Gesang und Zupfmusik sind gute klangliche Partner – auch wenn die Beziehung der Verbände in letzter Zeit etwas geruht hat.
Zunächst eine Begriffserklärung:
Mandolinenorchester, Mandolinenverein, bzw. auch Mandolinen- und Gitarrenorchester genannt sind Bezeichnungen für Orchester, die sich analog zur Besetzung Streichorchester zusammenfinden mit Mandoline 1, Mandoline 2, Mandola, Gitarre und Kontrabass.
Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich seit längerem der Begriff „Zupforchester“ eingebürgert, in seiner Kurzform „ZO“. Diese Kurzform werde ich auch in diesem Beitrag verwenden in dem es um die Interaktion zwischen Chören und Zupforchestern in Baden-Württemberg geht.
Amateurchöre in BW gehen zurück auf die Aktivitäten von Friedrich Silcher (1789-1860). Sein Wirken als Universitätsmusikdirektor in Tübingen begründete die „Kunst im Volke“ und damit einhergehend die bis heute ungebrochene Tradition des Chorwesens als „Verein“ als auch auf dem Gebiet der Schul- und Kirchenmusik.
Zupforchester dagegen als „Orchester des kleinen Mannes“ bzw. als „Arbeitersinfonie-Orchester“ mit Mandolinen, Mandola und Gitarren statt Violinen, Bratsche und Violoncello entstanden erst zahlreich nach dem 1. Weltkrieg, auch angeregt durch die „Wandervogelbewegung“, was ja bereits eine innige Verbindung von Singen“ und „Klampfen“ voraussetzte. Nur ein kleiner Schritt war es dann, Zupforchester und vorwiegend Männergesangvereine zu gemeinsamen Auftritten zu bewegen.Auffallend ist auch, dass sich nicht wenige Zupf- und sonstige Orchester und Chöre zu einem gemeinsamen Verein zusammenschlossen, gelegentlich sogar mit Theatergruppen, und sich „Kulturgemeinde“ nannten. Doch das alles ist Historie und inzwischen musikwissenschaftlich erforscht.
Situation vor einigen JAhrzehnten
Es geht mir mit diesem Beitrag um die aktuelle Situation „Chormusik und Zupfinstrumente“. Dennoch will ich ein Zitat von Peter Seeger, dem ehemaligen Bundeschorleiter des Badischen Sängerbundes voranstellen:
„Kooperation ist ein Gebot der Stunde… Sie reicht von Gemeinschaftskonzerten im Zeichen finanzieller Restriktion bis zu Versuchen der farblichen Anreicherung im Bemühen, Konzerte attraktiver zu machen. Eine der zukunftsträchtigsten Richtungen ist die Zusammenarbeit zwischen Chören und Zupforchestern.“
Ein konkretes Ergebnis dieser Initiative von Peter Seeger und vom BDZ BW war der 1984 ausgeschriebene Kompositionswettbewerb für Chor- und Zupfmusik.1988/89 entstand die LP „Chor und Zupforchester“ mit den Werken zweier Preisträger: Veit Erdmann-Abele und Fritz Jeßler, ergänzt durch zwei Werke von Peter Seeger für Frauen- und 4-stimmigem gemischten Chor und ZO von Peter Seeger.
Auf Chorseite wirkten mit: Jugendchor Fellbach / Singkreis Bruchsal / Kantatenchor Durmersheim, Vokalensemble Bruchsal und die Zupforchester: Württembergisches Zupforchester / Jugendzupforchester BW / Badisches Zupforchester.
Aus diesem Projekt heraus folgten zahlreiche Konzerte im Zusammenwirken dieser Auswahlorchester. Zum Beispiel bei den Badischen Chortagen in Karlsruhe oder bei „Singendes-Klingendes Land“ in Stuttgart und Ettlingen. Besonders erfreulich war die steigende Zahl von gemeinsamen Vereinskonzerten. Zur Erleichterung der gemeinsamen Programmgestaltung wurde damals auch ein Literaturverzeichnis (mit Notenbezugsquellen) erstellt, das beim Verfasser erhältlich ist.
Situation Heute
Der Trend der Kooperation zwischen diesen zwei Musikrichtungen hielt leider nur bis Anfang/Mitte der 1990er Jahre an. Warum der Schwung diesbezüglich auch von Verbandsseite her nicht weiter getragen werden konnte ist bis heute fraglich.
Es ist aber dennoch nicht so, als sei das Zusammenwirken von Chören und Zupfmusik seither eingeschlafen. Es gibt im Lande viele – wenn auch immer noch zu wenige Konzerte mit Chor- und Zupfmusik. Das musikalische Spektrum reicht von Unterhaltungsmusik über Filmmusik sowie zu Uraufführungen zeitgenössischer Werke. Einige Beispiele dafür:
Mandolinenorchester Waldkirch/Kollnau: Konzerte mit Männer-, gem. und Kirchenchören, darunter „Misa Criolla“ von Ariel Ramírez und „Misa a Buenos Aires“ von Martin Palmeri
Mandolinenorchester Ettlingen: vorzugsweise im Popularbereich mit Arrangements von Leonard Cohen bis Metallica, auch mit Kinderchor
Mandolinata Mannheim: mit Kinderchor und „Alte Musik“
Mandolinen- und Gitarrenorchester Ötigheim: mit allen Chorformationen, darunter „Misa Criolla“ und „Gloria“ von Vivaldi mit Uni-Chor Stuttgart-Hohenheim (Ltg. Walter Pfohl) u. a.
Mandolinata Karlsruhe: mit Männerchören (auch in der Pfalz) sowie Originalkompositionen und Bearbeitungen (Schubert) von Peter Seeger.
Haben Sie Mut zur Kooperation!
Dazu noch ein aktuelles Zitat des langjährigen ZO-Dirigenten Hans Zimmermann vom Mandolinenorchester Waldkirch-Kollnau:
„Kaum eine musikalische Gruppenkombination ist so perfekt miteinander zu vereinen wie jegliche Form von Chören und Zupforchester. Der Sound von Männer- chören, Frauenchören, Kinderchören, gemischten Chören mit ihrem subtilen Klangcharakter mischen sich perfekt mit einem klassischen Zupforchester zu einem ganz besonderen Klangkörper…