Bewegung bringt Vortrieb – die Zukunft gestalten
„Pánta chorei kaì oudèn ménei – Alles bewegt sich fort und nichts bleibt“ dieser Grundsatz des Naturphilosophen Heraklit von Ephesos hat gute 2.500 Jahre Geschichte auf dem Buckel und hat dennoch nichts an seiner Aktualität verloren. Im Gegenteil: Nicht nur die Corona-Pandemie hat die Gesellschaft und mit ihr die Vereine der Amateurmusik in neue und unbekannte Gewässer geworfen. Nicht nur während der Pandemie mussten neue Lösungsansätze und Ideen gefunden werden, gerade jetzt stehen viele Vereine vor wieder neuen Herausforderungen. Es geht ein Wandel durch die hauptsächlich ehrenamtlich geführten Vereine.
Die Ausgangssituation
Die Corona-Pandemie hat ihre Spuren nicht nur in den Vereinen der Amaterumusik hinterlassen. Nach mehr als zwei Jahren präsenzarmen Vereinsleben ist es nicht immer leicht den Zugang zu allen Mitgliedern zu finden und vor allem die unterbrochene Routine der wöchentlichen Treffen wieder schmackhaft zu machen. Zudem spielen oft Angst vor so großen Menschenansammlungen und einer eher schwierigen langfristigen Planung nicht in die Karten der Vereinsverantwortlichen. Derzeit gilt in vielen Vereinen: Bestandsaufnahme – wer ist eigentlich noch hier? In Gesprächen fällt immer wieder ein Satz: Wir müssen überlegen, wie wir jetzt weitermachen …
Professionelle Hilfe aus der Wirtschaft abgeschaut
Die Herausforderung, die aktuell die Vereine trifft, ist in der Wirtschaft und in Unternehmen kein unbekannter Gegner. Dort gehört Veränderung und Wandel und der sorgsame Umgang damit zum „täglich Brot“, denn wer rastet rostet. Das Rad dreht sich weiter und wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Was können Vereine also von den der Profis lernen? „Changemanagement“, oder auch „Veränderungsmanagement“ ist das Zauberwort der Stunde.
Was versteht man darunter? „Change-Management oder Veränderungsmanagement umfasst alle Projekte, Aktivitäten, Maßnahmen und Aufgaben, die eine weitreichende Veränderung in einer Organisation bewirken sollen. Meistens geht es darum, neue Strategien zu verfolgen, gewachsene Strukturen zu verändern, technische und organisatorische Systeme zu erneuern, Prozesse und Abläufe zu verbessern oder Verhaltensweisen der Mitarbeiter in der Organisation zu beeinflussen und zu verändern.“ (vgl. Lexikon Buissness Wissen) Dieser professionelle Werkzeugkasten lässt sich wunderbar auch auf die derzeitige Situation in Vereinen anwenden:
Wo stehen wir? – Bestandsaufnahme
Eigentlich ist diese Corona-Pandemie genau der richtige Zeitpunkt, den eigenen Verein mal auf den Prüfstand zu stellen und ganz nüchtern und sachlich zu überlegen, ob man künftig wirklich einfach so wie bisher weitermachen möchte, oder den Verein neu aufstellen will oder den Verein liquidieren sollte. So einfach ist das. Dazu müssen wir uns zuerst über unsere aktuelle Situation im Verein klar werden, einen Überblick verschaffen und grob unter drei Fragen einsortieren: 1. Was haben wir? 2. Was fehlt uns bzw. soll neu hinzukommen? 3. Was kann weg/brauchen wir nicht mehr? Das kann alle Bereiche des Vereins betreffen, die Chöre, die Vereinsstruktur, Satzung, Geschäftsordnung, Finanzen, Organisation, EDV, usw. Wichtig ist hierbei, möglichst viele an dem Veränderungsprozess teilhaben zu lassen, das stärkt das Gemeinschaftsgefühl, erhöht die Transparenz und gibt den Mitgliedern die Möglichkeit, den Verein nach ihren Vorstellungen weiterzuentwickeln und quasi basisdemokratisch die Zukunft des Vereins mitzugestalten.
