- Liebe Leserinnen und Leser,
geistliche Musik begleitet die Menschen seit Jahrhunderten und hat in verschiedenen Religionen sowie Kulturen eine zentrale Bedeutung. Sie ist nicht nur ein Medium, um den Glauben auszudrücken, sondern auch ein Weg, spirituelle Erlebnisse zu vertiefen und Gemeinschaft zu schaffen. Vom gregorianischen Choral über die großen Oratorien der Barockzeit und Romantik bis hin zu modernen Chorwerken bleibt geistliche Musik ein lebendiger Bestandteil des religiösen Lebens und der liturgischen Praxis. Sie hat die einzigartige Fähigkeit, sowohl im Gottesdienst als auch in der Konzertaufführung tiefe spirituelle, emotionale Erfahrungen zu ermöglichen. So hat sie sich im Laufe der Jahrhunderte stets weiterentwickelt.
Musik im geistlichen Kontext hat die Möglichkeit, Grenzen und Barrieren von Konfessionen, Kulturen, Sprachen, Ideologien und vielem mehr zu sprengen und auf diese Weise Menschen zusammenzubringen sowie zu vereinen. Der amerikanische Musikphilosoph Aaron Copland beschrieb Musik als eine „universelle Sprache“, die „jeder in seiner eigenen Weise versteht“. In […] Thema
Christliche Musik im Spannungsfeld zwischen Kulturprotestantismus und Selbstvergewisserung
In dieser Ausgabe der SINGEN steht eine Frage im Zentrum, die Johann Wolfgang von Goethe in Marthens Garten in extenso behandelt: Es ist die Frage, die in die Geschichte als „Gretchenfrage“ eingegangen ist. Die junge Margarete fragt den Faust: „Nun sag’, wie hast du’s mit der Religion?“ Zwar leben wir (noch) nicht in einer laizistischen Gesellschaft, aber haben uns doch in diese Richtung aufgemacht. Der Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung bemerkt einen signifikanten Rückgang von Kirchenzugehörigkeit und religiöser Privatpraxis, attestiert jedoch auch, das Glaube und Religiosität nach wie vor gesellschaftlich prägend sind.
Sicherlich haben auch die meisten Chöre hierzulande immer wieder mit geistlicher Musik zu tun. Sei es in Adventskonzerten, am Volkstrauertag oder auch bei Beerdigungen. Zwangsläufig muss sich der Chor, aber auch jede:r Einzelne immer wieder im Kleinen und Großen mit der Gretchenfrage auseinandersetzen. Glaube und Religion sind, so kann man – […]
Prof. Dr. Inga Behrendt (Hochschule für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart) und Prof. Thomas Mandl, Rektor der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Tübingen, im Interview
Darf man als weltlicher Chor so ohne weiteres geistliches Repertoire singen? Will man das überhaupt? Welche Legitimation hat Kirchenmusik in einer Gesellschaft, die sich zusehends von der Kirche abwendet? Die SINGEN hat den Rektor der evangelischen Kirchenmusikhochschule Tübingen, Prof. Thomas Mandl, und Prof. Dr. Inga Behrendt (Hochschule für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart) zum Doppelinterview getroffen.
Die Zahl der Kirchenaustritte nimmt stetig zu, Skandale kommen an die Öffentlichkeit, die Gesellschaft säkularisiert sich. Braucht es überhaupt noch geistliche Lieder?
IB: Den Trend sehen wir alle und ich denke, es ist eine Realität, die wir in der Gesellschaft beobachten. Gleichzeitig erlebt man, dass spirituelle Angebote – etwas, was den Stress aus dem Alltag nimmt – im Trend sind: Orte werden gesucht, an denen man auf andere Art und Weise miteinander […]
SCJ-Musikdirektor Andreas Schulz, der Evangelische Kirchenmusik studiert hat, erläutert einige Spielregeln
Meist ist in unseren Vereinschören alles geregelt. Wir proben in einem Schulgebäude oder einem anderen öffentlichen Raum, den uns die Kommune zur Verfügung stellt. Unsere Konzerte finden dann in einem schönen Konzertsaal, im Bürgersaal oder auf dem Land auch gerne mal in der Mehrzweckhalle statt. Das Repertoire ist auch klar: alles was Spaß macht, schön klingt, zu unserem tradierten Repertoire gehört und was von Schwierigkeitsgrad und Stimmverteilung zu unserem Chor passt. Wobei das natürlich je nach Chorgattung und Geschmack ein breites Feld sein kann. Was bedeutet es aber, wenn wir mit dem Kirchlichen und Geistlichen in Berührung kommen?
