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SINGEN 2024-09, Thema

Die Aufgaben von Chorleiter:innen – klarer Fall, oder?

Cornelia Härtl
1. September 2024
Titelbild: Das A und O: Miteinander reden und Zuständigkeitsbereiche klar definieren.
Foto: Firefly

Knackpunkt Kommunikation

Was sind eigentlich die Aufgaben von Chorleiter:innen? Ganz einfach, sie leiten eben den Chor. Aber was genau gehört denn zur Leitung eines Chores genau? Die musikalische Leitung? Die organisatorische? Wenn man so darüber nachdenkt, ist es eben doch nicht so einfach. Umso wichtiger sind klare Absprachen.

 

Jahrelang waren die Aufgaben im Chor klar verteilt, die Vorstandschaft ein eingespieltes Team und für die fixen Termine im Veranstaltungskalender des Vereins waren kaum Absprachen nötig. Alle wussten, wann was zu tun ist und wer wofür verantwortlich ist. Ruhig und gleichmäßig tuckerte der Ver-
einsmotor vor sich hin. Bis der Chorleiter plötzlich krank wird. Glücklicherweise findet sich schnell eine Nachfolgerin, man lernt sich kennen, ist sich sympathisch, wird sich finanziell einig und startet voller Elan neu durch. Und trotz idealer Voraussetzungen knirscht es auf einmal ganz schön im Getriebe.

Was (nicht) selbstverständlich ist

 

Es liegt in der Natur der Sache, dass gewisse Tätigkeiten ganz klar Aufgabe der Chorleitung sind. Die Durchführung von Proben und Konzerten beispielsweise oder die Auswahl des Repertoires. Dann kommt

man allerdings sehr schnell in einen Grau-Bereich, in dem die Aufgabenverteilung je nach Verein stark variieren kann. Was für den einen Chor vollkommen normal ist, kann im nächsten schon für großes Erstaunen sorgen.

Während in Chor A Chorleiter Hans ganz selbstverständlich auch mit den Nachwuchssänger:innen probt und auftritt, hat Chor B für die Jugendarbeit nicht nur einen Jugendleiter, sondern auch eine weitere Chorleiterin. Manche Dinge sind im Laufe der Vereinsgeschichte einfach so gewachsen. Hans beispielsweise war Gründungsmitglied und weil es damals einfach niemanden gab, der sich um die Chorjugend kümmerte, hat er sich zunächst einmal übergangsweise dieser Aufgabe angenommen, immerhin sollte der Chor ja langfristig bestehen und Hans war klar, dass eine nachhaltige Jugendarbeit dafür unerlässlich ist. Tatsächlich hatte er dann so viel Spaß an der Arbeit mit der Chorjugend, dass er einfach dabeigeblieben ist.

 

Ein weiteres Beispiel: Die Sommerferien hatte Hans immer genutzt, um die Stücke fürs Weihnachtskonzert herauszusuchen. In der ersten Probe nach der Sommerpause teilte er dann Notenmappen mit den neuen Stücken aus, sodass man direkt mit der Probenarbeit starten konnte. In der Vorstandschaft war das Programm nie Thema, das war schließlich Hans‘ Kompetenzbereich und eigentlich waren auch alle im Großen und Ganzen immer zufrieden.

 

Die neue Chorleiterin Anna hat nun in den Sommerferien ebenfalls das Konzertprogramm zusammengestellt. Wie in ihrem bisherigen Chor hat sie die Liste mit den Stücken zur Kenntnisnahme an die Vorstandschaft geschickt und ging davon aus, dass der Notenwart die Mappen für die Sänger:innen vorbereitet. Stattdessen war sie zunächst einmal irritiert, weil die Vorstandschaft ihr Programm mehr als Diskussionsgrundlage verstanden hatte und in der Vorstandschafts-Whats-App-Gruppe plötzlich eine wilde Diskussion aufflammte, ob man statt Lauridsens „O Magnum Mysterium“ nicht doch besser was von Bach singen sollte. Was bei der Diskussion aber gar nicht thematisiert wurde, war die Frage, wer die Notenmappen vorbereitet. Die erste Probe nach der Pause startete dann ohne Noten, dafür mit langen Gesichtern bei den Sänger:innen, einer verstimmten Chorleiterin sowie einem bekümmerten Notenwart und dessen Worten: „Das hat doch sonst immer der Hans gemacht.“

 

Unterschiede im Haupt- und Ehrenamt

 

