In 11 Schritten von der Idee zur Durchführung
Die Gründung eines Kinderchors ist eine vielseitige Aufgabe, die Freude, Organisationstalent und musikalisches Know-how verbindet. Doch wo fängt man am besten an? Unsere Checkliste „In 11 Schritten zum Kinderchor“ bietet Orientierung. Praxisnah und Schritt für Schritt.
Schritt 1: Definition der Altersgruppen
Bei der Gründung eines Kinderchors ist es wichtig zu überlegen, an welche Altersgruppen sich das Angebot richtet und ob eine Differenzierung sinnvoll sein könnte. Die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Kindern im Kinderchoralter variieren stark. Es ist also sinnvoll, unterschiedliche Gruppen je nach Altersspanne einzurichten. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass die Konzentrationsspanne von Kindern im Kita-Alter von der Konzentrationsspanne von Kindern im Grundschulalter variiert. Konkret bietet sich eine Probendauer von 45 Minuten für Kinder von vier bis sechs Jahren und eine Probendauer von 60 Minuten für Kinder von sechs bis zehn Jahren an. Darüber hinaus ist es sinnvoll zu definieren, welche Ziele ihr mit dem Chor verfolgen möchtet. Soll es Auftritte geben und wo können diese stattfinden? Welche pädagogischen Methoden sollen angewendet werden und wie kann sichergestellt werden, dass die Kinder das Chorleben aktiv mitgestalten können?
Schritt 2: Mehr als nur zwei Schultern – Verbündete für eigene Idee finden
Die Gründung eines Kinderchors gelingt am besten im Team. Chorleitung, Chorbetreuung, Chormanagement. Das alles sind potenzielle Positionen, die es zu besetzen gilt. Deshalb: Aktiviert möglichst viele Kontakte (Vereinsvorstände von Erwachsenenchören, Sänger:innen aus Erwachsenenchören, Eltern von potenziellen Chorkindern, Musikpädagog:innen, Pädagog:innen aus dem Bekanntenkreis, usw.), um das Vorhaben gemeinsam anzugehen. Bevor ihr einen eigenen Verein gründet, schaut doch mal, ob es einen Chorverein gibt, der momentan keine Nachwuchsarbeit macht, und Lust hat, gemeinsam einen Chor zu gründen. Eine weitere Anlaufstelle können auch der Ganztagsbereich der Schulen oder Kirchengemeinden sein.
Schritt 3: Chorleitung finden (und ggf. Qualifikation ermöglichen)
Eine qualifizierte Kinderchorleitung zu finden ist manchmal gar nicht leicht. Deshalb: Seid offen dafür z. B. engagierte Chorsänger:innen zu fragen, ob sie Lust haben, einen Chor zu leiten und ermöglicht Fortbildungen. Auf der Suche nach Angeboten könnt ihr euch an die Chorjugend im Schwäbischen Chorverband und die Deutsche Chorjugend wenden.
Im Kasten an der Seite:
Wichtige Themen in der Fortbildung zur Kinderchorleitung sind:
– die kindliche Stimmentwicklung und Stimmgesundheit
– kreatives Einsingen für Kinder
– Kinderchorrepertoire
– Kinderschutz im Kinderchor
– Einführung in die relative Solmisation und andere musikpädagogische Ansätze.
Schritt 4: Was möchten wir singen? Die Repertoireauswahl
Bei der Repertoireauswahl durch die Chorleitung sollte darauf geachtet werden, dass die Lieder und musikalischen Inhalte altersgerecht und motivierend ausgewählt werden. Ausschlaggebend sind hier sowohl musikalischer Anspruch, Tonumfang als auch der Inhalt. Kinderlieder fördern die Musikalität und Sprachentwicklung von Kindern, können das Gruppengefühl stärken und enthalten immer auch Botschaften über die Welt und darüber, was als „normal gilt“ oder was nicht. Kinderlieder können stärken, aber auch ausgrenzen. Deshalb ist es wichtig, Lieder auszuwählen, die Kinder in ihrer Lebenswelt abholen, inklusiv sind und Spaß machen! Bei den Arbeitshilfen auf der Webseite der Deutschen Chorjugend findet ihr eine Checkliste zur Liedauswahl für den Kinderchor. Diese erreicht ihr auf www.deutsche-chorjugend.de
Schritt 5: Geeignete Räumlichkeiten finden
Probenräume, die sich für die Kinderchorarbeit eignen sind im Idealfall gut erreichbar, also in einer Gegend, in der viele Familien wohnen. Zudem sollten sie von außen einsehbar, akustisch geeignet und mit genügend Platz für Bewegung versehen sein. Zu beachten ist hierbei auch die Ausstattung. Wenn es in den Räumlichkeiten bereits ein Klavier oder E-Piano gibt, erleichtert euch das den Start enorm. Außerdem ist Ablagefläche für z.B. Notenmappen und andere Materialien, die ihr für die Kinderchorarbeit benötigt, sinnvoll. Auf der Suche lohnt es sich, bei Schulen, Kitas, Gemeinden oder der Stadt nach kostenfreien Probenräumen zu fragen.
Schritt 6: Ohne Moos nix los! Wie kann die Finanzierung aussehen?
