sich direkt und unkompliziert online auf eine Förderung für die Übernahme der Beratungskosten einer externen Schutzkonzeptberatung bewerben. Die derzeitigen finanziellen und konzeptionellen Unterstützungsangebote sind aktuell so gut wie noch nie, aber auch zeitlich begrenzt. Machen also auch Sie sich auf den Weg! Schutzkonzeptentwicklungen bereichern Vereine und Verbände schon gegenwärtig und stellen sie für die Zukunft stark und sicher auf.