Sie haben die Überschrift gelesen. Und merken Sie etwas? Sie lesen weiter! Warum? Weil diese Überschrift eine mächtige Technik nutzt: Sie verbindet Informationen mit Emotionen.
Beispiel: Das engagierte Vorstandsmitglied eines Chores liest diese Überschrift, bekommt eine Information („In diesem Artikel geht es um Mitgliederwerbung!“) und eine Emotion („Ich will diesen schrecklichen Fehler vermeiden!“) – und dadurch entsteht eine Motivation, den Artikel zu lesen.
Gerade bei Menschen, die Verantwortung tragen, ist diese Emotion („Ich möchte schreckliche Fehler vermeiden“) oft überdurchschnittlich ausgeprägt. Warum? Nun ja, zu ihren Aufgaben und Stärken gehört ja auch, dass sie Probleme erkennen und lösen! Das ist ein Grund, warum bei dieser Zielgruppe diese Überschrift gut funktionieren kann. Und gleichzeitig kann es ein Grund dafür sein, dass die Kommunikation von Chören (unbewusst) oft hinderliche Emotionen bei der Mitgliedersuche hervorruft!
Stellen Sie sich vor, Sie lesen ein Plakat mit folgendem Text an der Bushaltestelle: „Wir suchen dringend neue Chormitglieder! Trauen Sie sich! Überwinden Sie Ihre Zweifel! Wir brauchen Sie dringend, sonst gibt’s uns bald nicht mehr!“ Das klingt nicht gerade nach einem beschwingten Abend mit Musik und netten Menschen, oder? Und doch ist genau diese Botschaft – in mehr oder weniger abgeschwächter Form – bei vielen Chören zu finden. Manchmal steckt sie zwischen den Zeilen in Gesprächen, manchmal steht sie in Großbuchstaben auf dem Flyer.
Das Problem mit der „Verzweiflungs-Werbung“
Wenn ein Chor vor allem Sorgen und Mangel kommuniziert, wirkt das für Außenstehende schnell nach Pflicht, Druck und Endzeitstimmung. Psychologisch gesehen hat das einen einfachen Grund: Menschen werden nicht von Notständen angezogen, sondern von Möglichkeiten. Wir wollen dorthin, wo es Freude, Gemeinschaft und Energie gibt – nicht dorthin, wo wir als letzte Rettung gebraucht werden.
4 Typische Fehltritte in der Mitgliederwerbung
1. Zu viel Fokus auf das Problem: „Wir werden immer weniger“ klingt ehrlich – aber eben auch traurig.
2. Appelle an Pflichtgefühl: „Gib dir einen Ruck!“ weckt bei vielen eher Widerstand als Lust.
3. Überbetonung von Hürden: „Trau dich!“ suggeriert, dass es etwas zu fürchten gibt.
4. Fehlender Spaßfaktor: Wenn der Humor fehlt, fehlt auch die Leichtigkeit, die Menschen anzieht.
Der Gegenentwurf: Werbung, die Lust macht
Positive Emotionen sind kein „Nice-to-have“ – sie sind der Motor jeder erfolgreichen Mitgliederwerbung. Wer Freude, Gemeinschaft, Begeisterung und vielleicht sogar ein kleines Abenteuer vermittelt, weckt Neugier und Mitmach-Lust.
Ein einfaches Beispiel:
Vorher (negativ): „Bitte trau dich, bei uns mitzumachen – wir brauchen dringend neue Chormitglieder!“
Nachher (positiv): „Lust auf Gänsehaut-Momente? Sing mit uns und erlebe, wie aus vielen Stimmen eine wird.“
5 Praxistipps für positive Chorwerbung
1. Zeigen statt bitten: Fotos und Videos von lachenden Chormitgliedern beim Proben oder bei Konzerten wirken stärker als jeder Appell. Tipp: Auch ein kurzer Clip vom Einsingen kann Begeisterung transportieren.
2. Geschichten erzählen: Statt nur Termine zu posten, erzählen Sie von Menschen im Chor: „Sabine kam vor einem Jahr das erste Mal zur Probe. Heute sagt sie: ‚Ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell dazugehöre.‘“
3. Erlebnisse anbieten: Offene Proben, Mitsing-Abende oder kleine Straßenkonzerte sind niedrigschwellige Gelegenheiten, den Chor live zu erleben. Wichtig: Immer mit einem freundlichen, lockeren Einladungssatz verknüpfen.
4. Sprache mit Leichtigkeit: Vermeiden Sie Worte, die Druck oder Mangel transportieren. Ersetzen Sie „Wir suchen dringend“ durch „Wir freuen uns auf neue Stimmen“.
5. An Zielgruppen denken: Junge Erwachsene reagieren oft besser auf spontane Social-Media-Videos, ältere Zielgruppen eher auf persönliche Ansprache und lokale Presse. Aber unabhängig davon, welche Zielgruppe über welchen Kanal angesprochen wird: Alle Zielgruppen werden eher mit positiven Emotionen angezogen!
Warum das funktioniert? Menschen schließen sich einem Chor nicht nur wegen der Musik an – sondern wegen des Gefühls, das sie dort erwartet. Positive Kommunikation schafft ein Vorab-Erlebnis dieses Gefühls. Wer beim Lesen eines Plakats schon lächelt, kommt eher auch zur Probe.
Mutmacher zum Schluss
Ehrenamtliche Arbeit in Chören ist Gold wert – und Mitgliederwerbung ist nichts anderes als die Einladung zu einer guten Sache. Sie laden nicht nur zum Singen ein, sondern zu Freundschaft, Gemeinschaft und Lebensfreude. Wir haben ein unfassbar schönes Angebot, das wirklich glücklich machen kann – dann sollen und können wir das auch mit den entsprechenden Emotionen kommunizieren! Denn wenn Ihre Werbung klingt wie der erste fröhliche Akkord einer Probe, wird sie auch Menschen zum Mitsingen bringen.