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Aus der Geschichte, Singen & Stimme, SINGEN Juni 2025

Singen und Rauchen oder „Chor statt Kippe“

Rudolf Veit
1. Juni 2025
Titelbild: Zigarren-Päckchen als „Sängergruß“, um 1900.
R. V.

„Solang du übst, sollst du kein Wölkchen rauchen“

Liebhaber der Musik schätzen bekanntlich auch noch andere Genüsse. Neben dem sprichwörtlichen Trio „Wein, Weib, Gesang“ wäre da z. B. das Rauchen. (hüstel hüstel)

Man sollte sich nicht wundern, wenn man in alten Vereinsarchiven neben Trinkgläsern für Bier und Wein auch Gegenstände findet, die mit dem Rauchen zu tun haben. Der „Schwäbische Sängerbund 1849 e.V.“ z. B. besaß in seiner Sammlung neben einem kuriosen Zigarrenspitzenmesser in Form eines Sängers und einer Zigarrenschachtel mit dem Aufdruck „Sängergruss“ (beides aus der Kaiserzeit) auch zwei Aschenbecher.

Letztere stammen aus der Zeit des „Wirtschaftswunders“ (1950er Jahre) und tragen die Aufschriften „Liederfest des Schwäb. Sängerbundes Göppingen 1949“ und „14. Deutsches Sängerfest Stuttgart 1956“. Sie wurden als Reklameträger und als Souvenirs für die genannten Sängerfeste angefertigt.

Aber nicht nur die Vereins- und Verbandsfunktionäre und die Zaungäste bei Chorfesten konnten dem Tabakgenuss etwas abgewinnen, auch viele Sänger taten das. Rauchen war lange allgemein akzeptiert, für Zigaretten wurde noch bis Mitte der 1970er Jahre öffentlich geworden. Danach geriet der Konsum nikotinhaltiger Glimmstängel zunehmend ins Zwielicht – aus gesundheitlichen Gründen.

 

Ins Probenlokal niemals mit einer brennenden Zigarette

Auch in den Chören war das Rauchen nicht unumstritten. Viele singende Nichtraucher empfanden den blauen Dunst und den Geruch als unangenehm. Reaktionen darauf finden wir schon in den ersten Ausgaben der „Schwäbischen Sängerzeitung“ um 1922/23. Dort gibt der Autor der Rubrik „Ins Merkbuch des Sängers“ folgenden Rat:

„Betritt, wenn du zur Singstunde gehst, das Probenlokal niemals mit einer brennenden Zigarre, Zigarette oder mit einer Pfeife. Denn du sollst kein Ärgernis erregen mit Angewohnheiten, die nicht zum Singen gehören. Im übrigen ist es eine Rücksichtslosigkeit gegenüber den Singenden, die den Rauch nicht vertragen können. Nach der Singstunde kannst du machen, was du willst.“

Und an anderer Stelle reimt der Autor seine Empfehlung sogar:

Du sollst zu tiefst dich in dein Singen tauchen,
wenn du betreten hast den Probensaal;
so lang du übst, sollst du kein Wölkchen rauchen,
denn das macht dir und allen andern Qual.
Es steigt ein Ton viel lieber aus der Seele,
sowie er weiß, dass ohne Rauch die Kehle!“

Merkspruch für Sänger, 1923.

Foto: R. V.

„Chor statt Kippe“

Inzwischen weiß jeder, dass Zigarettenrauch für Nichtraucher unangenehm ist und für die Gesundheit aller, die ihn einatmen, schädlich. Ein weit verbreitetes Krankheitsbild unter den Rauchern ist die „Chronic Obstructive Pulmonary Disease“ („chronisch obstruktive Lungenerkrankung“), abgekürzt COPD. Die Patienten leiden unter permanent entzündeten und verschleimten Atemwegen, am Ende droht ihnen der Tod durch Ersticken. Aber es gibt auch hoffnungsvolle Ausblicke.

Unter der Schlagzeile „Therapie für Raucherlunge: Chor statt Kippe“ hat die Süddeutsche Zeitung schon 2013 einen Bericht veröffentlicht, der sich dem Chorgesang als einer Therapieform gegen die chronisch obstruktive Lungenerkrankung widmet. Dort heißt es über eine aktuelle Studie aus England:

Aschenbecher in Sängerform, Firma Schäfer & Vater, um 1910.

Foto: R. V.

Zigarrenspitzenschere in Sängerform, um 1900.

Foto: R. V.

Höheres Lungenvolumen, gesteigertes Wohlbefinden

„Eine Langzeit-Untersuchung der Canterbury Christ Church University hat nun belegt, dass Singen COPD-Patienten eine deutliche Verbesserung ihrer Krankheitssymptome bringen kann.“ Ian Morrison, einer der Autoren der Studie, sagte der BBC: „Die Lungenfunktion hat sich drastisch verbessert – meist nach etwa fünf Monaten – wenn sich die Menschen ans Singen gewöhnen und ihre Atemgewohnheiten verändert haben.“

Für die Verbesserungen seien u. a. eine durch das Singen beförderte Atemtechnik verantwortlich, die der Schnappatmung der Erkrankten entgegenwirke. Durch das Singen verbessere sich „die gesamte Muskulatur um die Lunge, den Rachen und den gesamten Brustkorb“, so Morrison. Und nicht zu vergessen: das Singen habe zudem „erfreuliche Auswirkungen auf die Psyche der Patienten“. „Singen in einem Chor beuge der sozialen Isolation vor und befördere den Austausch mit anderen.“ Fazit: Höheres Lungenvolumen, gesteigertes Wohlbefinden.

Zum Schluss noch einmal einen kurzen Blick auf ein paar kuriose Raucher-Objekte. Gemeint sind hier jene Aschenbecher, die um 1900 die Porzellanfabrik Schäfer und Vater in Rudolstadt für den englischen Markt hergestellt hat. Die Abfallbehälter für Asche und Kippen bestanden aus einer Gruppe singender Herren mit weit aufgerissenen Mündern. Den Mediziner heute lässt der Anblick und die Zweckbestimmung dieser Sängertypen schaudern, die Angelsachsen vor hundert Jahren aber hatten ihre Freude an derlei schwarzem Humor.

Aschenbecher zum Deutschen Sängerfest 1956 in Stuttgart.

Foto: R. V.

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