Wie musikalische Weihnachten gelingen können.
Mit diesem Beitrag ist es mir ein Anliegen, besonders „Werbung“ zu machen. „Werbung“ für eine wunderschöne Verbindung. Die Verbindung aus dem Weihnachtsfest, der Musik und der Familie. Ich teile hier einige Ideen für ein musikalisches Weihnachtsfest in der Familie, die generationenverbindend und leicht umsetzbar für Klein und Groß, Jung und Alt sind.
Vorab möchte ich noch einen Gedanken teilen, der mir am Herzen liegt: Mit Familie meine ich sowohl die Familie im traditionellen Sinn mit Eltern und Kindern, vielleicht Großeltern und der Verwandtschaft dabei, als auch Familie im erweiterten oder ganz anderen Sinn: Familie als all diejenigen Menschen, die sich als solche sehen und bezeichnen. Menschen, die sich nahe sind, miteinander in einer besonderen Verbindung stehen, durch Dick und Dünn gehen und die gemeinsam so ein Fest wie Weihnachten feiern möchten. Die miteinander verbundenen Menschen feiern es aus Tradition, aus christlicher oder anderer Überzeugung oder weil sie es schön finden, an den Feiertagen zusammen zu sein.
Das Weihnachtsfest ist für mich nichts „Verstaubtes“ und hat nichts Altbackenes. Im Gegenteil: Weihnachten hat Zukunft und es liegt eine starke Botschaft darin. So möchten viele Familien gerade auch zu Weihnachten ein Fest des Friedens feiern. Was für eine besondere Bedeutung Weihnachten 2022 doch angesichts des Kriegs in der Ukraine bekommt! Ich wünsche uns allen, dass wir in diesem Jahr Zeichen des Friedens mit dem Weihnachtsfest setzen können. Die Musik ist dabei eine besondere Friedensstifterin. Lassen wir sie hinein – in unsere Familien und unsere Herzen. Mit Musik das Weihnachtsfest gestalten
An dieser Stelle möchte ich zuerst meinen Eltern einmal „Danke“ sagen. Denn sie waren es, die in meiner Kindheit das Singen und Musizieren in der Familie und besonders auch rund um Weihnachten initiiert und gefördert haben. Mit mir und meinen beiden Schwestern hat vor allem meine Mutter gerne und viel gesungen. Ein paar Tage vor Heiligabend bekamen wir immer einen Auftrag. Der mütterliche Auftrag hieß: „Bereitet unser Weihnachtsfest musikalisch vor!“ Im Nachhinein finde ich es stark, dass meine Mutter uns damit eine Verantwortung übertragen und uns auch in unserer Kreativität gefördert hat. Und wir drei Mädchen haben den Auftrag angenommen und uns jedes Mal fürchterlich bei den Vorbereitungen gestritten und gefetzt. Ja, auch das darf sein, denn auch das Streiten muss gelernt werden, damit die geschwisterliche Bindung und Beziehung stark fürs Leben werden kann. Dann an Heiligabend war alles meistens wieder gut und unser kleines Weihnachtskonzert oder Weihnachtssingen konnte beginnen….
Familien-Weihnachtskonzert
(das natürlich auch bereits in der Adventszeit stattfinden kann): gemeinsam, oder auch nur von den Kindern, wird ein kleines musikalisches Programm vorbereitet, mit instrumentalen Stücken oder ohne, gerne mit vielen Liedern zum Mitsingen. Es wird dafür ein richtiges Programmheft geschrieben, bemalt, nach Lust und Laune verziert und dann an die Mitglieder der Familie verteilt. Das Familienkonzert wird nach Bedarf vorab gemeinsam – oder in kleinen Familien-Gruppen – geprobt. Jede:r in der Familie übernimmt eine Rolle, auch die Kleinsten und die Ältesten werden eingebunden: Musiker:innen, Programmheft-Gestalter:innen, Moderator:in usw. An Weihnachten wird dann das Konzert mit allen Feiernden zusammen aufgeführt. Tipp: die Bescherung erst im Anschluss zu machen, erhöht die Spannung und Konzentration.
Deine Musik – meine Musik
Was singen wir in der Familie zu Weihnachten? Die Traditionalisten unter uns sagen jetzt: „Natürlich singen wir die traditionellen Weihnachtslieder wie „Stille Nacht“ und Co….“. Ja, auch ich finde diese Lieder sehr schön, Teil unseres Kulturguts und deshalb auch so wertvoll, dass sie an unsere junge Generation weitergegeben werden sollten. Ja, aber: es gehören auch die neuen Lieder dazu, die die Kinder und Jugendlichen in die Familie einbringen. Ob nun Lieder, die sie aus dem Kindergarten und der Schule mitbringen wie „In der Weihnachtsbäckerei“ oder noch neuere komponierte Weihnachtslieder. Oder ob es poppige Weihnachtssongs sind, die die Teenager aus dem Radio kennen: Musik verschiedenster Stilrichtungen aller Generationen hat ihre Berechtigung, in der Familie einzuziehen, gerade zu Weihnachten, als Fest der Familie und Generationen.
Warum ist das so wichtig, dass Jung und Alt, Klein und Groß hier offen für die Musik des/der anderen sind? Wenn wir uns für die Musik der jeweils anderen Generation interessieren, sie kennen lernen, ja wenn wir sie dann sogar zusammen singen und musizieren, dann zeigen wir auch ein echtes
Interesse am Leben des jeweils anderen. Wir geben uns gegenseitig Anerkennung und schenken einander echte Wertschätzung. Im „familiären „Diskurs“ können wir uns austauschen: welche Lieder wollen wir auch gemeinsam lebendig halten? Welche Musik ist uns wichtig, was verbindet uns? Und auch: wo unterscheiden wir uns im Musikgeschmack, was darf dann auch verschieden sein, was darf uns voneinander unterscheiden? Das könnte ein Weg des gegenseitigen Verstehens sein und im Austausch über unsere jeweilige Musik, über die „Lieder der Generation(en)“ kommen wir uns näher.