Immerhin besteht die Gesamtheit der Chormusik zu einem beträchtlichen Teil aus geistlicher Musik, je weiter man in die Vergangenheit blickt, desto größer ist der jeweilige Anteil. Dieser Kontakt kann auf mehrere Arten zustande kommen. Vielleicht nur durch die Frage: „Machen […]
Das Positionspapier des Deutschen Musikrats
Der Deutsche Musikrat (DMR) engagiert sich für die Interessen von 15 Millionen musizierenden Menschen in Deutschland und ist weltweit der größte nationale Dachverband der Musikkultur. Rund 50 Persönlichkeiten aus allen Bereichen des Musik- und Kulturlebens engagieren sich ehrenamtlich in den acht Bundesfachausschüssen Bildung, Arbeit und Soziales, Medien, Recht, Musik in Religionen und Kirchen, Musikwirtschaft, Vielfalt und Zukunftswerkstatt. Der Bundesfachausschuss Musik in Religionen und Kirchen nahm im Dezember 2024 zu den Chancen, die die vielfältigen musikalischen Praxen der in Deutschland beheimateten Religionen (gemeint sind Christen, Juden, Muslime sowie Aleviten und Hindus) bieten, wie folgt Stellung:
„Die Klangsprachen der Religionen sind vielfältig, werden unterschiedlich gelebt und spielen in der Regel eine bedeutende Rolle für die jeweiligen Gemeinschaften und die Identifikation mit der jeweiligen Religionspraxis. Darüber hinaus stehen die unterschiedlichen Musiken in einer ständigen Wechselwirkung mit der säkularen Kultur. Hier entstehen vielfältige gesellschaftliche Dynamiken, etwa im Kontext […]
Wie kann transkulturelle und interreligiöse Musikarbeit gelingen?
Wir alle leben in Blasen, die geprägt sind durch Menschen, die uns ähnlich sind – in Geschlecht, Beruf, sozialem Status, Wohnort, Hobby oder auch der Religion. Transkulturelle und interkulturelle (Musik-)Arbeit versucht, diese Blasen zu überwinden und in einen Austausch zu gelangen. Wie das realisiert werden kann, zeigt die Redaktion in diesem Artikel.
Der persönliche Kontakt ist der einfachste Weg, um sich kennenzulernen und eine gegenseitige Akzeptanz zu fördern. Um Menschen zu erreichen, bieten sich lokale Organisationen an. So wie es bei der Kirchengemeinde den „Anruf“ mit den einzelnen Veranstaltungen der Kirchengemeinde gibt, kann bei religiösen Institutionen für das Projekt geworben werden. Personen vor Ort können auf weitere Fachleute verweisen oder Hilfestellung geben. Wenn sich alle Teilnehmer:innen mit Ideen einbringen können, sind alle motivierter. Daher ist es ratsam, ergebnisoffen an das Projekt heranzugehen.
