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Aus der Geschichte, SINGEN 2024-10

Ein Festtagsbraten mit musikalischer Seite

Rudolf Veit
1. Oktober 2024

„Love her sweetest gobble gobble“

Der Herbst ist die Zeit der Erntedankfeste. Zu diesen gehört Thanksgiving, ein Festtag in der Neuen Welt, der mit einem eigenen Brauchtum begangen wird.

„Thanks to him who spared our living“
Erntefeste gab es in Europa schon in vorchristlicher Zeit, in der römisch-katholischen Kirche ist ein Erntedank dann seit dem 3. Jahrhundert überliefert. Das Einbringen der Früchte hat je nach Regionen und Klimazonen allerdings immer zu unterschiedlichen Zeiten stattgefunden, deshalb hat es nie einen einheitlichen Termin für eine solche Feier gegeben. Nach der Reformation wurden dann gelegentlich feste Termine eingeführt, z.B. der Bartholomäustag (24. August), der Sonntag nach Ägidii (01. September) oder nach Martini (11. November), bis sich schließlich die Feier am Michaelistag (29. November) eingebürgert hat. Die Katholiken wiederum feiern die Ernte seit 1972 gemeinsam am ersten Sonntag im Oktober. Neben diesen religiösen Festen gab und gibt es natürlich noch viele weitere profane Formen des Erntefeierns wie z.B. die „Kirbefeste“.

ERNTEDANK – VOM BAUERNFEST ZUM NATIONALEN FEIERTAG

In den Vereinigten Staaten und in Kanada ist Erntedank ein großer nationaler Feiertag, unabhängig von konfessionellen Bezügen. Der Termin liegt in den USA jeweils am vierten Donnerstag im November (heuer am 28. November), in Kanada schon am zweiten Montag im Oktober (heuer am 14. Oktober). Es geht bei diesem „Thanksgiving“ nicht um einen Dank für eine gerade eingebrachte Herbsternte, man feiert hier vielmehr den Ertrag und Erfolg eines ganzen Jahres. In die Neue Welt ist der Erntedank durch die „Pilgrim Fathers“, die puritanischen Pilgerväter aus England, gekommen. Sie waren im Herbst 1620 mit dem Auswandererschiff Mayflower an der Ostküste angelandet, um hier (im heutigen Bundesstaat Massachusetts) Religionsfreiheit zu leben und Landwirtschaft zu betreiben. Unterstützt hatten sie dabei die Indigenen (die sog. „Indianer“), ohne deren Hilfe sie im ersten harten Winter wohl  erhungert wären. Solch rührende Geschichten von Hilfsbereitschaft über ethnische Grenzen hinweg erzählt man sich heute noch gern beim üppigen Festessen an Thanksgiving. Was dabei meist verschwiegen wird: Die nachfolgende brutale Unterwerfung der Ureinwohner.

TURKEY – EIN AMERIKANISCHER HÜHNERVOGEL ALS SYMBOL

Das zentrale Ereignis des amerikanischen Thanksgiving ist – zumindest heute – nicht ein feierlicher Gottesdienst, sondern ein üppiges Festmahl im Familien- und Freundeskreis. In der Mitte der mit Kürbis, Süßkartoffeln und Cranberry-Sauce reich gedeckten Tafel steht das Hauptgericht, ein „Turkey“, ein gebratener Truthahn mit leckerer Füllung. Der Turkey ist ein uramerikanischer Hühnervogel, den die Spanier schon im 16. Jahrhundert nach Europa gebracht und den die Angelsachsen eher versehentlich nach der Türkei benannt haben. Bei uns hat er (unter dem Namen Pute/r) wegen seiner stattlichen Größe und seines schmackhaften Fleisches rasch Karriere gemacht. Wohl bemerkt: Karriere als Braten, nicht als Künstler!

ZWISCHEN NOTENBLATT UND SPEISEKARTE

Denken wir an Pute und Puter, so stellen wir uns spontan eher eine Speisekarte als ein Notenblatt vor. Die amerikanischen Illustratoren dagegen, die schier unendlich viele humoristische Thanksgiving-Grußkarten gestaltet haben, sahen das unbefangener. Zwei solcher hier abgebildeten Kartengrüße aus der Zeit um 1900 zeigen den Kopf eines Puters zwischen einem Konvolut von Menü-Karten mit der Aufschrift „Roast Turkey“, sowie eine singende Pute, deren Kopf aus einem Notenblatt mit einem „Thanksgiving Day“-Song herausragt. Im Text klingt der noch heute beliebte Puten-Original-Sound an: love her sweetest „gobble gobble, gobble gobble“. Eine andere Karte aus dieser Zeit zeigt uns ein Puten-Quartett, das über einer Notenzeile folgenden Liedtext gobbelt und gurgelt: „Thanks to him who spared our living / We´re here, we´re here till nextthanksgiving“ („Danke dem, der unser Leben schonte, wir sind hier bis zum nächsten Thanksgiving.“) Es ist eine Anspielung auf den Brauch der „Truthahn-Begnadigung“. Bei dieser Zeremonie schenkt der jeweilige amerikanische Präsident kurz vor Thanksgiving zwei
Truthähnen das Leben (womit wohl auch die sensible Seele der Kinder und Tierfreunde gestreichelt werden soll). Zuletzt hat das am 20. November 2023 US-Präsident Joe Biden getan. Wer eine vergnügliche musikalische Verarbeitung des Themas sehen möchte, kann auf YouTube das Musikvideo „Gobble Gobble“ von Matthew West aufrufen. Und auch sonst gibt es zahlreiche musikalische Beiträge zum Thema Thanksgiving und Truthahn wie z.B. „I‘m A Turkey / hip hop for birds“ (produziert von Paul Oliphant alias Mr. Elephant).

… UND ZUM SCHLUSS DAS GABELBEIN

Eine letzte Karte aus der Zeit um 1900 zeigt uns zwei singende „Pilger“ in altertümlicher Kleidung. Über ihnen sehen wir in einer Notenzeile seltsame notenähnliche Zeichen. Es sind den Gabelbeinen der Vögel nachempfundene Hieroglyphen, die als Buchstaben die Worte „Thanksgiving Hymn“ bilden. Das spielt auf folgenden Brauch an: Nachdem der Truthahn verspeist ist, nimmt man sein übrig gebliebenes Gabelbein. Zwei Spieler ziehen dann den als „Wishbone“ bezeichneten Knochen mit zwei Fingern auseinander bis er zerbricht. Der Spieler mit dem größeren Stück ist der Glückspilz und darf sich etwas wünschen. Ich wünsche Ihnen ein schönes Erntefest, wann und wie immer Sie es feiern mögen, und viel vergnügliches Gobble Gobble!

 

„Thanksgiving Hymn mit Gabelbein-Noten“.
„Love heir sweetest gobble gobble“
„I´m the popular birdie“
Geschichte, Komposition, Volksmusik
Ein Festtagsbraten mit musikalischer Seite
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