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Aus der Geschichte, Singen & Stimme, SINGEN 2019-10

Herzlichen Dank für langjährige Treue und Hilfe

Rudolf Veit
1. Oktober 2019
Titelbild: Der Silcher-Verein im Jahr 1924 vor dem Silcher-Museum in Schnait.
Rudolf Veit

Das Silcher-Museum hat vom „Silcherverein Schnait 1848 e. V.“ eine Spende in Höhe von 3.000 Euro und einige interessante historische Vereinsrequisiten erhalten.

 

Der Schwäbische Chorverband und das Museum freuen sich über diese Zuwendung, bedauern aber den Grund, der zu dieser Spende geführt hat: die Auflösung dieses alten, viele Jahrzehnte erfolgreichen Sängervereins.

 

Ein langer gemeinsamer Weg findet ein Ende

 

Mit dem Ende des Silchervereins ist nicht nur Schnait um eine musikalische Tradition ärmer geworden, mit ihm ist auch dem Silcher-Museum ein alter Weggefährte und wertvoller Helfer verloren gegangen. Die Schnaiter Sänger waren von Anfang an für das Museum von einiger Bedeutung. Sie haben um 1900 wesentlich dazu beigetragen, dass das Geburtshaus Silchers zu einem Museum werden konnte.

 

Die Anfänge des Schnaiter Gesangvereins wiederum sind ein halbes Jahrhundert früher zu suchen, im Revolutionsjahr 1848. Damals haben sich in der Remstalgemeinde, wie vielerorts im Land, sangesfreudige Männer zu einem Chorverein zusammengeschlossen. Die 30 Weingärtner und Handwerker, die sich damals zu Chorproben trafen, nannten ihre Organisation zunächst „Liederkranz“ – auch das damals nicht unüblich.

 

Zunächst ohne Silcher im Namen, aber mit bewegter Geschichte

 

Der Name „Friedrich Silcher“ spielte in dieser Zeit in Schnait noch keine Rolle. Der 1789 im Ort geborene Musiker hatte schon mehr als vier Jahrzehnte vor der Vereinsgründung das Dorf verlassen und wirkte bereits seit 30 Jahren als Musikdirektor an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Dort war er neben seiner Lehrtätigkeit an der Hochschule fleißig damit beschäftigt, sich mit der Anfertigung herrlicher Volkslieder und Chorwerke in die Musikgeschichte einzuschreiben.

 

Auch im ältesten handschriftlichen Gesangbuch des Liederkranzes aus der Zeit um 1850 finden wir einige Werke von Silcher, z. B. die berühmte „Loreley“. Aber von den Sängern in Schnait dürfte kaum noch einer den Schöpfer der Melodien persönlich gekannt haben.

 

1856 zogen die singenden Wengerter dann mit zwei Leiterwagen zum Schwäbischen Liederfest nach Ludwigsburg. Dort erregte vor allem ihr Outfit die Aufmerksamkeit des Publikums. Sie traten nämlich – wie sogar in der Presse lobend erwähnt wird – in ihrer dorfeigenen Tracht auf die Bühne.

 

Im folgenden Jahr war dann aber bereits das erste Mal Schluss mit Gesang und Verein. Das frühe Ende der Chortätigkeit lag wohl weniger an mangelnder Freude als vielmehr an den ungünstigen Lebens – und Zeitumständen; in jenem Jahrzehnt ging es vielen anderen Sängervereinen ganz ähnlich.

 

1857 war aber nicht das Ende vom Lied. Eher der Beginn einer längeren Pause zwischen zwei Strophen. 1874 nahmen die Männer einen neuen Anlauf, ein Jahr später erwarben sie sogar voller Zuversicht die erste Vereinsfahne (heute im Silcher-
Museum). Dann, nur zwei Jahre später, war auch die zweite Strophe vorbei.

