Ein Verband ist mehr als die Summe seiner Dienstleistungen: Er muss ein gutes Fundament geben, aber auch modellhaft seinen Vereinen den Weg weisen.
Die Qualität unseres gut funktionierenden Landesverbandes mit seinen Regionalchorverbänden bis hin zum einzelnen Verein lässt sich bestens an den zurückliegenden Großveranstaltungen diesen Jahres Chorfest Heilbronn und Landes-Musik-Festival in Schorndorf zeigen.
Ein Erlebnis für alle
Viele Besucher aus unseren Reihen haben bei diesen Chortreffen teilgenommen und großartige Eindrücke mit nach Hause gebracht. Chorfeste sind wie Urlaubsreisen: sie wollen gut vorbereitet sein, was mitunter auch Mehrarbeit verursacht: Auftritte, Wettbewerbsteilnahmen, gemeinsame Auftritte mit anderen Chören wollen sorgfältig erarbeitet sein. Ist man dann aber vor Ort, will das Glück schier kein Ende nehmen: man lernt den angereisten Ort neu wahr, lernt neue Gleichgesinnte kennen und nicht zuletzt viele gute Musik.
So war das Ambiente in Heilbronn durch die Bundesgartenschau geprägt. Ein neu gestaltetes Stadtviertel, das nicht nur dem weit Angereisten ein Staunen hervor lockte, sondern gerade auch dem „Nahgereisten“. Das zeigte sich auch durch die große Anzahl der Jahreskarten für die BuGa, die belegt, dass, egal ob von fern oder nah, eine attraktive Stätte für unser Fest gefunden wurde. Dasselbe lässt sich für Schorndorf feststellen. Diese stille Freundlichkeit und heimeliche Atmosphäre dieser Stadt hat den Besucher erstaunt und beglückt. Dass es möglich war alle Konzerte zentral und fußläufig beieinander veranstalten zu können, zeugt von der besonderen Eignung dieser Orte.
Sich und die Amateurmusik präsentieren
Auf dem Chor- bzw. Musikfest selbst war zunächst einmal die Möglichkeit gegeben den Chor in einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren. Das ist schon ein besonderes Ziel in der Chorarbeit und sticht von den alljährlichen Auftritten ab. Wir wissen, dass solche besonderen Ziele in der Kontinuität der Chorarbeit wichtig sind, um voran zu kommen. Der unbekannte Raum, vielleicht gar die Open-Air-Bühne mit einer Technik, die ein weiterer Herausforderungs-Faktor darstellt; dies fordert eine große Flexibilität, die durch eine große Qualität der Darbietung sorgfältig vorbereitet sein muss. So zeigt jeder teilnehmende Chor seine für diesen Auftritt optimierten Möglichkeiten. Der Zuhörer wird dieser Leistung teilhaftig. Ist man nun mit seinem ganzen Chor in der Zuhörerschafft wird dies zur Quelle der Inspiration. So viele neue Eindrücke auf engstem
Raum – das ist doch wie „Chorurlaub“
Eine besondere Leistungsschau war natürlich der Chorwettbewerb, der in diesem Jahr sogar hervorragende Chöre aus benachbarten Landesverbänden zu uns geführt hatte.
Fährt man dann von Chorfest/Chorurlaub zurück, ist man beglückt, erfüllt und nimmt ganz viel mit für die weitere Chorarbeit. Wir alle zehren von diesen Erlebnissen, sind mental frisch aufgetankt und gehen mit neuem Elan und Ideen in die Zukunft.
Hinter den Veranstaltungen steckt viel Engagement
Kaum vorstellbar, was notwendig ist damit solche Veranstaltungen gelingen können. Ich möchte hier einige Facetten aufführen und möchte gleich auf die Unvollständigkeit dieser Auflistung hinweisen. Es wird aber deutlich werden, dass ein Chorfest nur gelingen kann, wenn alle mithelfen. Dies stellt einen Kulminationspunkt dar, der nur in einem gut aufgestellten und funktionierenden Verband möglich ist.
Lange im Vorfeld muss ein geeigneter Ort gefunden werden. Das für und wider wird in den Gremien besprochen. Die Idee des Regionalverbands-Vorsitzenden die Bundesgartenschau Heilbronn zum Anlass zu nehmen wird kontrovers diskutiert – waren wir nicht vor zehn Jahren schon einmal mit dem Chorfest in Heilbronn? Vorgespräche mit der Stadt, der Bundesgartenschau-Organisation, müssen zunächst im Kleinen vorab, dann immer verbindlicher und größer geführt werden. Der Chorverbandstag erhält die Bewerbungen und legt sich auf den Ort fest. Der Schatzmeister muss über lange Jahre Rücklagen für das Fest bilden. Mit dem Austragungsort müssen Kosten und Zuschüsse verhandelt werden. Gibt es „Kollision-Termine“, wie z.B. ein Sport-Großereignis?
