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SINGEN Juli / August 2025, Thema

Der Chor als „Instrument für Inklusion“

Felix Eickelmann
1. Juli 2025
Titelbild: Inklusives Musizieren mit dem Chor Lebenshilfe Leonberg.
Bild: Maike Binder

Chöre für Menschen mit Behinderung

Inklusion – was heißt das eigentlich genau? Inklusion bedeutet, die gleichberechtigte Teilhabe eines jeden Menschen am gesellschaftlichen Leben zu sichern, so sagt es das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Umgangssprachlich meint Inklusion meist die Miteinbeziehung von Menschen mit Behinderung. Lange haben das Leben und die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung im musikalischen Alltag wenig Aufmerksamkeit erhalten. Mittlerweile gibt es inklusive Ensembles, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Menschen mit und ohne Behinderung zum gemeinsamen Musizieren zusammenzubringen. Wie das gelingen kann, zeigt der Chor der Lebenshilfe Leonberg.

Jeden zweiten Mittwoch probt Elisabeth Kolofon, Chorleiterin des Chores der Lebenshilfe Leonberg, mit bis zu 40 Menschen Pop- und Volksmusik. Der Chor besteht zu etwa einem Drittel aus Menschen mit Behinderung, die durch die Lebenshilfe Leonberg zum Chor dazukamen. Der Rest hatte vom Chor durch Mundpropaganda oder aus der Presse gehört und kam vorbei. Die Mitglieder sind sowohl jene mit Behinderung und jene mit einer Behinderung im nahen Umfeld, aber auch Menschen, die nichts mit der Thematik zu tun haben. Vorbehalte gab es dabei nie. Es gab vereinzelte Menschen, die dazukamen und nach einer Schnupperprobe merkten, dass sie doch etwas anderes wollten, aber die Resonanz aus Chor und Publikum ist stets positiv und begeistert.

Viele Auftritte

2018 als Teil eines Aktion-Mensch-Projektes gegründet und zeitweise von der Präsidentin des Chorverband Johannes Kepler Angelika Puritscher übernommen, ist der Chor heute so weit, dass er sogar Auftritte ablehnen muss. Der „kleine Fischer-Chor“, wie Kolofon ihn nennt, plant allein dieses Jahr acht Auftritte. Bereits im letzten Dezember waren es schon fünf Weihnachtsauftritte. Dazu gehören neben Auftritten in Seniorenheimen oder Straßenfesten auch ein Auftritt beim Chortag 2025 in Leonberg. Hierbei kooperiert der Chor schon seit einiger Zeit mit der Chorgemeinschaft Eltingen, was beide als sehr bereichernd empfinden.

Wenig Noten, großer Spaß

Notenkenntnis ist bei diesem Chor nicht erforderlich, denn durch das regelmäßige Proben und insbesondere den Spaß, sitzen die Stücke schon nach wenigen Proben recht gut. Einige Mitglieder können nicht lesen, andere Mitglieder hingegen wollen eine zweite Stimme lernen und bekommen dann Noten. Elisabeth Kolofon, die selbst zwei Kinder mit Behinderung hat und beim Schwäbischen Chorverband die C1-Chorleitung absolvierte, war es von Anfang an wichtig, den Spaß und die Freude am Singen in den Mittelpunkt zu stellen. Der Chor singt meist einstimmige Lieder und ist vor allem in der Region um Leonberg aktiv. Größere und längere Reisen seien für die Mitglieder mit vorrangig geistiger Behinderung sehr aufwendig zu ermöglichen. Es kommt bei den Proben weniger auf die richtigen Töne als vielmehr auf den Spaß an.

Wichtig ist Elisabeth Kolofon vor allem die Lebensfreude im Chor. Dieser Chor ist „ein Instrument für Inklusion“ um zu zeigen, dass das Miteinander für Menschen mit und ohne Behinderung funktioniere. Für die Mitglieder sei es eine unglaubliche Bereicherung. Die kulturellen Angebote für Menschen mit Behinderung sind eher karg und nur sehr eingeschränkt möglich, daher sei der Chor insbesondere für sie eine sehr große Sache.

Weitere Best-Practice-Projekte

Solche inklusiven Chöre, die sich explizit dem Miteinander für Menschen mit und ohne Behinderung widmen, gibt und gab es auch an anderen Lebenshilfe-Standorten, wie z. B. Ravensburg oder Kirchheim (Teck). Selbiges gilt für den inklusiven Chor der Arbeits- und Lebensgemeinschaft Bad Boll (ALB) bei Göppingen.

