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SINGEN Juli / August 2025, Thema

Hand in Hand

Sandra Bildmann
1. Juli 2025
Titelbild: Das Projekt „Einfach Singen - Aktion Miteinander“ ist Mitglied im „Netzwerk Inklusion Ludwigsburg“.
Foto: Einfach Singen

Best-Practice-Beispiel: das Projekt „Einfach Singen“ in Sachsenheim

„Ich möchte Menschen zusammenbringen“, sagt Christiane Hähnle. Die Chorleiterin mag kein Schubladendenken. Sie sagt: „Singen ist niedrigschwellig, man braucht kein Geld. Musik tut gut. Jeder ist so da, wie er ist.“

Beim Projekt „Einfach Singen“ wollen die Initiatorin, ihr Team und alle Mitwirkenden Stimme und Sprache mit internationalem, aber auch deutschem Liedgut schulen und trainieren. Und das im fröhlichen und herzlichen Miteinander. Einander begegnen und voneinander lernen, sei das Ziel. Die einzigen Voraussetzungen: Neugierde und die Lust auf Menschen und Musik.

2011 hatte die 59-Jährige bereits die Idee zu einem inklusiven Chor als „Angebot für alle, ohne Sortierung“, wie sie erzählt. Im März 2012 verteilte sie Handzettel und lud ein, wen sie zu fassen bekam. „Da war die Hütte voll“, erinnert sich Hähnle. Damals kam man im alten Widdumhof in Kleinsachsenheim zusammen: Die Leute saßen in einem Café mit Sperrmüllmöbeln und im Treppenhaus, ohne Sitzordnung und ohne Notenblatt. Es kam die Oma mit dem Enkel, der Nachbar und die Fremde. Sie sangen Kanons und probierten Body percussion. „Ohne Limit“, sagt Hähnle.

Erstes Konzert 2017

Mit dem Aufhänger des interkulturellen Jahrs kam 2016 das Kulturamt der Stadt auf sie zu, erzählt die engagierte Sachsenheimerin. Da müsse man was machen. In der Zwischenzeit war die einheimische Bevölkerung insbesondere durch den Zustrom Geflüchteter gewachsen. Sie hätten Unterkünfte abgeklappert und persönlich eingeladen, Mund zu Mund. „Der persönliche Kontakt zählt! Man muss offen auf jeden zugehen“, so Hähnle, die bereits zahlreiche Chöre geleitet und einige selbst gegründet hat. Ihr Markenzeichen ist dabei der integrative Gedanke.

Diesmal traf man sich bei der ersten Probe im Juni 2016 mit einem klaren Ziel vor Augen: einem Konzert im darauffolgenden Februar. Und Hähnles Vorgabe: „Ich muss fordern! Wir machen Musik und es ist eine Freude, uns zuzuhören. Wir wollen zeigen: Wir können etwas!“ Es sei nicht einfach nur nett. „Warum soll eine Frau, die im Rollstuhl sitzt, nicht Brahms singen können?“

Alle sind willkommen

In seinem Kern hat sich der Projektchor bis heute nicht verändert. Er ist als Einladung zu verstehen, für alle, die Freude an Musik, einem Austausch und Begegnungen haben, die gerne singen, unabhängig von Vorerfahrung und Nationalität. „Alle sind willkommen. Die Menschen, die kommen, haben Bock auf andere Menschen. Niemand wird in eine Schublade geschoben. Jeder hilft jedem“, betont die Initiatorin. Und wenn es einfach darum geht, Textblätter zu verwalten, aufzustuhlen, oder einen Rollstuhl zu schieben.

Hähnle macht keinen Unterschied. Wer da ist, wird beim Vornamen genannt. Nicht mitsingen, aber Teil der Gemeinschaft sein wollen, sei auch okay, sagt sie. Irgendwann werde aber auch diese Person singen. Es seien Menschen dabei, die nicht lesen können, aber auch Könner:innen, die Jazz vom Blatt singen.

