Wie kann man Gremien zeitgemäß besetzen
Nicht nur auf dem CDU-Parteitag in diesem Sommer ist die Frauenquote immer wieder Thema. Die Deutsche Chorjugend hat sich bereits in den letzten Jahren intensiv mit unterschiedlichen Formen der Vorstandsarbeit auseinander gesetzt. Das Ergebnis: Ein Vorstandsteam, das auch laut Satzung neue Wege geht, Vielfalt als Grundgedanken setzt und möglichst viel Beteiligung bei fachlicher Eignung erreichen möchte. Mira Falthauser, Vorsitzende der Deutschen Chorjugend erklärt das System und warum es für sie ein Modell für die Zukunft ist.
Obwohl sie es nicht sein sollte, ist für mich eine Geschlechterquote ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung. Und genau das ist essentiell: Es geht um Gleichberechtigung, nicht wie häufig um Gleichstellung. Artikel 3 des Grundgesetzes stellt diese eigentlich schon seit mehr als 70 Jahren grundlegend fest, doch wie wir alle wissen, sind wir davon an manchen Ecken noch weit entfernt. Deshalb ist die Einrichtung von Frauenquoten durch gesetzliche Regelungen ernsthaft in Betracht zu ziehen. Frauenquoten in Kombination mit agilen und neugedachten Systemen können ihren Beitrag dazu leisten, festgefahrene Vorstände und starre Strukturen zu vermeiden. Außerdem kann hier durch Neuerungen und Umdenken auch das Problem des Nachwuchses besser und schneller angegangen werden.
Neu: Die Doppelspitze
Eine für uns als Deutsche Chorjugend passende Vorstandsaufstellung war die Einrichtung einer Doppelspitze mit Geschlechterquote und alternierendem Wahlsystem. Das bedeutet: Neben vier fachspezifischen Vorständen gibt es zwei Vorsitzende zweier unterschiedlicher Geschlechter und all diese Positionen werden jeweils alle drei Jahre neugewählt jedoch immer nur zwei pro Jahr (wichtig: Auch die Positionen der Vorsitzenden werden nicht im selben Jahr gewählt). Aber warum machen wir es so „kompliziert“ und wieso haben wir uns für die einzelnen Bausteine entschieden? Die Doppelspitze bringt eine Gleichberechtigung der Geschlechter herbei, da niemals zwei Menschen des gleichen Geschlechts Vorsitzende stellen können und zwei verschiedene Geschlechter im Vorsitz der DCJ gleichberechtigt vertreten sind – es geht uns bewusst nicht nur um männlich-weiblich, sondern um alle Geschlechter. Wir wollen die Vielfalt, für die wir als Deutsche Chorjugend stehen, auch leben. Zudem haben beide Seiten von Natur aus eine:n Sparingspartner:in, was für den fachlichen wie auch den Ideenaustausch hervorragend genutzt werden kann. So kann man voneinander lernen, Erfahrungen weitergeben und aber auch direkt neue Wurzeln und Blickrichtungen einbringen.
Quotierung ja, aber vor allem Fachlichkeit und Kontinuität
Die Quotierung der Doppelspitze war uns wichtig, doch bei den anderen Positionen im Vorstand haben wir davon abgesehen. Wir sind nicht dagegen und bemühen uns selbstverständlich, bei der Kandidat:innensuche etc. eine Parität herzustellen, an dieser Stelle geht es aber um Fachlichkeit und bestimmte Fachbereiche sollten nicht frei bleiben müssen, nur weil es nicht optimal paritätisch besetzt wäre. Diese Argumentation ist sicher nicht für alle zufriedenstellend, doch für mich stellt dies einen Kompromiss dar zwischen der Tatsache, dass noch immer keine Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern herrscht. Das alternierende Wahlsystem hat vor allem den Vorteil des Wissenstransfers. Jedes Jahr werden nur zwei Vorstandspositionen neugewählt, sodass nie der gesamte Vorstand ausgetauscht werden muss bzw. kann.
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