Mentoren für das Singen mit Kindern bringen die richtigen Töne in die Kindertagesstätten.
Es ist ein wundervoller Sommertag. Löwenstein tront zwischen den unzähligen Wengerten über dem Neckartal. Alles ist so schön ruhig hier. Man könnte fast meinen, hier ist alles pure Erholung. Doch der Schein trügt. Hier wird hart gearbeitet, gelernt aber zwischendurch auch in diesem Idyll gerne mal ein paar Minuten entspannt, bevor es zur neuen Lerneinheit geht. Hier dreht sich alles um das Singen mit Kindern, hier bekommen Erzieherinnen und Erzieher ihr Rüstzeug für einen guten Umgang mit der Kinderstimme zur Hand.
Singen mit Kindern ist wichtig; aber richtig muss es auch sein
Seit vielen Jahren engagieren sich Amateurmusikverbände – darunter auch der Schwäbische Chorverband – in der Zusatz-
qualifizierung für Erzieher für das Singen mit Kindern. Mit im Boot sind dabei das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport sowie die Stiftung „Singen mit Kindern“. Durch dieses Angebot werden die musikalischen Kompetenzen der Erzieher während, aber auch nach ihrer schulischen Ausbildung erheblich gesteigert. „Ich bin motiviert diese Ausbildung zu machen, da singen in meiner alten Einrichtung keine große Rolle spielte. Das will ich ändern“, erklärt Svenja Wahl, Teilnehmerin des aktuellen Kurses in Löwenstein.
Das Pensum der Zusatzqualifikation ist hoch. Vier Wochenenden investieren die Seminarteilnehmer in ihre Weiterbildung. Musik gibt es zwar auch als Fach in der Fachschule, aber vielen der Teilnehmer war dies nicht genug. „Die Ausbildung in der Schule lässt nicht viel Raum für Musik. Hier unter quasi Auserwählten zu lernen ist sehr schön“, sagt Marian Kadel. Die Gemeinschaft spielt hier eine wichtige Rolle. Das weiß auch Kursleiterin Dorothee Maier-Flaig. „Viele genießen es, dass dies hier ein gesonderter Raum ist, eben kein Fach in der Schule, wo es eben auch unmotivierte Mitschüler gibt. Es ist etwas Besonderes, hier unter Gleichgesinnten.“ Und diese Motivation ist in der Gruppe schnell zu spüren.
Neues entdecken
Vor der Kaffeepause werden in der ersten Gruppe gemeinsam die Hausaufgaben durchgesprochen – hier ein durchaus praktischer Vorgang. Die Gruppe sitzt im Kreis auf dem Boden und spielt zusammen ein Singspiel. Zwei Teilnehmerinnen leiten die Gruppe hierbei gemeinsam an, ganz so, wie sie es in ihren Einrichtungen auch tun würden. Tücher, Bilder, Instrumente und Federn, Mal in Dur aber auch in Moll, modernes lied folgt auf Volkslied. Hier entstehen einfallsreiche und abwechslungsreiche Einheiten, die alle gerne miteinander erleben, von denen aber auch alle lernen.
„Ich habe sehr viele neue Lieder kennengelernt – auch welche, die ich mir vorher nicht zugetraut hätte. Ich werde viele Anregungen von hier in der täglichen Arbeit umsetzen, auch das, was wir im Bereich der Theaterpädagogik oder des Trommelkurses gelernt haben“, freut sich Teresa Kütemann. Und auch die Lehrgangsleitung bestätigt, dass die Teilnehmer mit den hier entstandenen Konzepten vermutlich ein ganzes Jahr in den Kindertageseinrichtungen bestreiten könnten. „Man lernt hier viel für sich selbst, nimmt ganz viele Impulse mit. Das geschieht aber nicht nur durch die Referenten, sondern durch das ausgezeichnete Miteinander der Teilnehmenden“, bestätigt sie.
