Vor 250 Jahren wurde Friedrich Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren
So manche literarisch-musikalische Veranstaltung, die heuer zu Hölderlins Geburtstag am 20. März geplant war, konnte wegen der Corona-Pandemie nicht realisiert werden. Deshalb hier eine kurze schriftliche Erinnerung an das Dichtergenie.
Hölderlin interessierte sich schon während seines Studiums der Theologie in Tübingen mehr für Literatur als für der Pfarrberuf. So arbeitete er nach dem Studium zunächst als Hauslehrer, u. a. in Frankfurt am Main, in der Schweiz und in Frankreich. Während dieser Jahre entstand ein Großteil seines Werks, das sich u. a. durch eine ganz eigene „Wortmusik“ und eine erstaunlich „moderne Sprachradikalität“ auszeichnet.
Durch eine unglückliche Liebe zu einer verheirateten Frau aus der Bahn geworfen, verfiel Hölderlin letztlich ab 1805 zunehmend dem Wahnsinn, wurde in einer Klinik zwangsbehandelt und verbrachte ab 1807 den Rest seines Lebens unter der Aufsicht eines Schreiners im Tübinger „Hölderlinturm“.
Was weniger bekannt ist: Der Dichter befasste sich zeitlebens auch mit Musik. Als Zehnjähriger bekam er Klavierunterricht und als Neunzehnjähriger nahm er Flötenunterricht bei dem Virtuosen Friedrich Dulon.
Auch in seinen späteren Jahren liebte er das Singen, das Flöte- und Klavierspielen, wobei er gerne improvisierte, z. B. über bekannte Opernarien wie die Cavatine „Mich fliehen alle Freuden“ von Giovanni Paisiello. Das Musizieren behielt Hölderlin auch in der Zeit seiner geistigen Umnachtung bei, in seinem Turmzimmer stand deshalb ein Klavier.
In Hölderlins Dichtung spielt der „Gesang“, vor allem der „heilige“, sich dem Erhabenen widmende Gesang, eine große Rolle. Kein Wunder, dass seine Verse auch vertont wurden. Es hat allerdings eine Zeit gedauert, denn das schwierige Werk war lange nur Wenigen bekannt. Den ersten bedeutenden Anfang machte Johannes Brahms mit dem „Schicksalslied“ (op. 54), einem 1871 uraufgeführten Werk für Chor und Orchester. Brahms folgten Max Reger, Richard Strauss und inzwischen viele andere Komponisten. Auch ein ehemaliger Bundeschormeister des Schwäbischen Sängerbundes (Chorverbandes) ist darunter: Hugo Herrmann (1896-1967). Seine „Friedensfeier“ erschien 1957 (Chorfeierwerk nach der Hymne von Friedrich Hölderlin für gemischten Chor, Sopran- und Tenorsolo, Harfe, Celesta, Xylophon und Vibraphon, 3 Pauken und Kontrabaß ad lib. Chorpart).
Wer Hölderlin einen Besuch abstatten möchte: Er ruht auf dem alten Tübinger Stadtfriedhof, nur wenige Schritte von Silchers Grabstätte entfernt.