Wie ist der Status quo? – Teil 2
Fortsetzung aus der April-Ausgabe
Nach den in der April-Ausgabe der SINGEN beschriebenen Ansätzen war einige Zeit vergangen und man gelangte zu der Erkenntnis, dass Silcher nicht mehr so populär und anziehend war wie einst.
Daher fungierte das Haus als ein Begegnungsraum. Besonders das Programm „FreiRäume“ des Landes Baden-Württemberg schaffte dabei neue Möglichkeiten. Das Haus war ein offener Raum. Kunst- und Yogakurse sowie eigene Veranstaltungen wurden abgehalten. Teilweise gab es ganze Projektwochen mit der Idee von mehr kommunaler Einbeziehung, da das Haus für die Gemeinde Schnait stets wichtig gewesen war.
Bereits hier hatte der Schwäbische Chorverband einige Ideen gesammelt, wie das Museum vom Verband weiter hätte genutzt werden können, z.B. als Seminarhaus. Aber auch diese Ideen waren, meist aufgrund fehlender Rentabilität, wieder verworfen worden. Gemeinsam mit der Kommune sollten nun weitere Ideen entwickelt werden. Diese Zeit sei „sehr gewinnbringend“ gewesen, so Johannes Pfeffer, aktueller Geschäftsführer des SCV.
Jedoch konnte in dieser Zeit kein tragfähiges Museums-, Betreiber-, und Finanzierungskonzept entwickelt werden. Ende 2022 wurde deshalb beschlossen, das Museum nun definitiv nicht wieder zu öffnen, auch die Ausstellung nicht mehr, die bis dahin noch in vollem Umfang im Haus bestand.
Auflösung der Ausstellung
Ein außerordentlicher Chorverbandstag wurde 2022 in Schnait einberufen. Für den nun folgenden Prozess wollte man sich genügend Zeit lassen. Es sollten geeignete Orte für die Exponate der Ausstellung gefunden werden. Eine verantwortungsbewusste Auflösung nach wissenschaftlichen Standards sollte es sein. Da viele Objekte aus Schenkungen, Spenden oder Beiträgen der Mitglieder finanziert wurden, sollten die Objekte möglichst in andere öffentliche Häuser übergeben und dort weiter zugänglich gemacht werden. Wenn sich keine Abnehmer:innen mehr fänden, sollten Privatpersonen greifen und erst im letzten Schritt Verkauf oder Entsorgung.
Für die Katalogisierung und Aussonderung wurde mit Dr. Felicitas Kähler eine erfahrene Wissenschaftlerin im Silcher-Museum angestellt. Sie hat in den letzten zwei Jahren die Sammlung aufgelöst und nachvollziehbar gemacht, wo die Objekte heute sind. Qualifizierte Abnehmer gab es reichlich: Da Friedrich Silcher ehemaliger Tübinger Universitätsmusikdirektor war, gingen die meisten dreidimensionalen Objekte an das dortige Stadtmuseum. Schriftstücke, Plakate und einzelne Objekte wurden an das Stadtarchiv und die Universität übergeben. Das Landesmuseum erhielt vor allem Medaillen und Orden. Das Literaturarchiv Marbach hatte bereits 2021 die Handschriften bekommen, zahlreiche Postkarten gingen nach Osnabrück und wieder andere Objekte nach Düsseldorf ans Heinrich-Heine-Institut. Der Verband hatte entschieden, dass die Objekte dort dem Zweck der Wissenschaft besser dienen konnten. Eines der Klaviere steht nun wieder beim Hersteller Schiedmayer, das andere im musikwissenschaftlichen Institut Tübingen, an der alten Wirkungsstätte Silchers.
Status quo
Im Gebäude in der Silcherstr. 49 befinden sich heute kaum mehr kulturhistorisch wertvolle Objekte. Der SCV behält zentrale Objekte zur Geschichte des Verbandes, die zuletzt in der Ausstellung im Dachgeschoss ausgestellt waren. Für das Staufenbanner ist der Verband noch auf der Suche nach einem geeigneten Ort. Mit der Auflösung habe er realisiert, „was wir eigentlich alles haben“, so Johannes Pfeffer. Allein 18 Umzugskartons gingen nach Freiburg ins Volksliederarchiv. Über mehr als 100 Jahre hinweg sei die Sammlung nicht nur groß, sondern vor allem sehr spezialisiert worden. Mit der Video-Dokumentation „Was bleibt?“ habe man einen Beitrag zu einer lebendigen Erinnerung an das Museum schaffen wollen. Der letzte, aktuelle Schritt ist nun der Verkauf des Hauses.