In drei Schritten zum Ziel
Im ersten Schritt werden die verschiedenen Musiktraditionen […]
Die Redaktion hat Repertoire-Vorschläge geistlicher Musik für Chöre gesammelt
Beliebte Dauerbrenner
- Vivaldi, Antonio: Gloria in D
für Soli (SSA), Chor (SATB), Oboe, Trompete, 2 Violinen, Viola und Basso continuo - Händel, Georg Friedrich: Messiah 1741
für Soli (SATB), Chor (SATB) und Orchester - Bach, Johann Sebastian: Sämtliche Choralsätze
für Chor (SATB) a cappella - Mozart, Wolfgang Amadeus: Requiem in d-Moll, Osztryga-Fassung
für Soli (SATB), Chor (SATB) und Orchester
Geheimtipps
- Miškinis, Vytautas: Cantate Domino
für gemischten Chor (SATB) - Stainer, John: Die Kreuzigung – The Crucifixion
für Soli (TB), Chor (SATB) und Orgel - Parker, Horatio: Die Geburt Jesu – The Holy Child
für Soli (STB), Chor (SATB) und Orgel - Tambling, Christopher: Messe in G
für Chor (SA[T]B), Orchester und Orgel - Makaroff, Mia: Kaikki maat, te riemuitkaatte
für Chor (SSATBB) a cappella - Martin, Frank: Messe für zwei vierstimmige Chöre
a cappella
Arrangements
- Stolarz, Ohad: Hebräisches Chorbuch, Bd. 1
für Chor (SATB) a cappella - Arman, Howard: Christmas Surprises, Bd. 1
für Chor (SATB) a cappella - Harrap, Stephen (Hrsg.): Music […]
- Vivaldi, Antonio: Gloria in D
Vereinsmanagement
Die Vereine und die Scheinselbstständigkeit
Der Gesetzgeber kann, wenn er will, und er kann sehr schnell, wenn er will. Mitten im Wahlkampf, am 30. Januar 2025, hat der Deutsche Bundestag durch eine Gesetzesänderung auf das viel zitierte „Herrenberg-Urteil“ des Bundessozialgerichts vom 28. Juni 2022 (B 12 R 3/20 R) reagiert. Der Bundesrat hat am 14. Februar 2025 zugestimmt.
Mit seinem Urteil hat das Bundessozialgericht einer Musikschule und einer Musikschullehrerin „ins Stammbuch geschrieben“, dass Letztere – entgegen vertraglicher Regelung – als nicht freiberufliche, sondern auch rechtlich als abhängig beschäftigte Musiklehrerin zu betrachten sei, was ihre Versicherungspflicht in der gesetzlichen Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung sowie Beurteilung nach die dem Recht der Arbeitsförderung auslöse. Kurios: Das Sozialgericht Stuttgart hatte schon am 21. Dezember 2017 eine Scheinselbstständigkeit der Musiklehrerin festgestellt, das Landessozialgericht Baden-Württemberg hob diese Entscheidung auf und stellte fest, dass die Musiklehrerin als Freiberuflerin zu betrachten sei, die nicht der Versicherungspflicht nach […]
Aus der Geschichte
Das Agnus Dei ist nicht nur ein österliches Thema
Naschkatzen, die dieser Tage beim Bäcker an der Theke stehen, werden dort außer von süßen Osterhasen auch von leckeren, aus Biskuitteig gebackenen Osterlämmern angelacht.
Das Vorbild der österlichen Lämmer, deren Tradition viel weiter zurückreicht als die der Osterhasen, ist das „Agnus Dei“, das „Gotteslamm“. Den praktizierenden Christen aller Konfessionen ist es aus der Bibel und aus dem Gottesdienst geläufig, die Sängerinnen und Sänger wiederum kennen es aus der geistlichen Chorliteratur, z.B. aus Messen und Oratorien. Dort gehört der Agnus-Gesang oft zu den besonders ergreifenden Momenten der Liturgie bzw. der Aufführung. Der Gebets- und Liedtext der dreimaligen Anrufung lautet:
„Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis.“ (Lamm Gottes, das du hinweg nimmst die Sünde der Welt, erbarme dich unser.) Die dritte Anrufung endet mit der Bitte: „dona nobis pacem“ (gibt uns Frieden).
Singen und Stimme
Wie ist der Status quo? – Teil 1
2012 wurde in der SINGEN eine Reihe von Artikeln abgedruckt unter dem Oberthema „100 Jahre Silcher-Museum 1912 – 2012“. Heute ist das Silcher-Museum Geschichte. Das Geburtshaus Friedrich Silchers war über viele Jahre hinweg ein Ort der Erinnerung. Nun gerät das Haus selbst in Erinnerung. Wie sah der Prozess in den letzten Jahren aus? Welche Akteure und Ideen gab es? Die Redaktion gibt eine zweiteilige Zusammenfassung.