Besonders offensichtlich werden die Unterschiede in den Aufgabenbereichen oft, wenn die Chorleitung bisher ehrenamtlich war, die Nachfolge aber nun hauptamtlich als Chorleitung tätig ist. Gehen wir noch einmal zurück zu unserem Beispielchor: Anna ist von Beruf Chorleiterin, deshalb leitet sie nicht nur einen Chor, sondern mehrere. An zwei Abenden pro Woche gibt sie außerdem Gesangsunterricht. Für sie ist es deshalb sehr wichtig, genau zu wissen, was von ihr erwartet wird. Schon bei der Bewerbung hat sie klar kommuniziert, dass sie keine Zeit haben wird, an den Vorstandschaftssitzungen teilzunehmen und sich in anderen Bereichen der Vereinsorganisation einzubringen. Die Leitung des Jugendchors könnte sie übernehmen, möchte dafür aber separat bezahlt werden.

 

Hans dagegen war als ehrenamtlicher Chorleiter auch bei den Sitzungen dabei und hat immer mal wieder organisatorische Aufgaben übernommen, die nicht in den typischen Aufgabenbereich der Chorleitung fallen. Außerdem war er so auch immer über die Finanzen des Vereins im Bilde. Standen dem Chor in einem Jahr weniger finanzielle Mittel zur Verfügung, hat er für das Konzert eben nur zwei neue Stücke gekauft und verstärkt aufs Notenarchiv zurückgegriffen. Er selbst bekam einmal im Jahr die Übungsleiterpauschale ausbezahlt.

 

Anna dagegen hat nicht mitbekommen, dass das Sommerfest dieses Jahr finanziell eher schlecht ausgefallen ist. Für das Weihnachtskonzert plant sie ein großes Konzertwerk mit zwei Solisten und Orchester. Damit das gut klingt, würde sie als Veranstaltungsort gern das Konzerthaus der Nachbarstadt mieten. Die Solisten kennt sie noch aus dem Studium, bei ihrer Gage sind sie ihr sehr entgegengekommen. Nächstes Frühjahr würde sie mit dem Chor außerdem gerne an einem Wettbewerb in Italien teilnehmen und daraus eine Konzertreise machen. Sie war überzeugt, die Sänger:innen würden sich freuen, schließlich war die musikalische Weiterentwicklung des Chors ein großes Thema bei ihrer Bewerbung. Bei der Vorstellung ihrer Ideen blickt sie nun aber in betretene Gesichter.

 

In dem Auswahlchor, den sie auch leitet, hat sie ein festes Budget für Literatur und Veranstaltungen. Für Hans war das Budget nie ein Thema. Größere Kostenpunkte wurden in den Sitzungen thematisiert, wenn das Sommerfest schlecht gelaufen ist, hat er kostspielige Aktionen gar nicht erst vorgeschlagen.

Das A und O: Miteinander reden

 

Die Aufgaben von Chorleiter:innen können also durchaus vielseitig sein und sich von Chor zu Chor unterscheiden. Wichtig ist also gar nicht so sehr, allgemeingültige Aufgaben von Chorleiter:innen zu de-
finieren, sondern sich bewusst zu machen, was man voneinander erwartet und das so zu kommunizieren. Bei einem Wechsel der Chorleitung lohnt es sich durchaus, mal nachzufragen, was die oder der bisherige Chorleiter:in denn tatsächlich alles gemacht hat und welche Tätigkeiten gegebenenfalls auch anders verteilt werden könnten.

 

Ist dies wegen plötzlicher Krankheit oder sogar wegen eines Todesfalls nicht möglich, sollte sich die Vorstandschaft zusammensetzen und überlegen, was von der neuen Chorleitung konkret erwartet wird. Diese Erwartungen können direkt in die Stellenausschreibung übernommen werden und dienen auch den Bewerber:innen als Anhaltspunkt, was ihre künftigen Aufgaben sind. Hat man schließlich eine neue musikalische Leitung gefunden, sollte man unbedingt vertraglich festhalten, was

deren Aufgaben (und möglicherweise auch Freiheiten) sind. Als Anhaltspunkt hierfür können Musterverträge dienen, die aber natürlich individuell für jeden Chor angepasst werden können und sollten.  Dann steht einem erfolgreichen Miteinander eigentlich nichts mehr im Wege.

Chorleitung, Vereinsmanagement
Die Aufgaben von Chorleiter:innen – klarer Fall, oder?
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