Neues und Altes aus dem Silcher-Museum
Im Besitz des Silcher-Museums befinden sich einige der wichtigsten Utensilien der Gesangsbewegung. So auch verschiedene Fahnen und Banner. Diese dienen dem Zweck der Repräsentation. Im militärischen Kontext zeigten sie Zugehörigkeit zu einem Adligen. Im Vereinskontext werden sie bis heute verwendet, insbesondere bei Vereinsumzügen oder öffentlichen Auftritten. Das Stauferbanner des Schwäbischen Chorverbandes und das Banner des Deutschen Chorverbandes sollen noch einmal genauer unter die Lupe genommen werden.
Die Vorderseite des Stauferbanners ziert eine goldgelbe Seidenfassung mit 38 umlaufenden schwäbischen Städtewappen. Zentrales Bildmotiv ist das Stauferwappen mit drei Löwen, darüber der Adler und der Schriftzug „Noch blüht im Schwabenlande heut‘/Das Lied wie einst zur Stauferzeit“. Was hat es mit dem Schriftzug auf sich? Unverwechselbar ist es ein Rückbesinnen auf die Zeit, als ein Großteil des Süddeutschen Raums, inklusive der Schweiz, zum Reich Friedrich Barbarossas und den Staufern gehörte. Das Banner symbolisiert natürlich auch die Tradition, in die sich der Schwäbische Chorverband heute stellt: den Beitrag der Vereine zur Einigung Deutschlands im 19. Jahrhundert, der Grundstein für ein Nationalbewusstsein und den Willen der Zusammengehörigkeit. Das zweite wichtige Banner ist jenes des Deutschen Sängerbundes. 1865 in Dresden eingeweiht, zeigt es einen „altdeutschen Sänger“ in Person eines Barden mit Leier in der Hand, der die Versammelten mit erhobener Hand grüßt.
Geheimnis Nr. 1: Die Rückseite
Über dieses Banner wurde in der Vergangenheit viel berichtet, nicht jedoch über seine Rückseite, die nun seit knapp 30 Jahren erstmals wieder sichtbar wurde, da die Fahne im Rahmen der Auflösung des Silcher-Museums aus ihrer Vitrine genommen wurde. Die Rückseite zeigt den deutschen Adler. Der Adler als Wappen ist in der Heraldik (Wappenkunde) sehr oft vertreten und nach dem Löwen das zweithäufigste Wappentier. Wie keine anderen Tiere symbolisierten sie Stärke, so auch für das geeinte Deutschland. „Das ganze Deutschland soll es ein“, so der Spruch auf der Vorderseite des Banners. Ein geeintes, ganzes Deutschland.
Geheimnis Nr. 2: Der Zustand
Ein weiteres Geheimnis muss damit gelüftet werden: der Zahn der Zeit. Er nagt an allem, an manchem mehr, an manchem weniger. Während das DCV-Banner von 1862 noch recht gut erhalten ist, nagt der Zahn der Zeit am Stauferbanner aus dem Jahr 1857 dafür umso mehr. Was die Besucher:innen des Museums nicht entdecken konnten, waren die Löcher, die der Stoff mit sich brachte. Das lag jedoch nicht an etwaigen schlechten Umständen innerhalb des Museums – das Banner kam bereits in diesem Zustand in die Vitrine. Das aus feinster Seide gewebte Banner wurde bei Veranstaltungen in der Vergangenheit (ab-)genutzt. Durch seine Größe von ca. 210 x 360 cm war der Umgang nicht immer leicht, was die Abnutzung begünstigte. Gut kaschiert durch die Rückwand und den Stoff hinter dem Banner, zeigte das Stauferbanner daher immer seine gute Seite.