Benjamin Strasser kommt aus Oberschwaben, ist musikalisch geprägt und will die Amateurmusik wieder zum Thema in der Politik machen.
Der Bundesverband Deutscher Chorverbände (BDC) und der Bundesverband Deutscher Orchesterverbände haben sich zu einem großen Bundesverband zusammengeschlossen. Neuer Präsident wird Benjamin Strasser, Bundestagsabgeordneter der FDP.
Was hat Sie selbst zur Musik gebracht, wann haben Sie zum letzten Mal selbst musiziert oder gesungen?
Benjamin Strasser: Ich bin in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen. Meine Mutter singt seit ihrer Jugend im Kirchenchor. Ihr war es wichtig, dass ich ein Instrument erlerne. Die Begeisterung für die Geige kam dann mit acht Jahren bei einem Tag der offenen Tür der Musikschule Ravensburg. Leider fehlt mittlerweile die Zeit, regelmäßig zum Instrument zu greifen. Seit fünf Jahren singe ich auch in einem Chor. Ich versuche so gut es geht, bei den Proben dabei zu sein.
Welche Einflüsse hat diese Erfahrung auf Ihr Amt?
Musik heißt für mich Gemeinschaft erleben, kreativ sein und vor allem Entspannung. Als Bundestagsabgeordneter senkt es die Stressbelastung. Als Präsident des Bundesmusikverbands möchte ich die Begeisterung für die Musik in die Gesellschaft tragen.
Sie schreiben über sich: „Alles, was ich tue, tue ich aus Leidenschaft und mit voller Überzeugung“. Wie wirkt sich diese Einstellung auf Ihr neues Ehrenamt aus?
Den Entschluss, als Präsident zu kandidieren, habe ich wohl abgewogen und nicht spontan gefasst. Trotz der vielen Termine als Abgeordneter möchte ich das wichtige Thema der Förderung des Ehrenamtes in die aktive Politik tragen und um Unterstützung werben. Was gibt es Schöneres, als Botschafter für so viele Ehrenamtlich tätige Chor- und OrchestermusikerInnen sein zu dürfen?
Wie wichtig sind Chor- und Orchestermusik in Deutschland, welches Potenzial sehen Sie hier?
In Deutschland singen und musizieren 3,7 Millionen Menschen von Jung bis Alt in Vereinen. Dieses ehrenamtliche kulturelle Engagement sorgt nicht nur für Zusammenhalt und Gemeinschaft, sondern auch für viel Freude bei Millionen von Menschen, die durch das Singen und Musizieren beschenkt werden. Die Musik hat eine enorme Integrationskraft und bringt Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen. Sie hilft bei der Verständigung untereinander und wirkt über Grenzen hinweg. Gerade im frühmusikalischen Bereich ist sie ganz entscheidend für die Entfaltung der Persönlichkeit. Chor- und Orchestermusik haben ein großes gesamtgesellschaftliches Potenzial und ihr gebührt dieselbe öffentliche Aufmerksamkeit, wie sie zum Beispiel der Sport erfährt.
Was waren die Beweggründe für den Zusammenschluss?
Ein Beweggrund war sicher die Einsicht in das Motto „Gemeinsam sind wir stärker“. Mit einem gemeinsamen Verband, der mit einer Stimme für die gesamte Amateur- bzw. Laienmusikszene in Deutschland spricht, wird es uns noch besser gelingen, unsere Interessen gegenüber politischen Institutionen zu vertreten. Wir wollen aber auch optimale Strukturen schaffen, die Chor- und Orchestermusik stärker vernetzen und einen steten Austausch von Informationen ermöglichen. Und es ergeben sich auch ganz sicher Synergieeffekte bei der Entwicklung von gemeinsamen Projekten und Publikationen, denn die Schnittmenge an Themen zwischen Chor- und Orchestermusik ist doch sehr groß. Mit diesem Verband haben Chor- und Orchestermusik eine starke Stimme, die wir gemeinsam noch stärker in der Öffentlichkeit erheben wollen.
Der neu gegründete Bundesverband vereinigt Chor- und Orchestermusik. Worin liegen die Vorteile für die Mitglieder?
Ein großer Vorteil für die Mitglieder liegt auf jeden Fall darin, dass Chöre und Orchester nun mit einer Stimme nach außen sprechen. Das wird die Wahrnehmbarkeit deutlich erhöhen. Die gemeinsamen Anliegen, die Chöre und Orchester zweifelsohne haben, werden gestärkt. Das hilft allen Mitgliedern. Und, das halte ich für genauso wichtig, die Unterschiede zwischen Chor und Orchester können als Verband nach innen auch inspirierend wirken. Zudem kann man von- und untereinander lernen.