Wie die Imagekampagne für die Amateurmusik ein Bild richtig rückt.
Wir alle wissen es: Gemeinsam Musik machen ist toll. Es stärkt die Gemeinschaft, die Gesundheit sowieso. Wir alle sind gerne in einem Verein und widmen unserem Hobby gerne unsere Freizeit. Damit dass nicht nur die mehr als eine Million Amateurmusiker:innen im Land das zu schätzen wissen, hat der Landesmusikverband Baden-Württemberg in diesem Jahr eine Imagekampagne für die Amateurmusik gestartet – und alle können hierbei unterstützen. Im Gespräch mit der SINGEN: Christoph Palm, Präsident des Landesmusikverbandes Baden-Württemberg:
Isabelle Arnold: Guten Tag, Herr Palm. Vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben für das Interview. Der Landesmusikverband Baden-Württemberg hat jetzt eine Imagekampagne für die Amateurmusik gestartet und meine erste Frage ist natürlich: Wie entstand überhaupt die Idee dazu?
Christoph Palm: Das Land, das uns ja in den akuten Jahren der Pandemie gut begleitet hat, hat im letzten Jahr eine Ausschreibung gestartet: „Kunst nach Corona“. Da waren auch Verbände antragsberechtigt. und wir haben dann gemeinsam im Präsidium überlegt, was die Amateurmusik jetzt braucht, und sind neben anderen Projekten auch auf die Imagekampagne gekommen. Diesen Vorschlag haben wir im Spätherbst des letzten Jahres eingereicht, haben dann Ende des Jahres den Förderbescheid bekommen, mussten dann eine kleine Ausschreibung machen, wie das eben die Landesrichtlinien vorsehen.im Februar 2022 hatten wir dann die passende Agentur gefunden, um die Imagekampagne durchzuführen.
Imagekampagne klingt ja zunächst mal danach, als ob es darum ginge, den Landesmusikverband in ein noch besseres Licht zu rücken. Aber das ist überhaupt nicht das, was wir wollen. Wir möchten uns mit der Kampagne direkt an die Amateurmusikvereine und an die Chöre wenden mit dieser Imagekampagne. Und dass es in erster Linie darum geht, die Vereine, die jetzt die letzten zwei Jahre gelitten haben, zu stärken. Eben auch in der Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit und in der Werbung um verlorene oder neu zu gewinnende Mitglieder.
Isabelle Arnold: Was muss ich mir hier für Maßnahmen vorstellen? Wie ist die Imagekampagne geplant oder auch flankiert?
Christoph Palm: Wir wollen das ganze Jahr 2022 bis in den Herbst nutzen, so wie eben auch der Förderzeitraum es vorsieht, um den Menschen im Land klarzumachen, welchen Wert die Amateurmusikvereine und Chöre darstellen. Baden-Württemberg hat ja eine weltweit nahezu einmalige Dichte an entsprechenden musiktreibenden Vereinen. Wir wollen die Kommunikation unterstützen, wir wollen das Image da, wo es notwendig ist, zurechtrücken. Weg vom Klischee des verstaubten und nur in der Tradition verhafteten Musizierens, wir wollen einfach die ganze Bandbreite aufzeigen. Wir drehen einen Imagefilm, wir unterstützen das mit verschiedenen Werbemitteln und ganz zentral ist die Social-Media Kampagne, die die jungen Menschen, um die es im Speziellen geht, dort abholen soll, wo sie sich eben auch aufhalten, um Informationen zu erlangen.
Isabelle Arnold: Sie sagten, es gehe auch darum, dass quasi ein bisschen antiquierte, sehr traditionelle Bild der Amateurmusik ein bisschen aufzufrischen. Finden Sie, dass das aktuelle Bild so ist, dass man da jetzt wirklich gegensteuern muss?
Christoph Palm: Meine subjektive Meinung ist eine ganz andere. Ich sehe, wie jugendlich, frisch, wie offen, wie transparent, wie vielfältig unsere Amateurmusiklandschaft in Baden-Württemberg ist. Aber bei Gesprächen mit Partnerinnen und Partnern – sei es in der Politik, in den Medien, da auch speziell beim SWR und aber auch in der breiten Öffentlichkeit – meint man, dass Amateurmusik nur aus Polka spielenden älteren Menschen oder Ännchen von Tharau singenden Männerchören besteht. Und da wollen wir einfach den Akzent setzen und die Amateurmusik ins rechte Licht rücken.
