Teilnahme an Chormusical manchmal auch eine Bereicherung für den Verein
Mehr als 1.400 Sängerinnen und Sänger haben Ende Januar 2020 in Ludwigsburg vom Traum einer freien Gesellschaft gesungen. Eine Gesellschaft, in der weder die Hautfarbe, noch die Herkunft oder die Religion darüber entscheidet, ob jemand dazu gehört. Ein Chorprojekt, an welchem man alleine oder gemeinsam mit seinem Chor teilnehmen konnte.
Der Reiz des Großprojekts
Als Chorist ist man stets auf der Suche nach einem persönlichen Erlebnis. Sei es das eine Lied, welches man gerne singen oder das große Werk, an dem man mitwirken möchte. Solche großen Projekte kann nicht jeder Verein realisieren. Dafür braucht es ein großes Team, die finanziellen
Ressourcen und auch die Anzahl an Mitwirkenden. In den letzten Jahren haben Großprojekte wie „Amazing Grace“, „Die 10 Gebote“, „Luther“ oder „Martin Luther King“ mehrere tausend Menschen in ganz Deutschland erreicht. Doch warum? Was fasziniert den einzelnen Choristen oder geschlossene Chöre an solch einem Projekt teilzunehmen?
Ludwigsburg, Ende Januar 2020 – Das Chormusical ,,Martin Luther King“ gastiert in der MHP Arena. Es wird die Lebensgeschichte des friedlichen Streiters für die Rechte afroamerikanischer Mitbürger erzählt. Und das nicht nur mit einer Menge Humor, sondern auch mit der Musik dieser Zeit: Gospel, Rock’n’Roll, Motown und Pop. Auf der Bühne singen und tanzen professionelle Musicaldarsteller zusammen mit einem großem Orchester und Band. Dahinter stehen in den Sitzrängen rund 700 Choristen, die Teil des Bühnenbildes sind. Sie umranden die Bühne.
Eine von fast 15.000 bundesweiten Sängerinnen und Sängern ist Simone Schillinger. Die 45-Jährige mit war bereits beim Luther Pop Oratorium in Stuttgart 2018 mit dabei. Über einen Newsletter des Veranstalters, der Kreativen Kirche, wurde sie auf das Martin Luther King Musical aufmerksam. ,Ich singe mit einigen anderen von meinem Chor Voices of Peace hier mit. Dadurch habe ich ein paar Bekannte um mich herum. Aber die meisten kennt man nicht und das macht es so besonders. Es macht schon einen gewaltigen Unterschied, ob man mit ein paar oder mit mehreren Hunderten singt. Die Gemeinschaft ist auch so vielfältig: die jüngste ist neun, die älteste 80, unterschiedliche Religionszugehörigkeit,
soziale Herkunft. Das spielt hier alles keine Rolle. Ganz im Sinne von Martin Luther King.“
Chor als „Star“ des Musicals
Geprobt haben die Chorsänger bereits seit dem Sommer 2019, mit einer CD, jeder für sich. Dann gab es drei mehrstündige Gemeinschaftsproben und zwei freiwillige am Abend. Hans-Martin Sauter hat die Proben in Ludwigsburg geleitet. Er sieht den bei jedem Auftritt neu zusammengewürfelten Chor aus Hobbysängern ganz klar als einer der ,,Stars“ des Musicals. ,Der Chor glänzt an so vielen Stellen mit einem Hammersound. Das ist ein tolles Erlebnis. Die Geschichte ohne diesen Chor wäre nicht umsetzbar. Der Chor ist wirklich der Star. Es ist ein Chormusical und auch die Autoren des Stücks sind gute Gospelchorleiter und so merkt man, dass die Stücke Spaß machen und auch tragen. Das funkt dann.“
Die verschiedenen Musikstile und dazu bunt zusammengewürfelte Chorsänger aus knapp 30 ganz unterschiedlichen Chören der Metropolregion Stuttgart: Dirigent Hans-Martin Sauter musste daraus eine musikalische Einheit formen. ,,Es ist natürlich schon eine Herausforderung, so viele Leute zu haben. Man muss Abstriche machen an der Genauigkeit beispielsweise. Es ist einfach ein Unterschied, ob ich mit 15, 30 oder eben 2.500 Sängerinnen und Sängern arbeite. Das wichtigste bei solch einer Großproduktion ist, dass jeder weiß, auf was es ankommt und wie es klingen soll und ich meine musikalischen Grundlagen vermittelt bekomme; welcher Aussprache wird was gesungen usw.“
Die Lieder transportieren klar die Botschaft von Gottes Liebe zu den Menschen und von Hoffnung, die er schenkt. Gottes Geist ist im Musical weiblich. Die ,,Heilige Geistin“ spricht Martin Luther King und seinen Mitstreitern Mut zu und tröstet sie. Auch für Chorsängerin Simone Schillinger gibt die Geschichte des Musicals viel zurück: ,,Ich würde mir wünschen, dass die Menschen diesen Frieden und den Mut von King mit nach Hause nehmen und das aus der Kraft Gottes. Besonders aber auch in den Proben hat man gespürt und verstanden über was man singt. Und das sind Erfahrungen, die man auch wieder in seinen Chor geben kann: musikalische, didaktische und gruppenorientierte Erfahrungen. Davon
profitiert man nicht nur persönlich, sondern auch der Verein, in dem man singt. Man muss es einfach mal ausprobieren an einem Großprojekt teilzunehmen.“
Das Chormusical Martin Luther King: www.king-musical.de
Podcast in Vocals On Air: kurzelinks.de/5ern