Wie bei vielen anderen Gesangsvereinen auch, kehrte während der Pandemie Ruhe in diese Chöre ein. Manche beließen es bei dieser Ruhe, wie der inklusive Chor Löffingen, der aktuell pausiert. Zuvor war er jedoch so bekannt, dass bereits der SWR über ihn berichtet hatte. Ein besonderes Werk brachte auch die Kirchengemeinde Magstadt hervor. Die eher selten aufgeführte Markus-Passion von J.S. Bach wurde vom inklusiven „Treffpunktchor“, unterstützt durch den Fonds „Inklusion leben“, im Jahr 2018 erfolgreich aufgeführt. Die Rezitative wurden gesprochen, nicht gesungen. Die Menschen mit Behinderungen, die in einer Einrichtung der Caritas betreut werden, hatten zuvor gemeinsam die alten Texte in einfache Sprache übersetzt.

Eine andere, besondere Form des Singens findet sich beim Freiburger Chor „Singende Hände“ wieder. Hier treffen sich gehörlose und nicht gehörlose Menschen, um zusammen zu singen. Ein gemeinsames Stampfen oder Klatschen dient dazu, den Takt besser zu halten. Der Name kommt von der Gebärdensprache, die für die Gehörlosen genutzt wird, um die Musik nahbarer zu machen.

Natürlich sind nicht nur Chöre inklusiv, das geht auch mit anderen musikalischen Ensembles. Ein gutes Beispiel ist das inklusive Musik-Ensemble „grenzenlos“ aus der Musikschule Fellbach. Hier treffen sich Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, Vorkenntnisse am Instrument sind aber erforderlich.

Förderprogramme

Menschen mit Behinderung benötigen einen anderen Ansatz als jene ohne Behinderung. Dies ist oft verbunden mit zusätzlichem finanziellem und personellem Aufwand. Damit dies gelingen kann, haben wir einige Förderprogramme zusammengestellt, die für das nächste Projekt genutzt werden können.

Das Förderprogramm „Barrierefreiheit für alle“ der Aktion Mensch unterstützt gemeinnützige Organisationen dabei, bauliche, digitale und kommunikative Barrieren abzubauen und so die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen sowie von Kindern, Jugendlichen und Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten zu fördern. Gefördert werden unter anderem Umbauten, technische Hilfsmittel, Sensibilisierungsmaßnahmen und der Aufbau von Netzwerken. Von Mikroförderung bis zu Investitionsförderung gibt es unterschiedliche Formate. Für den Bereich Musik gibt es außerdem die „Projektförderung: Begegnung, Kultur und Sport“

Mehr Infos:

www.aktion-mensch.de

Das Programm ChorYOUgend Vol. 2 der Deutschen Chorjugend fördert die Gründung und Entwicklung inklusiver, partizipativer Kinder- und Jugendchöre in Deutschland. Es unterstützt Chöre bei organisatorischen und finanziellen Herausforderungen, bietet Bildungsformate und schafft ein bundesweites Netzwerk, das Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Hintergründe und Fähigkeiten zum gemeinsamen Singen zusammenbringt.

Mehr unter www.deutsche-chorjugend.de.

„Musik für alle!“ ist ein Förderprogramm des Bundesmusikverbands Chor & Orchester, das Kindern und Jugendlichen zwischen 3 und 18 Jahren den Zugang zu musikalischer Bildung erleichtert – besonders jenen mit strukturschwachen Startbedingungen.

Gefördert werden außerschulische Projekte wie Chorproben, Musicals oder kreative Musikangebote. Voraussetzung ist ein lokales Bündnis aus mindestens drei Partnern (z. B. Musikverein, Schule, Jugendhilfe). Die Projektkosten werden zu 100 % übernommen, Eigenmittel sind nicht erforderlich. Anträge können dreimal jährlich gestellt werden.

Mehr Infos:

www.bundesmusikverband.de/musik-
fuer-alle

Auch das Förderprogramm „Länger fit durch Musik!“ ist ein Förderprogramm des BMCO zur Unterstützung demenzsensibler Musikprojekte. Gefördert werden Chöre, Orchester und Musikgruppen, die mit oder für Menschen mit Demenz arbeiten – etwa durch gemeinsames Singen, Musizieren oder kreative Formate.

Projekte werden mit bis zu 9.500 € voll finanziert, zusätzlich gibt es Weiterbildungen für Ensembleleitungen. Eine neue Antragsrunde startet voraussichtlich im Herbst 2025.

Mehr Infos:

www.bundesmusikverband.de/foerde
rung/lfdm

„Kultur macht stark“ ist ein Bundesprogramm des BMBF, das außerschulische Kulturprojekte für Kinder und Jugendliche mit erschwertem Bildungszugang fördert. Lokale Bündnisse aus mindestens drei Partnern (z. B. Verein, Schule, Jugendhilfe) setzen kreative Angebote in Musik, Theater, Medien u. a. um. Die Projekte sind kostenfrei, die Förderung läuft noch bis 2027.

Mehr Infos:

www.buendnisse-fuer-bildung.de

Chor, Ehrenamt, Pädagogik
Der Chor als „Instrument für Inklusion“
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