Der Ratgeber von Dr. Carla Häfner, Medizinerin und Kinderbuchautorin, ist ein wissenschaftlicher und praxisorientierter Begleiter während der Schwangerschaft. Dabei steht die Musik, die Stimme der Mutter und das Lied im Fokus. Holger Frank Heimsch hat mit der Autorin gesprochen.
HFH: „Hallo Baby, hier singt Mama“ ist ein Ratgeber, der werdende Mütter mit wissenschaftlichen Themen und praktischen Übungen begleitet. Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Buch gekommen?
Dr. Häfner: In den letzten Jahren hat man viele neue Erkenntnisse gewonnen, dass das Kind im Mutterleib bereits ab dem letzten Drittel der Schwangerschaft hören und auf Klänge regieren kann. Das Kind lernt bereits im Mutterleib. Das Buch selbst fokussiert und thematisiert den aktuellen Forschungsstand und baut auf einen großen praktischen Teil auf. Besonders spannend ist die weitere Entwicklung nach der Geburt.
HFH: Wie sind Sie auf Idee zu diesem Buch gekommen?
Dr. Häfner: Ich habe selbst drei Kinder zur Welt gebracht und besonders in der letzten Schwangerschaft habe ich bei einem Lied etwas ganz Besonders gespürt. Dieses Lied habe ich während der Schwangerschaft häufig gespielt und gesungen. Nach der Schwangerschaft habe ich gemerkt, dass genau dieses Lied mein Kind unheimlich beruhigt hat, wenn es weinte oder nicht schlafen konnte. Das war für mich eine spannende Beobachtung, die mich veranlasste, die Forschung in diesem Bereich zu stärken.
HFH: Warum ist das Singen während der Schwangerschaft wichtig?
Dr. Häfner: Wichtig ist vielleicht etwas übertrieben. Aber die Ergebnisse der Forschung zeigen, welch prägende und wichtige Rolle die Mutterstimme beim Hören im Mutterleib für das Kind spielt. Die Stimme der Mutter kann das Kind besonders intensiv hören, z. B. über Knochen und die Wirbelsäule. Das Kind nimmt die Mutterstimme intensiv wahr und wird diese auch sofort nach der Geburt wiedererkennen. Daher beginnt eine sehr frühe Mutter-Kind-Bindung. Das Singen ist eine erste Möglichkeit Kontakt mit dem Kind aufzunehmen und sich mit dem Kind ganz bewusst zu beschäftigen. Der Gesang kann auch als eine Art Brücke fungieren. Sobald das Kind nicht mehr im geschützten Bauch der Mutter ist, sondern selbständig atmet und von Wärme, Kälte und Licht umgeben ist, kann ein bekanntes Lied, welches das Kind im Bau bereits wahrgenommen hat, Geborgenheit ausstrahlen. Mit dem Singen können wir dem Kind die Zeit vor und nach der Geburt erleichtern.
HFH: Welche Tipps geben Sie werdenden Mütter?
Dr. Häfner: Der wichtigste Tipp ist, es einfach selbst auszuprobieren. Beginnen sie mit leisem und leichtem Summen. Danach beginnen sie langsam mit dem Singen. Ebenso sind Rituale wichtig. Suchen Sie sich ein Lied aus, das sie schon während der Schwangerschaft immer wieder singen. Das Kind wird sich später daran erinnern und wird positiv darauf reagieren. Und lassen Sie sich nicht vom Singen abhalten. Für das Kind ist es egal, ob man viel oder wenig singt. Wichtig ist, dass es den natürlichen Klang der Mutterstimme deutlich und mehrfach wahrnimmt. Die Mutterstimme ist für das Kind einzigartig und für seine Ohren die allerschönste Stimme der Welt.
Das vollständige Interview mit Dr. Carla Häfner und Holger Frank Heimsch gibt es nachzuhören in der Themensendung „Singende Frauen und Mädchen – Folge 6“ im Podcastarchiv unter www.vocalsonair.de