Ein Seminar darüber, wie Vereine sich selbst kennenlernen müssen, um neue Mitglieder gewinnen zu können.
Mitglieder gewinnen, Mitglieder halten: Gerade nach den Einschränkungen der letzten Jahre müssen viele Vereine um ihre Singfähigkeit bangen und sich zunächst wieder einen Überblick verschaffen, wie es um ihren Verein vor allem bei den Mitgliedern bestellt ist. Wie kann man hier steuern?
Mitglieder gewinnen
Man nehme: Ein außergewöhnliches Konzept, ambitionierte Vereinsvorstände, überzeugende Mitsänger:innen, 500 Flyer und veranstalte dann eine Probestunde. Das Ergebnis sind dann mindestens fünf neue Mitglieder. So einfach stellt sich die Mitgliedersuche in der Realität der Vereine leider nicht dar und es ist auch nicht Ziel dieses Seminars die Patentlösung für dieses Problem anzubieten, sondern den Vereinen das Werkzeug zur Hand zu geben, um selbst effektive Mitgliederwerbung zu betreiben
Mitgliedergewinnung als Haltungsfrage
Erfolgreiche Mitgliedergewinnung beginnt im Kopf und vor allem bei der Einstellung der Vereinsmitglieder. Doch wer sind diese Mitglieder überhaupt? Bevor ich mich auf die Suche nach neuen Mitstreiter:innen machen kann, muss ich mir darüber klar werden, wer ich als Verein bin und vor allem: Welches Bild habe ich als Verein von mir, welches Bild haben andere und welches Bild möchte ich eigentlich haben?
Am Anfang des Prozesses steht also immer die Ist-Analyse. Dabei lohnt sich ein tiefer Blick in die Strukturen: Was macht uns besonders? Welchen musikalischen Schwerpunkt haben wir? Was bieten wir neben der Musik als Verein? Haben wir eine Willkommenskultur? Aber auch: Wer ist bei uns Mitglied? Woher kommen meine Sänger:innen? Was machen sie beruflich? Warum singen sie in diesem Chor? Dies sind nur einige der Fragen, die wichtig sind, um ein gutes Bild des eigenen Vereins zu erhalten und zu einem zweiten Schritt weiter gehen zu können.
Wie sieht meine Zielgruppe aus? Wo finde ich sie?
Der Durchschnitts-Chorist und vermutlich häufigste gesuchte Person in der Amateurchorszene ist männlich, 44 Jahre, hat ein abgeschlossenes Studium, arbeitet angestellt und wohnt in einer Großstadt. Musikalisch singt er seit seinem 16. Lebensjahr im Gemischten Chor und heißt Thomas. Wenn ich weiß, wen ich suche, kann ich herausfinden, wo ich die Zielperson am besten kennenlernen und vom Chorsingen überzeugen kann. Je genauer ich weiß, was ich suche, umso effektiver kann ich diese Suche gestalten. „Wir nehmen jeden“, ist also nicht unbedingt die beste Taktik, um langfristig den Verein zu stärken. Neue Mitglieder müssen eben auch zum Verein passen.
Mitgliedergewinnung ist ein Gesamtkonzept
Ob beim Konzert, der Probengestaltung oder morgens in der Warteschlange beim Bäcker: Mitgliederwerbung findet immer und überall statt. Dabei sind die eigenen Mitsänger:innen die beste Werbeplattform. Begeisterte Mitglieder berichten von der gelungenen Probe, laden Freunde zum Konzert ein und wollen, dass alle wissen, wie wohl sie sich in ihrem Verein fühlen. Um diesen Zustand zu erreichen, ist eine gute Mitgliederkommunikation fundamental. Die Frage: Wer sind wir? muss also nicht nur aktiv im Verein besprochen werden, sondern auch von allen Mitgliedern gelebt werden. Zudem muss das Thema in allen Bereichen mitgedacht werden. Mitgliedergewinnung muss in der DNA des Vereins verwurzelt sein.
Mitglieder halten oder wiedergewinnen
Neue Mitglieder sind wichtig für den Verein. Doch wer trägt den Verein? Bei aller nachvollziehbarer Euphorie über steigende Mitgliederzahlen dürfen die altgedienten Sänger:innen nicht vergessen werden. Sie bilden seit Jahren das Rückgrat der Vereinsarbeit und haben Wertschätzung mehr als verdient. Es ist also wichtig, ihre Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren. Auch die Wiedergewinnung von ehemaligen Mitgliedern ist ein interessanter Ansatzpunkt. Diese Zielgruppe kennt den Chor bereits, hat Erfahrung mit dem Hobby und verknüpft im besten Fall positive Eindrücke mit dem Verein. Es ist also sicherlich kein Fehler gerade jetzt mal wieder anzuklopfen, das Gespräch zu suchen und zu berichten, welche Projekte als nächstes geplant sind.