Weiterentwicklung im Verein heißt Zukunftssicherung. Dabei kann ein Blick auf die eigene Situation nicht schaden.
„Wir haben die gleichen Probleme, die jeder Verein hat – aber wir schauen, dass wir das beste draus machen“, sagt Leona Irion, Vorsitzende des Chorvereins Waldenbuch. Der Verein, dem sie vorsteht, unterscheidet sich in den Eckdaten wenig von anderen Vereinen im Schwäbischen Chorverband. Insgesamt singen hier ca. 45 Personen aus ehemals zwei Chören, gemeinsam mit Projektteilnehmern. Erfreulich: Die Chorgemeinschaft ist Heimat eines gut funktionierenden Kinderchores. Was diesen Verein besonders macht? Das ist die Einstellung der Vereinsmitglieder, die sich darin ausdrückt, dass man Probleme eben anpackt, aber auch gerne dafür sorgt, dass gar nicht erst welche entstehen.
Ein kritischer Umgang mit sich selbst
Die Chorvereinigung Waldenbuch setzt sich kritisch mit dem eigenen Profil auseinander. Nicht nur einmal um sich eine Richtung zu verleihen, sondern immer wieder, um die Richtung zu halten oder auch zu korrigieren. Dabei ist der Blick von außen unabdingbar. „Man muss einen Verein mal durchleuchten“, stellt Irion als Grundlage aller Arbeit fest. Sie hat Erfahrung darin. Bereits 2011 hat der Verein sich zum ersten mal Hilfe von außen geholt. Damals ging es um die Fusion zweier Chöre unter neuem Namen und mit neuer Ausrichtung. Erik Stieler half damals die Richtung zu finden. Erfolgreich. Die Fusion funktionierte und er begleitete die Entwicklung des neuen Vereins noch einige Zeit weiter. Eine Erfahrung, die nicht nur bei Leona Irion, sondern auch bei den Vereinsmitgliedern bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Seit dieser ersten Konsultation gehören Seminare zum festen Programm im Verein. So auch im Herbst 2017. Diesmal ging es um die Erarbeitung eines neuen Konzertprogramms für 2018. Dabei ging es um die Entwicklung eines ganzen Konzepts. Sprich Programm, aber auch Organisation, Werbemaßnahmen etc..
Warum eine eigene Fortbildung nur für einen Verein?
Es gibt viele Seminare, die in unterschiedlichen Bereichen wichtig für die Vereinsentwicklung sind. Bei diesen Fortbildungen schätzt Irion neben der fachlichen Weiterbildung vor allem auch den wichtigen Austausch untereinander. Ideen bekommen, sich mit anderen vernetzen. Eine gute Grundlage für eine gute Vorstandsarbeit. Ein Workshop, der sich aber speziell mit einem Verein befasst, ist dann aber doch noch einmal eine ganz andere Erfahrung. Die Auswahl des Themas, die Methodik und die Zielsetzung kann voll und ganz auf die Bedürfnisse abgestimmt werden. Maßgeschneidert eben auf die Zielsetztung und die Zusammensetzung des Vereins. Die Inhouse-Variante bietet für die Vorsitzende aber noch einen weiteren wichtigen Vorteil: „Manchmal ist es schwierig, Leute zu Fortbildungen zu bringen – also hole ich sie einfach her.“
Der Rahmen muss stimmen
„Es ist gut, mal den gewohnten Raum zu verlassen. Das wirkt sich auch auf das Denken aus“, freut sich Irion. Deshalb fand der
Workshop 2017 auch in einem Hotel statt. Für Essen war gesorgt, der Verein übernahm die Kosten. Eine schöne Umgebung, gute Verpflegung und ein zielorientiertes Seminar. Mit einem Plakat warb die Vorsitzende unter ihren Mitgliedern für die Teilnahme an einer Zukunftswerkstatt. Als Dozent konnte Dr. Kai Habermehl, Vorsitzender der Deutschen Chorjugend, gewonnen werden. Ein Konzept, das aufging. Viele Mitglieder meldeten sich zur Mitarbeit an. „Für mich war es selbstverständlich, dass sich so viele zur Zukunftswerkstatt anmelden. Dass das nicht normal ist, wurde mir erst bewusst, als Kai über die Teilnehmerzahl verwundert war“. Er bestätigte, dass er normalerweise in solchen Fällen mit zwei oder drei Vereinsfunktionären rechnen kann,“ ist die Vorsitzende stolz auf ihre Mitglieder. Natürlich gäbe es auch einige, die mit einer
Zukunftswerkstatt nichts anfangen könnten, aber in einem Verein gebe es eben auch viele unterschiedliche Möglichkeiten sich einzubringen.
Wann ist es Zeit sich beraten zu lassen?
Hier ist die Aussage klar: Immer. Wenn man
sich erst Hilfe holt, wenn die Probleme schon groß sind und wenig Optionen, egal ob finanziell oder personell, mehr offen sind, dann ist es zwar noch nicht zu spät, aber auch weit entfernt von rechtzeitig. In einem Verein gibt es immer Handlungsbedarf. Vor allem die Ausrichtung für die Zukunft ist wichtig, aber auch das Angehen von aktuellen Problemen. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen ist kein Zeichen der Schwäche, sondern ein Zeichen für einen sensiblen Umgang im Verein. „Es ist wichtig rechtzeitig auf Veränderungen zu reagieren. Viele bemerken es zu spät“, sagt Irion.
Den richtigen Dozenten finden
„Ich schaue schon, dass es Leute sind, die nicht einfach nur Mainstream sind. Die dürfen gerne etwas kratzig sein“, gibt Leona Irion zu Bedenken und schließt an: „Dass die Leute hören, was sie hören wollen, da lohnt sich dann der Aufwand nicht.“ Offene und klare Ansagen und eine grundehrliche Analyse des Problems sind hier die Grundlagen. Das ist nicht immer angenehm, aber sicherlich notwendig. Sie selbst hat sich im Laufe vieler Fortbildungen einen eigenen kleinen Katalog an möglichen Dozenten für bestimmte Themen aufgebaut. Aber auch ein Anruf in der Geschäftsstelle des Schwäbischen Chorverbandes kann hier bei Bedarf gut weiterhelfen.
Projekte des Vereins:
Am 1. März 2018 starteten die Proben für das im Workshop neukonzipierte Konzertprogramm „Höhenflüge“. Menschen jeden Alters sind herzlich willkommen, kostenlos die Proben immer donnerstags um 20 Uhr im Sonnenhof zu besuchen, um für das Konzert „Höhenflüge“ des Chorvereins am 27. Oktober 2018 zu üben.
Kinderchor-Singspiel „Die goldene Friedenstaube“. Zusammen mit Flüchtlingskindern singen die Kinderchor-Kinder Lieder zur musikalischen Umrahmung des Buchs „Die goldene Friedenstaube“ nach einer Geschichte von Roland Müller.
Die szenische Aufführung findet am 14. März 2018 um 17.30 Uhr im Haus der Begegnung in der Bahnhofstraße in Waldenbuch statt.
Isabelle Arnold