„Ich bin der Teleprompter, indem ich in meinem Gesicht und mit meiner Gestik alles anzeige.“

Es gab Teilnehmer:innen, die das optionale Notenblatt anfangs falschrum gehalten hätten; Menschen, die nicht sprechen, Schlaganfall-Patient:innen. „Ich probe immer gleich, unterschätze niemanden und möchte die Teilnehmer wachsen lassen“, sagt Hähnle. Sie singt vor, studiert auch mehrstimmige Chorsätze ohne Noten ein; lässt Körperarbeit und Bewegungselemente einfließen. Den Text gibt es bei Bedarf in großen Buchstaben. Den Rest vermittelt die gelernte Musikalienhändlerin durch ihren eigenen Körper: „Ich bin der Teleprompter, indem ich in meinem Gesicht und mit meiner Gestik alles anzeige.“ Traditionelle Chorsänger:innen fremdelten anfangs häufig mit dieser Methode, doch man müsse sich einfach darauf einlassen.

„Hand in Hand“

„Ich will werben für eine Offenheit, keine unnötigen Barrieren! Ich will Mut machen für Begegnungen, die Hand austrecken“, erzählt Hähnle. Das inklusive Lied „Hand in Hand“ von Margit Sarholz – eigentlich ein Kinderlied – wurde so etwas wie die Hymne des Projekts. Darin heißt es u. a.

Woher du kommst, wohin wir gehen,

Lass uns miteinander stehen

Hand in Hand.

Woran du glaubst und wer du bist,

Egal wo deine Heimat ist,

Hand in Hand.

Das Repertoire ist breit gefächert: Klassik, Volkslieder, Jazz, Weltmusik – und wer ein Instrument spielt, darf sich auch damit gerne einbringen.

Das erste öffentliche Konzert im Februar 2017 schlug Wellen: Als einmaliges Projekt gestartet, wurden schnell Rufe nach Fortsetzung laut. Es folgten Auftritte an Schulen, „Einfach Singen“ gewann Preise und Aufmerksamkeit, sang beim Weihnachtsmarkt in Sachsenheim und wurde für eine Matinee zugunsten der Hilfsaktion „Menschen in Not“ engagiert. Ihren Stammprobenort verlegte das Kern-Team des Projektes in die Hohenhaslacher Kirbachschule. Weitere Kooperationspartner folgten, darunter das Pflegeheim Sonnenfeld. 2023 öffnete sich das Projekt für Kinder und Jugendliche. Zwar pausieren deren Proben derzeit, aber sie sollen demnächst wieder aufgenommen werden. Denn ein zentrales Anliegen ist Hähnle, Generationen zusammenzubringen, wenn Kindergarten und Pflegeheim sich zusammentun und sich die jüngste mit der ältesten Generation durch die Musik, durch das Singen verbindet.

Ausschließlich ehrenamtlich

Über die Jahre hat es eine große personelle Fluktuation gegeben. Doch ein Mitglieder-Stamm bleibe dabei, berichtet Hähnle. Der Anteil an Sachsenheimer:innen sei übrigens eher gering: Zahlreiche Teilnehmende kommen aus umliegenden Städten und Gemeinden, einige vom Netzwerk Inklusion im Landkreis Ludwigsburg, dem „Einfach Singen“ angehört. Das Projekt  trägt sich ehrenamtlich. Notenkäufe werden über Spenden finanziert. Die Teilnahme am Chor ist für alle kostenlos. Überlegungen zu einer Vereinsgründung seien noch nicht spruchreif, so Projekt-Mama Hähnle. Momentan wird alle zwei Wochen donnerstags in den Räumlichkeiten der Gemeinschaftsschule in Großsachsenheim geprobt, circa 40 Personen umfasse die Gruppe durchschnittlich. Dazu kommen weitere 20 bis 40 Mitwirkende in den Pflegeheimen sowie im Rahmen der diakonischen Stiftung Karlshöhe Ludwigsburg, wo sie ebenfalls einen inklusiven Chor leitet.

Christiane Hähnle engagiert sich mit vollem Herzblut für ein gesellschaftliches Miteinander und bringt Menschen durch das Singen zusammen: generationenübergreifend, barrierefrei, unabhängig von Handicap, Alter, Herkunft, Sprache oder Religion: „Man muss zutrauen. Man muss nur finden, was dieser Mensch kann. Weil jeder kann was.“

Christiane Hähnle bei einer Probe auf der Karlshöhe Ludwigsburg.

Foto: Michael Fuchs.

Best-Practice, Pädagogik
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