Frühestmöglich müssen Konzerträume, Kirchen und weitere Spielstätten besichtigt und reserviert werden. Ebenso Hotel-Kontingente und weitere Übernachtungsmöglichkeiten. Diese Organisation wird durch unsere Geschäftsstelle professionell wahrgenommen. In Gesprächen vor Ort wird die Kompetenz, wie z. B. Hallenmanager, Hausmeister, Catering, Kirchenmusiker für die Vorplanung genutzt. Eine Sisyphus-Arbeit ist die Erstellung der Spielpläne. Sonderwünsche möchten erfüllt sein, sinnvolle Zusammenstellung für Publikum, Chor und Dirigent, der ja häufig mehrere Chöre und Auftritte hat. In diesen Zeiten ist die Wand des Sitzungszimmers im SCV mit Plänen voll geklebt. In 12 Leitz-Ordnern sind prallgefüllt die Noten für den Wettbewerb geordnet. Marschpläne, Empfang, Taschenablage, Einsingeraum, Wettbewerb oder Konzert Abgang zum Publikum, nichts vergessen? All das und noch viel mehr hängt an der Geschäftsstelle.
Planung auf allen Ebenen
Der Regionalverband plant seine Aktivitäten ebenfalls langfristig. Gibt es eine zentrale Veranstaltung/Konzert/Auftritt des RCV? Der eigens gegründete BuGa-Projektchor hatte seine hervorragende Aufführung ebenfalls sehr langfristig geplant und durchgeführt. Hier sind die Gremien und „Macher“ ebenso gefordert wie der Musikbeirat des Schwäbischen Chorverbandes.
Auch für Chöre eine Herausforderung
Selbst der einzelne Chor muss für eine großes Projekt sehr langfristig planen. So berichtet Annette Glunk, die mit ihrem Kolping-Chor die „Missa Dalmatica“ von Franz von Suppé beim Chorfest aufgeführt hatte von ihrer Planung. Erste Überlegungen mit der Auswahl des Werkes waren demnach schon 2017.
Die Idee wurde dem Musikbeirat des SCV vorgestellt. Gut ein Jahr vor der Aufführung erfolgte die Auswahl und Verpflichtung der Solisten und des Organisten. Mit einjährigem Vorlauf begannen die Proben, mit halbjährigem Vorlauf die Solistenproben. Eine Ortsbegehung mit dem KiliansKantor half bei der Einschätzung der räumlichen Möglichkeiten: wo ist der beste Stellplatz, wie werden die Podeste gestellt, was ist bei der Orgel und der Akustik zu beachten?
Der direkte Kontakt zur Geschäftsstelle half bei Unwägbarkeiten: so wurde kurzfristig noch ein Flyer zur Auslage in der Kirche erstellt, als festgestellt wurde, dass im Vorfeld seitens der Kirche keine Werbung für das Konzert gemacht wurde.
Projekte, die den Chor voran bringen
Von solch langfristige Planung könnte jeder berichten, der ein größeres Projekt beim Chorfest, oder beim Landes-Musik-Festival gemacht hat. Diese langfristige Arbeit in den Chören ist gut und beflügelt den Chor, weil intensiv an der Qualität gearbeitet wird. Das bringt den Chor voran.
Diese „Projekt-Literatur“, die oft nach der Aufführung in die berühmte Schublade wandert darf aber nicht eine RepertoirePflege verhindern, die eine zweite wichtige Säule in der Chorarbeit ist.
Große Projekte brauchen große Anstrengungen. Große Projekte gelingen, wenn alle zusammenhelfen. Große Projekte schweißen zusammen, sie bilden und pflegen Gemeinschaft und sind deshalb eine gute und notwendige Investition.
Wir können alle stolz sein, dass uns dieses große Chorfest und Landes-Muik-Festival so hervorragend gelungen ist. Wir haben alle davon gezehrt und wir sind wieder ein gutes Stück zusammengewachsen.
Freuen wir uns also auf die nächste Möglichkeit: 2020 in Leipzig. Ich freue mich auf euch/Sie!