Auf dem Landes-Musik-Festival am 2. Juli in Horb wird die wichtige Vereinsauszeichnung im Bereich der Amateurmusik vergeben.
Der deutsche Komponist und Dirigent Conradin Kreutzer wurde am 22. November 1780 im badischen Meßkirch, genauer gesagt in der etwas außerhalb der Stadt liegenden Thalmühle geboren. Er ist der Namensgeber für die Auszeichnung die der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel 1998 ins Leben rief.
Teufels Intention war die, dass er mit dieser Auszeichnung Vereine bedenken wollte, die auf ein mindestens 150 Jahre langes Vereinsleben zurückblicken können und sich in dieser Zeit künstlerische, volksbildende und kulturelle Verdienste um die Pflege der Laienmusik erworben haben. Eine unbedingte Voraussetzung für die Verleihung ist, dass der Verein entweder die „Pro-Musica-Plakette“ oder „Zelter-Plakette“ bereits erhalten hat. Erstere wird seitens des Bundespräsidenten für das 100-jährige Bestehen von Instrumental-Vereinen verliehen, letztere ist für Chorvereinigungen gedacht. Mit dieser Bedingung sind die ersten beiden Drittel der Nachweise für die Verleihung bereits erbracht, muss doch bei den jeweiligen Anträgen die Vereinsgeschichte genau aufgearbeitet werden.
Beantragen können die Verleihung alle Mitgliedsvereine der im Landesmusikverband Baden-Württemberg organisierten Verbände: der Blasmusikverband Baden-Württemberg, der Baden- Württembergische Sängerbund, der Badische Chorverband, der Bund Deutscher Blasmusikverbände, der Bund Deutscher Zupfmusiker, der Deutsche Harmonika Verband, der Deutsche Zithermusik-Bund, der Landes Hackbrett Bund BW, der Landesverband Baden-Württembergischer Liebhaberorchester, der Schwäbische Chorverband. In etwa 12.000 Ensembles sind damit rund 1 Million Mitglieder zusammengeschlossen. Der Landesmusikverband ist mit seinem derzeitigen Präsidenten Christoph Palm und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst auch der Ausrichter des Landesmusikfestivals, das jährlich von einem anderen Mitgliedsverband ausgerichtet wird.
Antrag über Dachverband
Die Beantragung erfolgt für die Vereine über ihren jeweiligen Dachverband, der ihn dann an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg weiterleitet. Vereine aus Baden-Württemberg, die nicht im Landesmusikverband sind, können die Tafel mit entsprechenden Nachweisen direkt beim Ministerium beantragen.
Die Verleihung der Conradin-Kreutzer-Tafel erfolgt jährlich beim Landesmusikfestival, einer eintägigen Veranstaltung, die jedes Jahr große Aufmerksamkeit für sich verbuchen darf, wird doch die gastgebende Stadt zu einem klingenden, singenden Ort, da an vielen Plätzen Konzerte stattfinden. Die eigentliche Verleihung übernimmt entweder der Ministerpräsident selbst oder einer seiner Staatssekretäre bei einem zentralen Festakt.
Sein Werdegang
Zurückkehrend zum Namensgeber wissen wir, dass er zunächst im ländlich geprägten Meßkirch, das bis 1806 zum Fürstentum Fürstenberg und fortan zum Großherzogtum Baden gehörte, aufwuchs und schon im Alter von neun Jahren an die Lateinschule der Benediktinerabtei Zwiefalten beziehungsweise an die Prämonstratenserabtei Schussenried kam. Er schlug danach die Laufbahn eines Juristen ein und studierte dieses Fach auf Wunsch seines Vaters in Freiburg ab 1799. Es waren unruhige Zeiten, in denen sich Napoleon Deutschland als politische Spielwiese ausgesucht hatte, Länder und Königreiche erschuf und andere zerschlug, wie es ihm gerade gefiel. Erst nach dem Tode des Vaters konnte Kreutzer seine musikalische Laufbahn, die er schon als Kind mit Klavier, Orgel und Klarinette begonnen hatte, fortsetzen und begann dann auch zu komponieren. Dafür brach er auch das unfreiwillig begonnene Jura-Studium ab.
Nach Studienaufenthalten in der Schweiz und auch in Wien begann er 1810 seine erste Konzertreise und ein Jahr später nahm er in Stuttgart die Stelle des Hofkapellmeisters in Stuttgart an. In der Schweiz hat Kreutzer 1812 Anna Huber geheiratet. 1816 ging es von dort aus nach Schaffhausen und zu einer ebenfalls längeren Anstellung nach Donaueschingen an den fürstlich fürstenbergischen Hof, der eine Anstellung als Kapellmeister in Wien folgte. Bereits 1820 wurde in Zürich seine erste Tochter Cäcilie geboren. In Wien hatte war er am Kärntnertor-Theater und auch am Josephstädter Theater tätig. In letzterem wurde sein wohl berühmtestes Werk, die Oper „Nachtlager in Granada“ uraufgeführt. Nachdem er seine Tochter auf Konzertreisen begleitet hatte, folgte noch eine feste Anstellung als städtischer Musikdirektor in Köln.
Reisen mit seinen Töchtern
Nachdem seine erste Frau Anna 1824 in Wien verstorben war, heiratete Conradin Kreutzer dort 1825 Anna von Ostheim, die ihm 1828 seine zweite Tochter Marie gebar. Ab 1842 bereiste er mit seiner jüngeren Tochter verschiedene Städte wie Graz, Frankfurt (Oder) und auch Riga. Dort erfuhr er von der Entlassung seiner Tochter Cäcilie auf Grund einer wohl misslungenen Aufführung als Sängerin und erlitt darauf hin einen schweren Hirnschlag, an dem er am 14. Dezember 1849 im Alter von 69 Jahren verstarb. Er wurde auf dem Friedhof der katholischen St. Franziskus-Kirche im Rigaer Stadtteil „Moskauer Vorstadt“ begraben. Sein Grab ist heute noch erhalten.
Der unstete Musiker, Kapellmeister und Komponist schuf während seines Lebens etwa 50 Bühnenwerke, aber auch Lieder, kirchenmusikalische und kammermusikalische Werke. Besonders seine Kompositionen für Männerchöre, in denen er vielfach auf Gedichte des schwäbischen Dichters Ludwig Uhland zurückgriff, sind heute noch sehr bekannt. Aber auch seine Opern „Nachtlager in Granada“ oder „Libussa“ oder „Cordelia“ sind Musikkennern ein Begriff. In der Populärmusik der 1950er kam auch das „Hobellied“, ein Wiener Couplet von 1834 nach einem Text von Ferdinand Raimund, zu besonderer Aufmerksamkeit. Sänger wie Hans Moser oder Peter Alexander, Paul Hörbiger und Marlene Dietrich trugen dieses Couplet mehrfach vor. Die übrigen Opern Kreutzers sind meist in Vergessenheit geraten.
Heiko Peter Melle