statt.
Das erste Sängerfest haben der drei Jahre zuvor gegründete Deutsche Sängerbund und die Stadt Dresden aufwändig und auf Perfektion bedacht vorbereitet. Die Gäste sollten sich wohlfühlen – und schöne Erinnerungen mitnehmen. Dazu sollte vor allem eine prächtige Sängerfesthalle beitragen. Ihr Aussehen ist auf vielen Darstellungen überliefert, Bilder von ihr findet man auch auf vielen Erinnerungsstücken wie Medaillen, Bierkrügen, Weingläsern und sogar auf Kuchentellern der Firma Villeroy & Boch, die damals den Festbesuchern zum Kauf angeboten wurden. Über das Baugeschehen auf der Elbwiese berichtete im Vorfeld die „Turner- und Sängerzeitung“ 1865 anschaulich:
„BEWUSST ODER UNBEWUSST ERSINGEN SIE DIE SÄNGERHALLE“
„Der Bau der Sängerhalle wird rüstig gefördert. Es ist ein heiteres Treiben auf dem Festplatze, wo hunderte von Zimmerleuten bis zum sinkenden Tage emsig arbeiten. Täglich wallfahrten Spaziergänger aus allen Schichten der Bevölkerung hinaus auf die reizende Wiese am „Waldschlösschen“, um zu schauen, wie der Gedanke des Festes ins Leben tritt, wie das schöne Bauwerk sich mehr und mehr gestaltet. Wer die Bauleute beobachtet hat, der wird Freude empfunden haben an der ansprechenden Art ihres Arbeitens: bewusst oder unbewusst ersingen sie die Sängerhalle; in Abteilungen von 20, 30 Mann stehen sie zusammen und unter heißen Mühen singen sie lustig ihre einfachen Weisen, kein Stamm wird in die Erde gerammt ohne Gesang. Abends, wenn die Schar der Arbeiter heimzieht – auf derselben Straße, wo sich nun bald der große Festzug entfalten wird – kündet schon von fern ihr Gesang, dass das Tagwerk an der Sängerhalle vollbracht ist. Gewiss ein günstiges Vorzeichen: was singend erbaut wurde, das wird herrlich erstehen zum Preise des Gesanges.“
Dieser 128 Meter lange und 68 Meter breite „dem deutschen Liede erbaute Ruhmestempel“ bot in seiner säulenlosen, von einer modernen Seilkonstruktion überdachten Halle mehr als 16.000 Sängern Platz. Große, mit bunten Glasbildern geschmückte Fenster spendeten reichlich Licht, und in den Anbauten waren Bierund Weinlokale, Bäckereien und Musikalienhandlungen untergebracht.
Leider blieb von dem Bauwerk außer Bildern und Plänen nichts übrig: Wenige Stunden nach Abschluss des Festes wurde es durch einen Sturm so stark beschädigt, dass es bald abgetragen werden musste.
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