Rückblick auf die traditionelle Stimmbildungswoche im neuen Format
Wieder war es mal soweit: Zum Start der Sommerferien wurde vom 24. bis 28. Juli 2024 beim Sommergesang viele Stunden gesungen und getönt. Das seit 40 Jahren traditionelle Seminarangebot des Schwäbischen Chorverbandes – bekannt unter „Chor- und Stimmbildungswoche“ – unter der neuen musikalischen Leitung von Nikolai Ott fand erstmals zusammen mit dem europäischen Obertonchor (EOC) unter der Leitung von Inga Brüseke und Wolfgang Saus in der Bundesakademie Trossingen statt. Jede:r Teilnehmende konnte bereits bei der Anmeldung einen bevorzugten Chor wählen.
Eine langjährige Tradition der Chor- und Stimmbildungswoche wurde nach 40 Jahren unterbrochen. Jähes Aufbegehren der „alten Ochsen“ zur Orts-Verlegung der Chorwoche von der Landesakademie Kloster Ochsenhausen in die Musikakademie Trossingen. Unter der neuen Seminarbezeichnung „Sommergesang“ trafen sich über 70 sangeslustige und wissensdurstige Chorsänger:innen und Chorleiter:innen in der neu renovierten Musikakademie in Trossingen. Doch auch wenn es im Vorfeld einige Kritik wegen der Verlegung der Location gab, so erkannten die Chorist:innen und obertönenden Teilnehmer:innen des europäischen Obertonchores (European overtone choir, kurz EOC) aus dem gesamten Bundesgebiet und den angrenzenden Nachbarländern, dass mit Trossingen eine hervorragende Bildungsstätte für den diesjährigen Sommergesang gefunden wurde: helle und klimatisierte Räume, geräumige Zimmer mit angenehmen Betten, ein vielfältiges und schmackhaftes Catering einschließlich köstlicher Kuchenauswahl bei Vollpension plus, große Probenräume und akustisch angenehme Räumlichkeiten für den „Nachgesang“. Deshalb war die Wehmut nach dem Klosteraufenthalt in Ochsenhausen nur anfänglich zu spüren.
Ablauf
Nachdem die Gruppen OX und EOC in bewährter Weise vom Orga-Team Gabriele Eberle und Marion Dieterich empfangen und auf die Zimmer verteilt wurden, konnte gleich nach dem Abendessen mit Singen und Tönen begonnen werden. Als Dozent-
:innen standen für diese Chorwoche Nikolai Ott (Chor OX) sowie Inga Brüseke und Wolfgang Saus (European overtone choir, EOC) und die drei Stimmbildnerinnen Sarah Behrendt, Daniela Gerstenmeyer und Nicole Schömig zur Verfügung. Neu war auch, dass täglich eine Yoga-Stunde noch vor dem eigentlichen Stimmtraining angeboten wurde. Auf diese Weise wurden jeden Morgen Körper und Stimme richtig gestretcht und wachgemacht. Bei dem bekannt strammen Programm für das geplante Abschlusskonzert müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer natürlich konditionsmäßig und stimmtechnisch gut vorbereitet werden. Es soll ja jede Chorleiterin und jeder Chorsänger möglichst viel Verwertbares und Umsetzbares mit nach Hause nehmen.
Ein großes und vielfältiges Angebot an Liedern in den zwei sorgsam zusammengestellten Notenheften – davon eines für geistliche und Abendlieder – warteten darauf, einstudiert und gesungen zu werden. Mit viel Fachwissen und Humor wurden die Lieder der beiden Notenhefte für den OX-Chor von Nikolai Ott vermittelt. Kurzweilig, vielfältig, qualitativ anspruchsvoll, konzentriert und spaßig wurde gearbeitet. Nach dem morgendlichen Einsingen ab 9.30 Uhr – jeweils durch ein andere Stimmbildnerin durchgeführt – trällerten und tönten die Chöre den ganzen Tag in verschiedenen Räumen, unterbrochen von Mittagessen, Kaffeepause und Abendessen. Nach einem aufgestellten Terminplan gingen immer zwei Teilnehmer:innen paarweise zur Stimmbildung bei der favorisierten Stimmbildnerin. Die lange Mittagspause von zweieinhalb Stunden war nicht für alle eine reine Erholungspause, denn parallel bereiteten sich einige Teilnehmenden schon für das vorgesehene Abschlussprogramm des Bunten Abends vor. Auch das gehört – genau wie das Werkstattkonzert – schon zur Tradition.
Das finale Abschluss-Werkstattkonzert
Nach täglich mehrstündiger Probenarbeit an den vielgestaltigen Chorwerken wurden von den circa 15 einstudierten Liedern unterschiedlicher Stilrichtungen zehn Stücke vom OX-Chor im Werkstattkonzert aufgeführt: Bekannte Klassiker wie Silchers „Ännchen von Tharau“, Brahms‘ „Der bucklichte Fiedler“ und „Nachtwache II“ oder Mendelssohn Bartholdys „Es fiel ein Reif in er Frühlingsnacht“ wurden ergänzt mit englischsprachigen Stücken wie „Fair Phyllis, „Girls, girls, girls“ oder „Loch Lomond“. Aus dem Notenheft der Abendlieder wurden „Ave Generosa“ von Ola Gjeilo, „Cantate Domino“ von Josu Elberdin und „Die Blümelein, sie schlafen“ ausgewählt.
Ergänzt wurde das Konzertprogramm mit vier Werken des EOC, darunter das „Vem kann segla“, das der selbst mitwirkende Timber A. Hemprich komponiert hatte. Weitere Stücke waren das Traditional „Ack Värmeland, Du sköna, „Four Styles“ von Wolfgang Saus und „Earth“ aus „Elements“. Natürlich darf bei keinem Abschlusskonzert des nun seit 40 Jahren bestehenden Seminares Rheinbergers „Abendlied“ fehlen. Dieses wurde von allen 70 Teilnehmenden als achtstimmiger Chorsatz mit im gesamten Konzertraum verteilten Gesamtchor einfühlsam gesungen.
Lob und Dank
Großes Lob und ein herzliches Dankeschön an die hervorragenden musikalischen Leitungen des Sommergesangs und die Stimmbildnerinnen! Musikdirektor Nikolai Ott mit seinem Team hatte den Teilnehmenden eine kurzweilige und lehrreiche Woche beschert. Doch ohne die freiwilligen und engagierten Helferinnen und Helfer aus dem Chorkreise, die sich vor Ort um alle organisatorischen Dinge bemühen, wäre die Chorwoche nicht die, die sie tatsächlich seit 40 Jahren ist. Danke an das Orga-Team sowie Ulrich Hohl für seinen immer wieder erfrischenden und scharfsinnigen Rückblick auf diese bereichernde Chor- und Stimmbildungswoche!