Wo wollen wir hin? – Zieldefinition
„Wer nicht weiß, wohin er geht, wird dort nicht ankommen“. Nach der Bestandsaufnahme und Klarheit über die Ausrichtung geht es mit obigem Leitsatz an die nächste Aufgabe, nämlich sich ein Ziel zu setzen, oder einen Zielzustand mit Hilfe einer Bildercollage zu beschreiben „Wie soll unser Verein künftig aussehen?“ Dabei hilft, sich SMART dem Ziel zu nähern: S = Spezifisch (um was genau geht es), M = Messbar (wieviel), A = Akzeptiert (alle sind einverstanden), R = Realistisch (können wir tatsächlich erreichen) und T = Terminiert (bis zu welchem Zeitpunkt). Mit dieser einfach umzusetzenden Struktur und Vorgehensweise schafft man eine klare und realistische Zielformulierung, die auch erreichbar ist.
Wie kommen wir da hin? – Der Weg und die Ermöglicher
Von der Zielsetzung ausgehend leitet man Aufgabenpakete für die einzelnen Themen ab, damit dieses Ziel erreicht wird. Diese überträgt man auf mehrere Schultern, denn mit überschaubaren und leistbaren Aufgabenpaketen kann jeder seinen Beitrag zum Gelingen des Gesamtprojekts beitragen und jeder weiß, was bis wann zu tun ist. Der Projektleiter hat die Aufgabe, alles zu koordinieren und ggf. steuernd einzugreifen. Und quasi nebenbei entsteht eine starke Gemeinschaft, weil jeder den Sinn versteht, das Ziel des Gesamtprojektes kennt und seinen Teil dazu beiträgt. Diese Ermöglicher sind es, die helfen, den Verein umzubauen und für die Zukunft fit zu machen.
Die Veränderung als Chance
Was bedeutet dieses Modell für Vereine? Der Kerngedanke ist: Die veränderte Lage bringt nicht nur Probleme mit sich, sondern bietet auch ungeahnte Möglichkeiten und Chancen. Wenn nicht jetzt, wann dann ergibt sich wieder eine so günstige Gelegenheit, die eigene Situation zu bewerten und umzugestalten? Das haben auch wichtige Fördermittelgeber erkannt. Noch nie wurden für Vereine so viele Mittel zur Verfügung gestellt, um sie nicht nur in Projekte, sondern in die Zukunftsfähigkeit der Vereine zu investieren. Allen voran das Förderprogramm IMPULS des Bundesmusikverband Chor und Orchester (BMCO). „Im Rahmen des Förderprogramms NEUSTART KULTUR stellt die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien mit dem neuen Förderprogramm IMPULS fast 20 Millionen Euro für die Amateurmusik in ländlichen Räumen bereit. Die Förderung soll den Musizierenden Impulse und Motivationshilfen zur nachhaltigen Stärkung und erhöhter Sichtbarkeit für den zeitnahen Neustart ermöglichen. Die Ensembles sollen zur schnellen Wiederaufnahme der Proben- und Konzerttätigkeit befähigt werden und Unterstützung bei durch die Pandemie beschleunigten Transformationsprozessen in den Bereichen (Wieder-) Gewinnung von Mitgliedern und Digitalität erhalten.“ Hier wird also aktiv Changemanagement subventioniert
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt zum Handeln
Wenn nicht jetzt, wann dann? Lieber agieren, als reagieren, oder wie eingangs erwähnt: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“. Der Zeitpunkt ist perfekt, wer sich jetzt umsichtig für seinen Verein einsetzt, ihn am Leben erhält und in ein neues Zeitalter führt, handelt verantwortlich und klug. Liebe Vereinsverantwortliche, ergreift die Chance, nehmt uns und unsere Professionalität in Anspruch und gestaltet mit uns die Zukunft eures Vereins!