Rebus: ein Rätsel „durch Dinge“
Mit schönen Bildern, interessanten Themen und kniffligen Rätseln haben sich unsere Vorfahren schon vor anderthalb Jahrhunderten gern beschäftigt. Es waren u. a. Firmen wie die bekannte „LIEBIG COMPANY“, die mit ihren Sammelbildern auf diese Leidenschaft des Publikums eingegangen sind.
Jung und Alt haben einst mit großer Begeisterung jene Bildchen gesammelt, die man ab 1865 beim Kauf von Liebigs Fleischextrakt als kostenlose Dreingabe bekam. Die ca. 10 x 7 cm großen Kärtchen enthielten auf der Vorderseite eine schöne Chromolithographie (Farblitho) zu einem bestimmten Themenbereich, auf der Rückseite Produktinformationen und Rezeptvorschläge sowie Kurzinformationen zu den jeweiligen Darstellungen.
Diese Darstellungen waren allen möglichen Bereichen des Lebens entnommen. Sie bezogen sich u. a. auf Wissenschaft und Technik, Handwerk und Handel, aber auch auf Geschichte, Literatur, Kunst und natürlich Musik. Meist waren es kleine Serien mit je sechs Themen und ihren bildlichen Wiedergaben – am Ende sind es insgesamt über 11.000 Stück geworden!
Umsonst – und doch kostspielig
Die Bilder bekam man als Werbegeschenke beim Einkauf zwar umsonst, sie waren aber letztlich doch kostspielig, denn das Fleisch-
extrakt war ein teures Luxusprodukt. Längst nicht jede Familie konnte sich das leisten. Das spiegelt sich auch in den Themen der Bilder-
serien wieder. Man merkt ihnen rasch an, dass sie für ein städtisches Bildungsbürgertum, also für Gutbetuchte, gedacht waren. Die Jugendlichen dieser Schicht, die das Bildmaterial sammelten, sollten zugleich Wissen zu diversen Lebensbereichen vermittelt bekommen. Die Serien dienten so „als Schulbuch-Ergänzung und -Ersatz und prägten das Weltbild junger Menschen vermutlich in ganz beträchtlichem Maße“, wie es in einem Ausstellungskatalog 1984 heißt.
Volkslied und Rebus
Unter den musikalischen Themen (z. B. Komponisten, Opern etc.) gab es auch mehrere Serien, die das damals in der ganzen Gesellschaft beliebte „Volkslied“ zum Thema hatten. Zwischen 1891 und 1900 erschienen fünf Volksliedserien, wobei die Nummer vier aus dem Jahr 1898 die hier gezeigte Rebus-Serie ist. Die sechs Kärtchen zeigen als Hauptbild je eine Szene, die den Inhalt des zu erratenden Liedes illustriert, sowie darunter das sogenannte „Rebus“, das den Text des Liedanfangs spielerisch verfremdet wiedergibt. Am einfachsten dürfte das Rätsel mit der Leier spielenden Jungfrau auf dem Felsen zu lösen sein; das Motiv kennt eigentlich jeder, die Rebus-Zeile, die den Anfang des Liedtextes wiedergibt, ebenso. Kurz zum Rebus: der Begriff Kommt vom Lateinischen „res“ (Ding, Sache), rebus heißt „durch Dinge“. Das Rebus ist also ein Rätsel, bei dem Schrift teilweise durch Bilder von Gegenständen wiedergegeben wird, Buchstaben und Silben, die entfallen, sind durchgestrichen.
Viel Vergnügen beim Entschlüsseln der vorliegenden Rebus-Beispiele!