Es ist eine Leidenschaft
Die Liebe zur Musik, das ist hier das verbindende und antreibende Moment der Gruppe. Wie man diese Motivation und persönliche Leidenschaft. So auch Angelika Huther: „Ich singe selbst gerne. Die Ausbildung hat mir viel gebracht, zum einen durch die Stimmbildung, zum anderen wurde der Bezug zum Singen tiefgründiger. Man geht ganz anders mit den Kindern um“. Das bestätigt auch Michelle Albrecht: „Man lernt die Musik neu zu schätzen und wie sie mitreißen kann.“
Durch die Zusatzqualifikation als Mentor für das Singen mit Kindern entstehen bei den Teilnehmern nicht nur viele neue Konzeptionen, das Singen mit den Kindern wird zu einer einfachen Selbstverständlichkeit, die auch im Arbeitsalltag Einklang findet und so bei den gut ausgebildeten Erziehern eine ganz andere musikalische Basis für ihre Arbeit mit den Kindern schafft: Singen in allen Bereichen wird einfach normal. „Es ist gut, dass man Musik an jeder Stelle des Kinder-gartenalltags einbauen kann. Ich arbeite in einem Waldkindergarten und kann Musik überall thematisch gut einsetzen. Kinder lieben Reime, Lieder, Takt. Leider kommt dieses Thema oft zu kurz“, erklärt Thekla Sandkühler. Durch die Ausbildung hat sie gelernt die Musik in ihren täglichen Gegebenheiten zu erkennen. Hier wird nach Herzenslust mit einfachen Stöcken getrommelt und gemeinsam ein Rhythmus gefunden.
Ein Mittel, das durchaus schnell Erfolge zeigt: „Man erkennt die Freude der Kinder. Das, was man mit ihnen singt, hört man im Freispiel später wieder. Das ist wirklich wichtig für die sprachliche Entwicklung der Kinder“, freut sich Gina Stefanie Gronbach über die unüberhörbaren Auswirkungen ihrer Weiterbildung in ihrer Einrichtung.
Ein Gewinn für alle Beteiligten
Die Bereitschaft an dieser Zusatzqualifizierung teilzunehmen wird auch von den Einrichtungen und Schulen durchaus gewürdigt und als wichtig für die stetige Verbesserung der Qualität angesehen. „Die Bereitschaft an dieser Ausbildung teilzunehmen wird nicht nur in der Einrichting positiv aufgenommen, sondern Inhalte werden auch in der Schule verwendet“, sagt Annalena Martenke und Sandra Juretzka ergänzt diese Aussage noch um einen wichtigen Punkt: „Die Fähigkeiten aus dieser Ausbildung kommen nicht nur beim Arbeitgeber gut an, sondern vor allem auch bei den Kinder. Es gibt hier so viel Neues, was man anwenden kann.“
Vor allem merkt man aber in diesem Kurs die Begeisterung für ihre Aufgabe, für die Musik und für die Verbindung aus Musik und Beruf. Das weiß auch die Lehrgangsleiterin. „Wenn man von der Musik angesteckt ist, ist das Singen ganz selbstverständlich. Aber man muss die Kompetenz haben, man muss es kanalisieren können, kindgerecht anwenden können.“ Daher spielen hier drei wichtige Komponenten ineinander: Motivation, Methodenkompetenz, aber auch die persönliche Entwicklung. Manches muss man sich eben auch erstmal trauen. „Man merkt einen klaren Unterschied vom Anfang der Ausbildung zum Ende. Das zeigt sich ganz besonders bei der Stimmbildung. Am Anfang gehen alle mit Herzklopfen rein, aber am Ende kommen sie geradezu beflügelt raus“, freut sich Dorothee Maier Flaig. Ihr persönliches Highlight ist immer das Chorsingen. „Wenn das super klappt ist das immer Gänsehaut.“
Musikalische Impulse über das Singen hinaus
Für Annalena Martenke und Caterina Bott war das erste Kurswochenende mit Percussion, Samba und anderen Rhythmen ein absulutes Highlight. „Nach dem ersten Wochenende kam ich nach Hause und bin geflogen. Es war eine sehr positive Erfahrung“, schwärmt Bott noch heute und konnte das Erlernte auch gleich als Ferienbetreuerin in der Praxis einbringen.
Und letzlich fasst Dominique Wigand:die Erfahrungen sehr treffend zusammen: „Es ist so schön, wenn man die Freude an der Musik weitergeben kann.“