Rückblick auf den Chorjugendtag 2024 in Rottweil
Der Chorjugendtag des Schwäbischen Chorverbandes ist immer etwas ganz Besonderes. Neben dem verbandsrechtlichen Teil dürfen die Jugendlichen nämlich aktiv über die zukünftigen Projekte mitentscheiden und diese mit ihren Ideen gestalten. Jener aktiven Teilhabe wurde dieses Jahr in Rottweil noch ein weiteres Highlight hinzugefügt.
Nach einem kleinen Eröffnungssingen durch die Rottweiler Münstersängerknaben wurde der verbandsrechtliche Teil offiziell eröffnet. „Ich bin dankbar, dass ich in die Position gekommen bin“, sagte Katharina Burger über ihr Amt als Vorsitzende, denn „der Vorstand arbeitet gut zusammen.“ Auch SCV-Präsident Jörg Schmidt dankte gleich zu Beginn der Chorjugend, mit einem „Danke an alle“, es mache sehr viel Spaß, zusammenzuarbeiten.
Gemeinsame Chorjugend
Das wohl „spannendste Projekt“ – so betitelte es Präsident Jörg Schmidt – ist die gemeinsame Chorjugend. Schon im letzten Jahr wurde die Idee gehegt, eine gemeinsame „Chorjugend Baden-Württemberg“ zu gründen, um die Bedürfnisse der Jugendlichen noch besser und einheitlicher gestalten zu können. Bereits jetzt arbeiten die Chorverbände bei der vom Kultusministerium geförderten Ausbildung der Musiklotsen und Musikmentoren eng zusammen. Dem Wunsch nach einer gemeinsamen Chorjugend hatten die anderen Chorverbände in Baden-Württemberg nun zugestimmt und der Prozess schreitet stetig voran. Besonders das „Miteinander und Füreinander für die Chormusik“ solle im Vordergrund stehen, so Katharina Burger.
Chorcamp als Zugpferd
Das Chorcamp, welches dieses Jahr vom 3. bis 10. August unter dem Motto „Here comes the Sun!“ in Überlingen am Bodensee stattgefunden hatte, bot den Jugendlichen neben gemeinsamen Proben und einem Abschlusskonzert auch Workshops zu Choreographie und Einzelstimmbildung. Eine Erfahrung, die sehr gut ankam, nicht zuletzt, weil insbesondere die Jüngeren noch nicht viel Chorerfahrung und teilweise noch nie Stimmbildung erhalten hatten. Was den Jugendlichen nach eigenen Aussagen besonders im Kopf blieb: Die Gemeinschaft, die durch die tollen Freizeitangebote nur noch verbessert wurde. Dazu zählten gemeinsame Abende am Lagerfeuer mit Stockbrot, das Knüpfen von Armbändern und ein Ausflug nach Meersburg und Überlingen, bei dem im Bodensee geschwommen und Stand-up-Paddeln geboten wurde.
Das Chorcamp führte zum eigentlichen Highlight des diesjährigen Chorjugendtages, denn in Bezug auf Engagement erwies es sich als echtes Zugpferd: Noch nie gab es so viele Jugendliche, die als Delegierte bei einem Chorjugendtag dabei waren. 22 der 59 Teilnehmenden waren an der Projektentwicklung der Chorjugend beteiligt. Viele der Jugendlichen wurden vor Ort überzeugt, sich bei der Chorjugend zu engagieren. Die Resonanz der Teilnehmenden: überwältigend. „Wir hatten eine wahnsinnig schöne Zeit“, sagte Kaja Plate, neue Finanzreferentin der Chorjugend und eine von 59 Chorcamp-Teilnehmenden, „der Spaß war immer präsent, gerne wieder!“ Dieses Gefühl war auch bei jüngeren Teilnehmer:innen zu spüren. Insbesondere die gute Organisation – mit Verweis auf Anne Stamer – wurde von ihnen gelobt. „Es war die perfekte Mischung aus Freizeit und Probe“, so eine Teilnehmerin. Dieses Gefühl spiegelte sich auch im Jubiläumsvideo der Chorjugend wider, das am Bodensee gedreht wurde und in den sozialen Netzwerken zu finden ist.
Internationales Chorfestival
Bereits der Samstagnachmittag am Chorjugendtag-Wochenende wurde intensiv zur Projektentwicklung in Kleingruppen genutzt. Hierbei werden die Jugendlichen aktiv mit eingebunden, um sich an ihren Bedürfnissen orientieren zu können. Das sei „eine richtig coole Erfahrung gewesen“, fand Teilnehmerin Lena, „ich hätte nicht gedacht, dass wir so viel machen dürfen.” In den einzelnen Kleingruppen ist der Großteil weniger als 18 Jahre alt, meist beaufsichtigen nur zwei Personen die Ideensammlung und leiten diese an. Das Engagement der Jugendlichen ist der Chorjugend seit jeher wichtig. So sollen sich in der gemeinsamen freundlichen und herzlichen Atmosphäre alle wohlfühlen und Spaß haben.
Nach der Italienreise im Jahr 2023 planen die Jugendlichen nun, 2025 gemeinsam zu einem internationalen Chorfestival zu fahren, sehr wahrscheinlich nach Osteuropa. Zur Auswahl stehen u.a. Prag und das Baltikum. Die erste Rückmeldung aus dem Publikum: „Super! Da bekommt man direkt Lust, mitzumachen!“ Diese Reaktion spiegelte die generelle Stimmung des Publikums. Dass die entwickelte Projektidee großen Zuspruch fand, zeigte sich auch im einstimmigen Beschluss, als die Idee der Jugendlichen angenommen wurde. „Die Jugendlichen sehen, dass ihre Ideen etwas wert sind“, so die Vorsitzende der Chorjugend, Katharina Burger.
Jugendarbeit für eine sichere Zukunft
Gut ausgebildete Kinderchorleiter:innen, die wüssten, wie mit Kinderstimmen professionell zu arbeiten ist, seien nach Meinung der beiden Musikdirektoren Jan-Martin Chrost und Andreas Schulz das A und O. Ähnlich ist es bei den D-Ausbildungen: Die Musiklotsen von heute seien die Stimmführer von morgen, es gebe für einen Chor nichts Besseres, als gut ausgebildete Chormentoren.
Neben den D-Ausbildungen wurde auch das neue Schutzkonzept für die Ausbildungen und Projekte der Chorjugend im SCV vorgestellt, das mit eigenem Team und Verhaltenscodex einen riesigen Schritt nach vorne gemacht hat. Der SCV hat beim Kinderschutzbund einen Sammelantrag für die Finanzierung einer externen Schutzkonzeptberatung für vier Vereine (Vergabe: first come first serve) gestellt, über welchen die Kosten für eine externe Schutzberatung finanziert werden.
Außerdem wurde die Stiftung Kinder- und Jugendchorarbeit gegründet, die sich insbesondere an Vereine richtet, die kurz davor sind, sich aufzulösen. Sie soll dabei helfen, die Nachwuchsarbeit zu fördern.
Gegen Ende des Chorverbandstages tauschten sich die Delegierten untereinander zur Jugendarbeit aus, u.a. zum Thema Fördermittelakquise und Vereinsmanagement. Das musikalische Schlusswort hatten die Teilnehmenden des Chorcamps, die die Delegierten mit einigen Hits aus ihrem Programm in den Spätnachmittag verabschiedeten.