 

1881 schließlich der dritte Versuch – jetzt mit einem lang anhaltendem Erfolg! Bei diesem Neustart gab sich der Verein auch seinen neuen, programmatischen Namen: „Silcherverein“. Der Namenspatron war da schon 21 Jahre verstummt, nicht aber seine Lieder. Im Gegenteil, sie waren inzwischen in aller Munde.

 

Ein wichtiges Projekt zum Neustart

 

Um der Neugründung einen kräftigen Schub zu geben, ließ sich der Dirigent, Schullehrer Rieder, etwas Besonderes ein-
fallen. Er gab den Mitgliedern als zusätzliche Aufgabe vor, sich für die Errichtung eines Silcherdenkmals einzusetzen. So initiieren sie eine Gedenktafel an Silchers Geburtshaus. Man hat diese 1882 enthüllte Tafel später zurecht als die „Keimzelle des Museums“ bezeichnet.

 

1898 schließlich erfahren wir aus den Protokollen des Schwäbischen Sängerbunds (Chorverbands), dass der Silcherverein erstmals an den Verband herangetrat mit der Bitte, das vom Abriss bedrohte Geburtshaus des Komponisten zu erhalten. Nach einem mehrere Jahre langen Hin und Her setzten sich die Schnaiter Sänger 1905 durch. Der Chorverband hat das Haus gerettet und zu einem Museum gemacht.

 

In den mehr als 100 Jahren seit der Einweihung des Silcher-Museums im Jahr 1912 ist kaum ein Jahr durchs Land gezo-
gen, in dem die Schnaiter Sänger und ihre Vereinsangehörigen diese Institution nicht in irgend einer Form musikalisch, organisatorisch oder materiell unterstützt haben. Und das in guten wie in schlechten Jahren.

Gegenstände aus dem Nachlass des Vereins.

Rudolf Veit

Der Silcher-Verein prägte bis in die Gegenwart musikalisch den Ort.

Rudolf Veit

Nicht immer nur glänzende Zeiten für Männer und sogar Frauen

 

Neben den Zeiten, die für das Vereinsleben günstig waren, gab es auch genügend schwierige Phasen. Etwa die beiden Weltkriege, die ihre Tribute auch unter den Schnaiter Sängern gefordert haben, oder die Inflation in den Zwanzigern und die Notjahre nach 1945. Aber immer fanden sich Lösungen oder man ging neue Wege. So wurden in der Not der Kriegsjahre 1942 erstmals Frauen mit ins Boot genommen.

 

Als der gemischte Chor zum ersten Mal zusammentrat, empfingen die Herren die Damen noch etwas gönnerisch mit dem Lied „Singe wem Gesang gegeben“. Im schriftlichen Protokoll grübelt der Schreiber damals sogar: „Wir hoffen nun, dass wir mit der Gründung des gemischten bzw. Frauenchors keinen Griff ins Leere getan haben.“ „Nein, meine Herren“, möchte man ihnen heute nachrufen, „es war eine ihrer besten Entscheidungen überhaupt.“

 

Wir können hier nicht alle Ereignisse und Vorgänge der bewegten Vereinsgeschichte erwähnen, verweisen stattdessen auf die von Heinz und Hannelore Scharmann 1998 zum 150-jährigen Jubiläum zusammengestellte Vereinschronik.

 

Viele Bemühungen konnten den Verein nicht retten

Trotz geballter Frauenpower und großem Engagement in Sachen Kinderchor in den vergangenen Jahren – am Ende hat es nun leider doch nicht mehr gereicht. Aber wir erinnern daran, dass in der Geschichte des Vereins auf Auszeiten immer irgendwann wieder ein Neustart folgte, und glauben auch diesmal: Es ist noch nicht das Ende vom Lied! Und bis zum Beginn der nächsten Strophe wird das Museum die alten Vereinsrequisiten gern für  einen künftigen „Silcherverein“ aufbewahren.

Silcher-Feier vor dem späteren Silcher-Museum im Jahr 1910.

Rudolf Veit

Geschichte, Silcher
Herzlichen Dank für langjährige Treue und Hilfe
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