Im letzten Artikel von Rudolf Veit aus dem Jahre 2012 ging es um Dr. Hermann Josef Dahmen, der sich die Erneuerung des völkisch verzerrten „Silcherbildes“ nach 1945 zur Aufgabe gemacht hatte. Mit der Gründung des Silcher-Archivs schaffte er eine umfassende Sammlung, die, wie er es selbst nannte, „ein anderes Bild“ von Silcher generierte. Das Museum verfiel aber in einen „Dornröschenschlaf“ und Renovierungen in Höhe von 1,7 Mio. DM mussten vorgenommen werden. Daher wurde 1992 ein „rundum […]
Das Deutsche Chorfest 2025 findet vom 29. Mai bis 01. Juni statt
Bald ist es soweit: Beim Deutschen Chorfest bringen rund 400 Chöre und Vokalensembles ganz Nürnberg unter dem Motto „Stimmen der Vielfalt“ zum Klingen. Fast 12.000 Sänger:innen laden dann alle Chorbegeisterten in über 600 Konzerten, bei Mitsingaktionen und einem Chorwettbewerb dazu ein, Vokalmusik in sämtlichen Facetten zu entdecken.
Einer der zentralen Anziehungspunkte in Nürnberg ist die große Open-Air-Bühne auf dem Hauptmarkt, die Chorfest-Teilnehmer:innen und Besucher:innen nicht nur beim feierlichen Festival-Auftakt, dem Abschlusskonzert und dem bunten Tagesprogramm, sondern auch bei besonderen Konzerthighlights zusammenbringt. So kann sich das Publikum in den Abendkonzerten von Donnerstag bis Samstag (29. bis 31. Mai) auf ein abwechslungsreiches Programm mit nationalen und internationalen Ensembles freuen – von Barbershop bis Männerchorgesang, von A-cappella-Pop bis Bodypercussion. Am Eröffnungsabend sind die Humanophones aus Frankreich zusammen mit dem Frauenensemble Encantada zu hören, am Freitag treffen die Ringmasters aus Schweden […]
Seid dabei: junge Stimmen, die die Zukunft des Chorgesangs neu gestalten
Am 05. Juli eröffnet sich ein Raum, der nur darauf wartet, mit den Ideen und der Energie junger Sängerinnen und Sänger gefüllt zu werden. Dieser Kongress ist mehr als ein Event – er ist eine einmalige Gelegenheit, die Zukunft des Chorgesangs aktiv mitzugestalten und frischen Wind in die bewährte Chorkultur zu bringen.
Schon länger ist klar: die Erwachsenenchorverbände wollen zusammen eine Chorjugend für ganz Baden-Württemberg gründen. Der Chorjugendkongress ist nun die Veranstaltung, in welcher nicht die Erwachsenenchorverbände sondern Jugendliche und junge Erwachsene selbst entwickeln dürfen, wie sie sich eine Chorjugend Baden-Württemberg vorstellen.
Stellen Sie sich also einen Tag vor, an dem rund 150 junge Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren zusammenkommen, um in einem inspirierenden Dialog neue Perspektiven und kreative Impulse zu entdecken. Von 10 bis 16 Uhr wird am 05. Juli der erste Chorjugendkongress zu einem […]
- Zu gewinnen gibt es diesmal Noten: „Ode an die Heimat“ im Arrangement für gemischten Chor von Oliver Giess.
Einsendeschluss ist der 30. April 2025.
Bitte senden Sie Ihre Antwort an:
ProStimme GmbH Redaktion SINGEN
Eisenbahnstr. 59, 73207 Plochingen oder
digital an: raetsel@zeitschrift-singen.deDie Gewinner:innen des Rätsels werden persönlich kontaktiert. Wir wünschen den Gewinner:innen viel Vergnügen mit ihrem Gewinn!
Die Auflösung des Rätsels der Ausgabe 03/25:
Es gab 7 Fehler. Windrad, Auto, Vogel auf dem Kirchturm, halbrundes Fenster, Fensterläden, Schornstein, Fahne.