Ein klarer Finanzplan schafft Sicherheit für Vereinsvorstände, Chorleiter:in, Kinder und Eltern. Darin sollten laufende Ausgaben für Probenräume, Honorare für Chorleitung, Chorbetreuung und Chormanagement, aber auch Ausgaben für Auftritte und Konzerte enthalten sein. Vereinsbeiträge, Fördermittel, Spenden oder Sponsorenmittel können helfen, den Kinderchor zu finanzieren. Außerdem können Förderprogramme für die Kinder- und Jugendchorarbeit in Anspruch genommen werden. Bei der Suche steht die Deutsche Chorjugend unterstützend zur Seite.
Schritt 7: Wie finde ich Kinder für meinen Chor?
Zu Beginn ist es wichtig, einen ansprechenden Namen für die Chorgruppen zu finden. Hilfestellung könnt ihr dabei z. B. von KI-Programmen, wie ChatGPT bekommen. Wenn ihr einen Namen für euren Chor habt, stellt sich die Frage, wie die Kinder auf das neue Angebot aufmerksam werden. Je nach Größe des Ortes oder der Stadt empfehlen sich unterschiedliche Kommunikationswege. Generell gilt: Kooperationen mit Schulen aus der Umgebung des Probenortes ermöglichen es euch, möglichst viele Kinder zu erreichen. Es bietet sich an, einen Workshop-Vormittag in der Schule zu gestalten, bei dem die Kinder das Angebot praxisnah erleben können.
Ein Tipp: Gebt besonders begeisterten und engagierten Kindern einen personalisierten Flyer mit, den das Kind zu Hause an die Eltern übergibt. Darüber hinaus können Anzeigen in Gemeindebriefen oder Regionalzeitung aufgegeben werden. Durch Plakate und Flyer, auf denen ihr z. B. zunächst zu einer Schnupperprobe einladet, können Kinder und Eltern auf das Angebot aufmerksam werden.
Eine weitere Idee: Startet mit einem kleinen Projekt, z. B. in Vorbereitung auf das örtliche Sommerfest. Das zieht die Aufmerksamkeit von Kindern und Eltern auf sich und ermöglicht ein Kennenlernen des Chors. Auch die Sozialen Medien können genutzt werden. Beachtet dabei, dass eure Zielgruppe hier die Eltern, Großeltern und andere Verwandte der Kinder sein können. So sollte also im Mittelpunkt der Werbung stehen, warum es gut für Kinder ist, im Kinderchor zu singen.
Schritt 8: Administrative Begleitung des Kinderchors
Die Organisation der Abläufe kann bei Personen aus dem Vorstand oder einer Chormanager:in liegen. Ihre Aufgaben umfassen sämtliche organisatorischen Abläufe, wie Absprachen mit Kooperationspartner:innen und die Verwaltung der Mitglieder. Zu Beginn ist es wichtig, dass für jedes Kind von den Erziehungsberechtigten eine Anmeldung inklusive Bild- und Tonfreigabe für die Öffentlichkeitsarbeit und Einverständnis zum Datenschutz ausgefüllt wird. Auch sollte dort erkennbar sein, welche Informationen den Anleitenden z. B. über Allergien bekannt sein sollten. Vorlagen hierzu könnt ihr bei der Deutschen Chorjugend bekommen.
Schritt 9: Kinderschutz von Anfang an!
Auch ehrenamtliche Angebote für Kinder und Jugendliche benötigen Kinderschutzkonzepte. Das bereits bei der Gründung eines Kinderchors mitzudenken ist sinnvoll und erleichtert die Arbeit enorm. Aber wichtig: Um einen Kinderchor zu starten, braucht ihr nicht direkt ein ausformuliertes Konzept. Achtet bei der Gründung besonders darauf, polizeiliche Führungszeugnisse aller mit den Kindern arbeitenden Personen einzuholen, setzt eine Selbstverpflichtungserklärung auf, in der ihr Regeln für den Umgang mit den Kindern und Jugendlichen definiert, achtet bei der Raumauswahl auf einsehbare Räume, ermöglicht es dem Team, eine Fortbildung zum Thema Kinderschutz zu machen und definiert Personen, die in eurem Chor für den Kinderschutz verantwortlich sind. Diese Gruppe kann dann parallel zur Kinderchorgründung an einem Schutzkonzept arbeiten. Die Deutsche Chorjugend begleitet euch bei diesem Prozess gerne.
Schritt 10: Elternarbeit und Kommunikation
Eltern sind wichtige Partner:innen im Choralltag. Sie müssen über Termine, Auftritte und aktuelle Themen im Kinderchor gut informiert sein. Darüber hinaus bilden sie auch einen Pool an potenziellen Helfer:innen. Deshalb ist es sinnvoll, Eltern von Beginn an aktiv mit einzubinden, z. B. durch regelmäßige Elterntreffen, innerhalb derer die geplanten Aktivitäten für das nächste Jahr besprochen werden. In gemeinsamen Messenger-Chats können kurzfristige Absprachen getätigt und Informationen verbreitet werden.
Viel Freude bei der Kinderchorgründung!
Diese Liste entstanden im Rahmen des Projekts „SingBus – in jedem Ort ein Kinderchor“.
Gerne unterstützen wir von der Deutschen Chorjugend euch innerhalb unterschiedlicher Fortbildungs- und Beratungsangebote bei der Kinderchorgründung. Die nächste Sprechstunde zur Kinderchorgründung findet am 18. November von 18:30 bis 19:30 statt. Anmeldung unter info@deutsche-chorjugend.de
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