Ein Rückblick auf ein Sängerleben.
Ein Leben für den Chorgesang, ein Leben im Verein. Helmut Ardelt strahlt, wenn er von seinem Verein, erzählt, den Ausflügen, den Festen, der Arbeit, aber auch der Freundschaft und Freude, die sich in diesen Jahrzehnten konglomerieren. Vereinsleben, mit Gesang, aber auch jenseits des Gesangs. Ein Blick auf ein ganzes Sängerleben im Südwesten.
Der Männerchor Friedrichshafen-Fischbach wurde 1932 als Dornier-Werkschor gegründet. 1932, 90 Jahre Geschichte, eine Gemeinsamkeit, die den Verein und sein Mitglied verbinden: „Der Verein ist genauso alt wie ich“, freut sich Helmut Ardelt. Ein bisschen Wehmut stellt sich dabei aber auch ein. In diesem Jahr wäre das Jubiläumsjahr. Auf Grund der aktuellen Situation sind die Planungen aber noch unsicher. Für den passionierten Archivar des Vereins nicht leicht zu tragen. Solche Meilensteine eines Vereins muss man auch feiern können.
Fotoalben bedecken den ganzen Wohnzimmertisch, das Arbeitszimmer beherbergt Unzählige Dias, an den Wänden lachen die Zeitzeugen der letzten Jahrzehnte entgegen. Chartre, Kanada, viele Ziele in ganz Europa. In akkuraten Listen und Dokumenten hat Ardelt die Geschichte des Vereins und damit auch ein großes Stück seines Lebens fassbar gemacht, zeigt, wie viel Engagement die Vereinsmitglieder in ihren Verein investiert haben. „Ich habe mir mal die Mühe gemacht, alle Amtsträger aufzuschreiben“, freut sich Ardelt und zeigt einige Tabellen. Seit den 50er Jahren sind er und seine Frau Mitglieder im Verein. Seine Frau zuerst. Zehn Jahre hat sie gebraucht, um ihn von einem Eintritt zu überzeugen. Bereut hat er diesen Schritt aber bis heute nicht. Im Männerchor hat der nach dem Krieg aus dem Sudetenland geflüchtete Pensionär im Verein dann Freunde, Aufgaben und vor allem auch ein großes Stück Heimat gefunden.
Mehr als nur ein Verein
„Der Verein war wie Familie“, sagt Ardelt und seine Frau stimmt dem absolut zu. Vor allem die Reisen sind beiden gut im Gedächtnis geblieben. Fast jedes Jahr fuhren sie mit dem Verein weg – zu Zeiten, als „in den Urlaub fahren“ noch nicht zum gesellschaftlichen Standard gehörte. Als Sänger kam man durch die Welt, sang in großen Kirchen und sah ferne Länder.
„Natürlich musste im Verein auch das Geld für die Reisen da sein“, sagt Ardelt. Viel Arbeit und Engagement haben alle investiert, um die Vereinskasse immer gut gefüllt zu halten. Aber man wusste eben auch immer wofür. „Jeder im Verein hatte seine Aufgabe. Für die Feste mussten wir tagelang auf- und dann natürlich auch alles wieder abbauen“, erinnert er sich und zeigt zum Beispiel Bilder vom Waldfest, das sie jährlich veranstaltet haben. Die selbstmarinierten Hähnchen waren weit und breit bekannt. Ardelt selbst war jahrelang der Pommes-Beauftragte. Tonnen an Kartoffeln gingen durch seine Hände und in die Fritteuse. Zu Recht ist er stolz auf diese Leistungen. Sieht man die Bilder, sieht man, hier arbeiten Freunde zusammen. „Das gemeinsame Arbeiten war immer wichtig. So hat man sich besser kennengelernt“, bestätigt er. Zusammen singen ist ihm aber auch wichtig. Ohne seinen Nebensänger im zweiten Bass ist es nicht das gleiche.
„Ich kann ja kein Englisch, da ist es schon schön, wenn ich kurz mal fragen kann, wie spricht man das, oder das aus?“ Corona hat auch hier Spuren hinterlassen. Dienstagabend war immer Probenzeit. Pandemiebedingt war diese Routine eingeschränkt.
Seit März geht es aber wieder weiter im Verein, es wird wieder geprobt. Vieles hat sich in den Jahrzehnten verändert. Vor allem über jemanden, der die Fortschreibung der Vereinsgeschichte übernimmt, würde sich der Vereinsarchivar sehr freuen. Noch mehr freut er sich aber, wenn die Geschichte des Vereins und das erfolgreiche Konzept des gemeinsamen Vereinsleben mit Singen, arbeiten und feiern weiterleben kann.