Exkurs: Was Chöre beachten sollten, wenn sie Solist:innen engagieren
Es ist wieder mal so weit: Der Verein möchte eine Messe, Ausschnitte aus Oratorien oder ähnliches aufführen und benötigt dafür Solist:innen. Vielleicht hat der/die Dirigent:in bereits eine Person im Blick, die der Chor schon kennt; vielleicht kommt aber auch jemand Neues. Die SINGEN hat mit Sänger:innen, Instrumentalist:innen sowie Dirigent:innen gesprochen, die regelmäßig als Solist:innen auftreten und/oder Solist:innen engagieren, und ihre Erfahrungen zusammengefasst.
Frühzeitiger Probenplan
Die Gespräche zeigten: Das Wichtigste ist, dass im Vorfeld alles richtig abgesprochen wird. Klingt einfach, ist aber häufig nicht der Fall. Hierzu zählen neben Kleiderordnung, dem Honorar und der Vereinbarung der Probentermine auch der genaue Probenort, gerade wenn er z.B. umständlich zu finden ist. Auch elementar: Was wird gesungen, was nicht? Gibt es unterschiedliche Ausgaben oder Fassungen? Wird vielleicht das Credo aus der Mozart-Messe doch nicht gesungen, weil es zu lang oder zu schwer ist? Gern gesehen sind z.B. Noten-Scans mit den zu singenden bzw. spielenden Stücken und organisatorischen Eintragungen. Denn vielfach wird heutzutage aus digitalen Noten musiziert. Fertig eingerichtet können sie den Solist:innen zur Verfügung gestellt und damit garantiert werden, dass alle Beteiligten auf demselben Stand sind. Eine gute Kommunikation im Vorfeld vermeidet mögliche Missverständnisse und Spannungen.
Spontane Änderungen
Nach Auskunft der befragten Solist:innen, gibt es nichts, was sie mehr zur Weißglut bringt, als spontane Änderungen. Ein Beispiel, wie es sich zugetragen hat: Geigerin Maria Musterfrau soll zwei im Vorfeld abgesprochene Stücke spielen. Bei der Hauptprobe am Tag vorher wird ihr eröffnet, sie solle doch noch spontan eine Zweitstimme und das Ganze eine Oktave höher spielen. Auf ihre Frage, wann und wo sie das üben sollte, lautete die Antwort: „Du kannst heute Abend und morgen Früh ja noch eine Stunde anhängen.“ Der Tipp der Befragten: Eine solche Vorgehensweise ist unbedingt zu vermeiden! Es mag zwar für eine professionelle Geigerin möglich sein, diesen Wünschen nachzukommen. Unter Umständen aber hätte sie das Engagement mit diesem Wissen nicht angenommen – vermeintlich unbedeutende Änderungen wie die Lage oder Tonart können Instrumentalist:innen und Sänger:innen nämlich in technische Bedrängnis bringen. Darüber hinaus ist ein Auftritt Arbeitszeit. Auftraggeber:innen machen sich mit solchen spontanen Änderungen und dem damit verbundenen zeitlichen Mehraufwand bei gleichbleibendem Honorar schnell sehr unbeliebt.
Solist:innen und Chorsingen
Solistisches Singen und Chorsingen sind für ausgebildete Sänger:innen grundverschiedene Disziplinen! Ähnlich wie man von 100-Meter-Sprinter:innen nicht erwarten kann, dass sie auch über 800 Meter fabelhaft performen, sind Solist:innen meist nicht erfreut, wenn man sie fragt, ob sie vor und/oder nach ihren Soli auch den Chor mitsingen könnten. Singen ist Arbeit, die entsprechend den Anforderungen vorbereitet, geleistet und honoriert werden muss. Natürlich kann es sein, dass der/die Solist:in bereit ist, nach dem Solo die Chorpartie ihrer/seiner Stimmgruppe mitzusingen – dann bedarf dies aber einer rechtzeitigen vorherigen Absprache und im besten Fall einer zusätzlichen Vergütung. Auch ein spontanes Einsingen oder ein Üben mit der Stimmgruppe, das der/die Solist:in für den Chor leisten soll, sind eher ungern gesehen.
Engagement von Bands
Wenn eine Band gebucht wird, ist es wichtig, Informationen zum Auftrittsort bereitzustellen. Heißt: Wie groß ist der Raum? Wie ist er beschaffen – z.B. Holzvertäfelung oder Steinwände; hohe oder niedere Decken? Das ist insbesondere wichtig für den Sound. Außerdem: Wie viele Steckdosen stehen zur Verfügung? Ist der vorhandene Platz für die Band ausreichend? Stellt der Verein sämtliches technisches Equipment oder muss die Band dafür selbst Sorge tragen? Eingeplant werden sollten außerdem Zeit für das Stimmen der Instrumente und den Soundcheck.
Mutig sein und Eigeninitiative zeigen
Viele Vereine können aus Budget-Gründen keine Solist:innen engagieren. Vielleicht wollte jemand aus den eigenen Reihen schon immer mal solo singen, hat sich aber bisher nicht getraut, es anzusprechen? Nachfragen und ausprobieren!