Der ZebeMusic-Verlag setzt mit seinem neuen Musical „Die Jüngerin“ auf zeitgemäße Sprache
Vor rund 2.000 Jahren war das Gendern noch nicht erfunden und die Rede ist stets von „Jesus und seinen Jüngern“. Doch welche Rolle spielten eigentlich Frauen in Jesu Gefolgschaft? Maria-Magdalena wird in den Evangelien als seine wohl bekannteste Anhängerin beschrieben und an ihrer Person orientiert sich nun auch das Musical „Die Jüngerin“, das in diesem Jahr im ZebeMusic-Verlag erschienen ist.
Henrike Thies-Gebauer hat ein rund 70-minütiges Werk für ein- bis dreistimmigen Chor, Solist:innen und Instrumente komponiert, das laut Beschreibung „mit recht wenig Aufwand aufgeführt werden“ kann – auch, weil wenige Requisiten benötigt werden. In neun Spielszenen (bei drei Bühnenbildern) agieren 17 Rollen, gedacht für Kinder ab circa zehn Jahren. Da die instrumentale Besetzung mit Klavier, Bass, Schlagzeug und einer optionalen Gitarre überschaubar gehalten ist, lässt sich das Stück auch sowohl hinsichtlich der räumlichen als auch personellen Kapazitäten gut verwirklichen.
„Das Musical versucht, das Passions- und Ostergeschehen aus der Perspektive von Maria-Magdalena zu betrachten“, erläutert die Komponistin in ihrem Vorwort. Auch die Sichtweise anderer Akteure hat sie einfließen lassen. Das Stück erzählt von den bekannten Stationen der Ostergeschichte – Jesus‘ Verurteilung, der Kreuzigung und Auferstehung – und das, ohne, dass Jesus selbst einen Auftritt bekommt.
Solo-Lieder gibt es für die Rollen von Maria-Magdalena und Judas (erforderlicher Stimmumfang im eingestrichenen Bereich); Simon Petrus rappt sogar. Der Chor funktioniert in der Einstimmigkeit, kann passagenweise aber auf zwei oder drei Stimmen harmonisch erweitert werden (in der Partitur bereits aus- notiert). Auch die Texte stammen von der Komponistin, die dabei Wert auf eine für das 21. Jahrhundert authentische Dialogführung legt und sich mit Wort- schatz und Formulierungen vom heutigen Sprachfluss inspirieren lässt, ohne dabei zu sehr ins Umgangssprachliche abzudriften. So stellt Jünger Simon Petrus eingangs fest: „Wow! Das war der Hammer!“
Wer sich nun nach Weihnachten mit der musikalischen Gestaltung des Osterfestes auseinandersetzt, hat mit dem Musical „Die Jüngerin“ eine vortreffliche Option.