Isabelle Arnold: Jetzt haben Sie ja gesagt, der Erwartungshorizont ist ja quasi Oktober, also der Förderzeitraum. Jetzt macht man aber so eine Imagekampagne nicht und sagt im Oktober: „so, und jetzt ist hier Schluss und alles ist fertig.“ Sind Aktionen darüber hinaus geplant? Oder wie geht es weiter? Sie hatten auch die Social Media Kanäle angesprochen. Bleiben die dann weiter online? Wie müssen sich das die Vereine vorstellen?
Christoph Palm: Ja, ganz viel. Was jetzt im Rahmen der Imagekampagne entwickelt worden ist, kann auch zukünftig genutzt werden. Das sind Werkzeuge für eine moderne Kommunikation, die wir unseren Mitgliedsverbänden und auch den Vereinen zur Verfügung stellen werden. Ob und inwieweit die auch über die Imagekampagne hinaus genutzt werden, liegt an den Akteur:innen vor Ort. Es ist alles möglich. Ich würde auch sagen, es ist eine großartige Gelegenheit, sich da Neuem zu öffnen. Und wer es nutzen will, kann das gerne machen. Mein Appell lautet: Seid alle klug genug, um zu sehen, dass hier etwas entstanden ist. Was, wenn es jeder einzelne Verein für sich entwickelt hätte, lange nicht so professionell und auch lange nicht so kostengünstig zu produzieren wäre.
Isabelle Arnold: Sie haben gerade gesagt:
Wenn jeder Verein für sich alleine …. Jetzt ist ja auch der Landesmusikverband der Dachverband für alle Amateurmusik-Betreibenden im Land. Wie wichtig ist es, dass so eine große Kampagne, die ja jetzt auch jetzt mal zumindest in Baden-Württemberg erst mal einzigartig ist, einfach als Gemeinschaftsprojekt stattfindet? Schafft das auch noch mal ein größeres Gemeinschaftsgefühl unter den Verbänden?
Christoph Palm: Ich sehe das so: Wir haben bereits eine gute Kommunikation untereinander gehabt. Aber die Kampagne zeigt auch noch mal ganz deutlich, dass die Amateurmusikfamilie in Baden-Württemberg mehr ist als die Summe ihrer Einzelteile. Ich sehe bei den Personen, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern und auch in den Geschäftsstellen die große Bereitschaft und auch das Wissen, dass man gemeinsam mehr erreichen kann. Insofern ist die Imagekampagne ein weiterer Baustein zu mehr Gemeinsamkeit. Das hat sich aber auch schon in der akuten Corona-Phase bewiesen, dass wir in der Amateurmusik in der Lage sind, uns gut miteinander zu verzahnen, auszutauschen und die Stärken einer und eines jeden einzelnen zu nutzen. Für das große Ganze.
Isabelle Arnold: „Vereint was erreichen“ ist ja fast ein Wahlspruch, den der LMV sich mal in Zukunft auf die Fahnen schreiben könnte. Und der mit Vereint.Musik.Machen in der Imagekampagne auch mit dabei ist. Wie können Vereine dazu beitragen, dass diese Imagekampagne weitergetragen wird und dementsprechend dann auch Erfolg haben kann?
Christoph Palm: Die Imagekampagne ist eine Mitmach-Veranstaltung. Wir sind quasi nur die Animateure, die dazu anregen können, die Kampagne zu einem Erfolg zu bringen. Die Vereine können unterstützen, indem sie über ihre Vereins-Kanäle, aber auch jeder und jede privat die Inhalte teilen, weiterverbreiten, bei Social-Media unterstützen und letztendlich auch immer wieder die Angebote, die wir machen, dann eben auch nutzen. Den Imagefilm und anderes mehr können alle frei verfügbar dann verwenden. Ein ganz wichtiges Element finde ich, das auf unserer sogenannten Landing Page auch ein Vereins-Finder installiert ist, wo Musik interessierte Menschen mit wenigen Klicks genau den für sie in ihrer lokalen Umgebung passenden Verein finden können. Egal ob Chor, Blasmusik, Harmonika, Zither Zupfen, Musik oder Liebhaberorchester. Das halte ich für mit das entscheidende Element. Da geht es dann eben auch darum, dass Anfragen, die, über die diese Schiene dann an die Vereine kommen, auch zügig und freundlich beantwortet werden und man interessierte Menschen entsprechend empfängt und willkommen heißt.
Isabelle Arnold: Lieber Herr Palm, vielen Dank für das Interview.