„Edition Peters“ setzt im Bereich Chor auf Fachwissen und beschäftigt einen eigenen Chorbeauftragten…
Der Verlag „Edition Peters“ geht seit einiger Zeit neue Wege und stärkt bewusst den Bereich der Chorliteratur. Der neue Chorbeauftragte des Verlags, Lukas Lomtscher, kann nicht nur auf eine beeindruckende Chorbiographie verweisen, sondern er brennt auch für das Thema. Mit diesem Schritt zeigt „Edition Peters“, welchen Stellenwert Chorwerke im Gesamtverzeichnis des Verlages mittlerweile einnehmen.
Die Zeichen der Zeit erkennen
„Die Chorsparte ist eine Wachstumssparte. In den letzten Jahren ist die Chorsparte im Verlag sehr wichtig geworden“, erklärt der Chorspezialist den wohlüberlegten Schritt des Verlages, einen Spezialisten für Chormusik einzubeziehen. In diesem Bereich sind gerade viele Umbrüche zu erkennen, neue Themengebiete, die sich auftun und für diese Entwicklungen will „Edition Peters“ gut gerüstet sein. Dabei geht es auch vermehrt um Frauenchorliteratur.
Nach den Büchern der erfolgreichen Chorliteraturreihe „Reine Männersache“, hat sich „Edition Peters“ nun auch dem Bereich der Frauenchorliteratur gewidmet. Aus gutem Grund, wie Lukas Lomtscher weiß: „Es gibt mittlerweile ein massives Interesse an Frauenchorliteratur.“ Deshalb war es an der Zeit, dass ein Werk erarbeitet wird, das dieser Chorgattung gerecht wird. Das Buch „Reine Frauensache“ ist zwar noch nicht lange auf dem Markt, hat sich aber als so großer Erfolg erwiesen, dass verlagsintern bereits weiter gedacht wird. „Wir sind gerade dabei, neue Werke zusammen zu stellen“, freut sich der Chorbeauftragte. Doch schon das aktuelle Werk „Reine Frauensache“ ist für ihn ein wichtiger Meilenstein. „Das Buch `Reine Frauensache´ wurde geschaffen, um das Standing des Frauenchors zu stärken und auch neue Horizonte zu bieten“, so Lomtscher.
Dabei spielen auch aktuelle Trends in der Chorszene bei der Auswahl der Stücke mit hinein. „Der Trend in der Chorliteratur
ist derzeit, dass alles sehr gefragt ist, was Oberstimmen angeht“, erklärt der Chorbeauftragte. Dabei sind Melodien und Texte aber schon lange nicht mehr nur auf deutsch oder englisch zu finden. „Es kommen ganz neue Klänge im Bereich der internationalen Literatur – so zum Beispiel mit dem Buch „I Himmelen“ mit Anlehnungen aus dem Baltikum.“ Für ihn ist das aber nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. Weiterentwicklung macht auch vor der Chormusik nicht halt. Um auch in Zukunft bestehen zu können, kommt es darauf an, wie die Weichen gestellt werden. „Es wird immer wichtiger auch musikalisch über den Tellerrand zu schauen. Lateinamerikanische oder auch chinesische Chorliteratur – hier entwickelt sich spannendes“, gibt er zu Bedenken.
Sich den Herausforderungen stellen
Natürlich stellt diese Entwicklung zum internationalen Liedgut auch Verlage vor ganz neue Herausforderungen. Hier geht es vor allem darum, den Chorleiterinnen und Chorleitern, aber auch den Sängerinnen und Sängern eine größere Hilfestellung zu bieten, um die Werke auch gut und sinnvoll umsetzen zu können. Das bedeutet zwar einen höheren Aufwand – auch höhere Kosten – durch die anspruchsvolle Bearbeitung der Werke – aber es lohnt sich. „Es ist wichtig sich als Verlag breit aufzustellen und unterschiedliche Stilrichtungen vorzustellen und einzubeziehen.“ Als Chorbeauftragter sieht sich Lukas Lomtscher auch als Bindeglied zwischen Chören, Chorleitung und dem Verlag. „Ich möchte noch viel mehr unterwegs sein und mich noch viel mehr vernetzen“, erklärt er. Gerne können auch Anfragen nach spezieller Literatur an ihn gerichtet werden. Denn um das Angebot an Chorliteratur nicht nur zu erweitern, sondern auch in die passende Richtung zu entwickeln, aber auch Impulse zu setzen, ist sein Ziel. „Ich möchte wissen, wo der Puls bei den Chören liegt.“
Die internationale Ausrichtung ist richtig und wichtig, soll aber nicht die deutsche Literatur ersetzen. Im Gegenteil „Schön wäre, wenn es neben den vielen internationalen Einflüssen auch noch mehr deutsche Literatur gäbe“, sagt Lomtscher. Hier sind die Komponisten, aber auch die Chorleiter und Chorleiterinnen gefragt, diesen Markt wieder interessanter und attraktiver zu machen. „Der Markt für originäre Chormusik ist da, oft fehlt einfach der Mut etwas umzusetzen.“ Damit spielt Lomtscher auf die großen Möglichkeiten von Auftragskompositionen hin, die ihre Wirkung oft nicht verfehlen, da sie direkt an den Chor angepasst werden. Hier sind musikalische Verantwortliche, aber auch die Verantwortlichen in den Vereinen seiner Meinung nach oft ein wenig zu zögerlich. „Es kann sehr erfolgreich sein – Mut wird oft belohnt“. Dabei muss es nicht immer etwas komplett Neues sein. „Volkslieder und Neues schließt sich ja nicht automatisch aus. Es muss eben gut gemacht werden“, sagt Lomtscher.
Noten und Konzertprogramme müssen zusammenpassen
Diese Verantwortung sieht er auch in der Auswahl der Konzertprogramme. „Es liegt sehr viel Potential in der Programmgestaltung. Es geht nicht immer nur um Mainstream-Musik.“ Gute Werke, vor allem aber eine gute Programmplanung sind für ihn das A und O eines interessanten Konzertes. Das und eine gute Portion Mut: „Es ist nicht immer einfach und es ist herausfordernd. Es ist klar, dass das klassische Repertoire meist die sicherere Bank ist. Doch das etwas Andere kann eben auch interessanter sein. Manchmal muss man auch für eine positive Überforderung sorgen und über die Musik, den Gesang den emotionalen Zugang finden“
Investition in die Chorliteratur gehört zur erfolgreichen Nachwuchsarbeit!
Dabei gibt er noch etwas Weiteres zu Bedenken. Das Notenarchiv ist letztlich der größte Schatz, den ein Gesangverein haben kann. Das Repertoire prägt das Image eines Chores entscheidend mit. „Wenn ich neue Literatur in meinem Chor bearbeite, bin ich für junge Menschen interessanter, bin moderner und werde auch so wahrgenommen. Das Motto muss sein: Raus aus dem verstaubten Chorwesen: Investition in Literatur ist eine Investition in die Zukunft“
Isabelle Arnold im Gespräch mit Lukas Lomtscher