Vielleicht ist das ja ein Gedanke, der sich auch außerhalb der Familie, in unserer gesamten Gesellschaft (sozusagen als „große Familie“) noch weiter vertiefen und anwenden lässt: für ein friedevolles Mitein-
ander der Generationen und ein gemeinsames, sinnvolles Gestalten der Zukunft?
Familien-Weihnachtslieder-Playlist:
Während der Adventszeit erstellt die Familie einmal gemeinsam eine „Weihnachtslieder-Playlist“: „Welche Musik magst du in der Weihnachtszeit gerne?“ oder „Das ist mein liebstes Weihnachtslied:“ Im Austausch werden die Lieblingslieder von Klein und Groß gesammelt und zusammengetragen. Das kann direkt über ein Streaming-Portal oder auch ganz einfach handschriftlich gemacht werden. Die Musik wird dann über eine Playlist bei Spotify und co. ganz schnell zusammengestellt, von CD gehört oder: gemeinsam immer wieder in der Advents- und Weihnachtszeit gesungen und musiziert. Tipp: Die Jugendlichen in der Familie kennen sich mittlerweile meistens sehr gut in den medialen Möglichkeiten aus: einfach mit einbeziehen!
Musikalische Erinnerungen fürs Leben
„Was man als Kind geliebt hat, bleibt im Besitz des Herzens bis ins hohe Alter.“ (Khalil Gibran). Oftmals kennen gerade die älteren und hochaltrigen Familienmitglieder noch das traditionelle Singen am Weihnachtsbaum. Sie haben schon in ihrer Kindheit und dann jahrzehntelang, vielleicht sogar ihr ganzes Leben hindurch bis jetzt ins hohe Alter, Weihnachtslieder gesungen. Die Lieder sind Teil ihrer „musikalischen Biografie“. Im hohen Alter und vor allem auch bei Demenz wird die persönliche musikalische Biografie immer wichtiger. Wenn wir gemeinsam in der Familie daran anknüpfen und die liebsten Weihnachtslieder der Senioren:innen anstimmen, dann können wir ihnen – und uns –
ein großes Geschenk machen. Mit Musik können wir die Erinnerungen bei ihnen wecken. Dann kann es sein, dass der Ur-Opa trotz seiner fortgeschrittenen Demenz mitsingt und die Musik dann unsere Form der Kommunikation mit ihm ist. Was für ein wertvolles Erleben auch für die Kinder in der Familie, die dadurch auch selbst Erinnerungen fürs Leben mitbekommen.
Musikalische Geschenke für die Ältesten:
Gerade bei den Ältesten in der Familie weiß man oft gar nicht, was man schenken soll. Wie wäre es mit einem Weihnachtslieder-Singen der ganzen Familie für die betagte, vielleicht sogar demenzkranken (Ur)-
Großeltern? Ob im eigenen Wohnzimmer, am Pflegebett oder im Pflegeheim – singen geht überall – nur Mut! Dazu passend kann man gemeinsam eine Familien-CD aufnehmen oder einen Liederkalender fürs neue Jahr gestalten. Musik ist doch das schönste und persönlichste Herzens-Geschenk.
Mit Musik sind wir uns trotzdem nah
Das Telefon klingelt. Kurz danach lautes Rufen meiner Fünfjährigen: „Mama, Mama, Oma ist dran!“ „Ich komme gleich, bin noch bei der Waschmaschine“, rufe ich zurück. Aus dem Keller höre ich, wie sich die beiden unterhalten. Dann hör` ich noch genauer hin: „Alle Jahre wieder…“ Singt meine Tochter da etwa am Telefon? Mit dem Wäscheberg in der Hand komme ich wieder nach oben und siehe da: die Enkeltochter singt für ihre Oma ein Weihnachtslied. Ich bin berührt. Gerade jetzt in Corona-Zeiten können wir Oma und Opa teilweise noch weniger sehen, weil wir einfach mit den Begegnungen etwas vorsichtiger sind. Ich halte mich zurück und unterbreche das spontane Musizieren am Telefon nicht. Oma – so bekomme ich auch mit – stimmt jetzt nämlich ein in das Lied. Und dann geht’s munter mit der gemeinsamen Telefon-Musik und Adventsliedern weiter.
Musik am Telefon/ per Video/ unterm Fenster:
Zwar ist die Qualität des Singens via Telefon oder Video-Telefonie miserabel und man singt besser hintereinander statt miteinander, aber die Idee lässt sich so schnell und einfach umsetzen, dass die Freude überwiegt. Ob wegen Corona oder weil die Familie einfach weit auseinander wohnt: gerade Kinder und Jugendliche sind sehr kreativ, wenn es darum geht, wie man sich trotzdem verbinden kann. Audios und Videos können auch verschickt werden und Messenger-Dienste machen das auf Knopfdruck möglich. Noch ein Gedanke: das gemeinsame Singen und Musizieren muss ja nicht auf die Familie beschränkt bleiben, sondern kann auch im sozialen Engagement weitergehen: einfach mal bei der betagten Nachbarin oder ehemaligen Sängerin des Chors mit der Familie vorbeischauen und unterm Fenster ein „O du fröhliche“ anstimmen. So kann die Freude, die man schenkt, ins eigene Herz zurückkehren. Ganz im Sinne der Botschaft von Weihnachten.