Am 31. Oktober wollen wir uns wieder gruseln:
Am 31. Oktober wird Halloween, der „Gruseltag“ des Jahres, gefeiert. Das vergnügliche Geisterspektakel ist bei uns allerdings erst in den letzten Jahrzehnten zu einem Highlight des Festjahres geworden.
Der Name des Events rührt bekanntlich aus „All Hallows´ Eve“ her, womit in Irland der Vorabend des katholischen Allerheiligentags (am 1. November) und des folgenden Allerseelentags (am 2. November) bezeichnet wurde; diese Tage sind Teil des christlichen Totengedenkens. Eine deutsche Ansichtskarte um 1920 erinnert uns daran mit folgenden Versen:
„Allerseelen will uns mahnen
An die Flüchtigkeit der Welt,
Und ein leises Zukunftsahnen
Unser zagend Herz befällt.“
Der Herbst wird seit jeher mit Vergänglichkeit und Tod in Verbindung gebracht. Schon bei den Kelten war der 31. Oktober das Jahresende, und man glaubte damals, dass an diesem „Schwellentag“ vom alten zum neuen Jahr die Toten vorübergehend zu den Lebenden zurückkehren könnten. Später hat die christliche Kirche in ihrem eigenen Jahresfestkalender diese alte Vorstellung berücksichtigt. In Irland wiederum wurden mit den christlichen Totengedenktagen auch alte Brauchformen verbunden, z. B. solche, die mit Licht und mit Wohltätigkeit zu tun haben.
Mit den irischen Einwanderern kam Halloween um 1840 nach Nordamerika. Es hat dort eine richtige Karriere hingelegt. Die Kinder – gleich welcher Herkunft – liebten es, ihre Heischezüge mit phantasievoll zu Fratzen geschnitzten Kürbissen durchzuführen. (Für das Kürbisgesicht soll bekanntlich ein irischer Tunichtgut namens Jack O´Lantern verantwortlich sein.)
Den Jugendlichen auf dem Land und den Vergnügung suchenden Städtern wiederum bot der Abend die Gelegenheit, Spukpartys mit gruseligen Dekorationen und Verkleidungen zu inszenieren. Die ältesten Abbildungen dazu finden wir auf amerikanischen Halloween-Grußkarten um 1900: Hexen mit schwarzen Katzen, Spinnen und Fledermäusen, dazu Vampire und dämonische Monster mit grinsenden Kürbisfratzen sind die Gäste dieser abendlichen Grusel Events.
Nach 100 Jahren zurück nach Europa
Im 20. Jahrhundert ist Halloween nach Europa zurückgekehrt, zu uns nach Deutschland kam es nach dem Zweiten Weltkrieg. Hier ist es auf eigene herbstliche Heischebräuche gestoßen und hat diese auch beeinflusst. Gemeint sind die Rübengeisterumzüge, bei denen früher geschnitzte Runkelrüben als Laternen mitgeführt wurden. Bei uns hießen die grusligen Gesellen „Riabagoaschter“, anderorts z. B. „Runklima“ (Schweiz) oder Rummelbooze (Saarland). Zu den abendlichen Bettelzügen der Kinder gehörte natürlich auch Musik, im Badischen ist es als „Kilbesingen“ bekannt:
„Wir sind die Rübengeister
und sind im Schnitzen Meister,
Drum gebt uns gute Gaben,
dann können wir uns laben.“
Bis in die 1990er Jahre hinein sind die Rübengeister zunehmend von den amerikanischen Halloween-Kürbissen abgelöst worden. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die Futterrübe bei uns wirtschaftlich kaum noch eine Rolle spielt, der Kürbis dagegen als Massenware auf jedem Markt herumliegt. Dahinter steckt vielmehr eine massive wirtschaftliche „promotion“, denn das Fest ist inzwischen ein gigantisches Kommerzereignis. Die Filmindustrie, die Medien generell, die Süßwarenhersteller, die Kostümbranche, die Gastronomie und für viele weitere Branchen profitieren davon.
Und auch auf dem Musikmarkt – inklusive der Chorszene – ist Halloween seit einigen Jahren ein Thema, das fleißig bedient wird. Man denke da z. B. an den „Halloween-Klamauk“ von Helmut Hein, ein Singspiel für Sprecher und gemischten Chor. Außerdem kreieren viele Sängervereine eigene Potpourris mit Gruselliedern aus Film und Pop. In der Musikszene gibt es dazu bereits lange Listen mit entsprechenden Titeln. Und auch für die Kleinen ist seit dem „Riabagoaschterlied“ von Rieble / Sohm (1968) viel Neues geschaffen worden. An Material mangelt es nicht.
Gesellige Zeit oder inhaltsleeres Vergnügen
Für die einen ist Halloween „eine sehr gesellige Zeit, gefüllt mit Kerzenlicht“, für andere ist es nur ein inhaltsleeres Vergnügen. Besonders protestantische Geistliche ärgert es nicht selten, dass der gruselige „Budenzauber“ inzwischen den Reformationstag, den Gedenktag an Luthers Thesenanschlag vom 31. Oktober 1517, überlagert. Aber: Haben nicht gerade die Kirchen selbst viel zum Hexen- und Gespensterhumbug beigetragen? In manchen evangelischen Häusern schenkt man den: singenden Halloween-Kindern vor der Tür deshalb lieber einfach „Lutherbonbons“ und „Lutherkekse“ statt belehrender Worte.
Den Sängern wiederum wünschen wir zum letzten Oktobertag viel Spaß und Erfolg bei ihren Spukkonzerten – oder auf einer Kürbisparty!