Ein Festival für Nachhaltigkeit und Kultur in Weinstadt – Von der Herangehensweise ein nachhaltiges Festival zu organisieren
Kulturelle Programme und Orte bieten seit jeher Möglichkeiten und Räume, mit Hilfe derer gesellschaftliche Prozesse verhandelt und Potentiale aktiviert werden können. Auch im Kampf gegen den Klimawandel kann die Kulturbranche eine Vorbildfunktion übernehmen und den notwendigen Transformationsprozess aktiv mitgestalten.
Das Beatroot-Festival und der Schwäbische Chorverband gehen nachhaltige Wege und versuchen kreative Ansätze zur Umsetzung nachhaltiger Kulturveranstaltungen zu finden.
Die Idee
Aus einem studentischen Projekt ist die Idee entstanden angedockt an den offenen Kulturraum im Silcher-Haus in Weinstadt-Schnait im Juni 2022 ein nachhaltiges Kulturfestival für die Menschen in der Region zu organisieren. Die Idee des studentischen Projekts, nachhaltige Veranstaltungs-Konzepte zu entwerfen, passte zum Prozess der Neukonzeption des Silcher-Hauses in Schnait, das sich in der Trägerschaft des Schwäbischen Chorverbandes befindet. Hier entsteht aktuell ein Kulturraum für Weinstadt, der von Bürger:innen und Vereinen für verschiedenste Projekte genutzt werden kann. Da auch Themen wie Partizipation der Bürger:innen Weinstadts sowie soziale und ökologische Nachhaltigkeit Teil des Umgestaltungsprozesses des Hauses sind, wurde das Festival in diesen Kontext integriert.
Wie kann man sich ein nachhaltiges Kulturfestival vorstellen?
Das Organisationsteam, bestehend aus drei Kulturmanagement-Studentinnen der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, erklärt es folgendermaßen:
“Zum einen wird das Festival selbst unter nachhaltigen Bedingungen durchgeführt, zum anderen werden neben einem vielseitigen Kulturprogramm auch Workshops, Vorträge und ein Markt der Möglichkeiten angeboten, in denen die Themen Umwelt, Nachhaltigkeit und Klimaschutz aufgegriffen werden.”
Klassische Probleme im Bezug auf Nachhaltigkeit und CO2-Emissionen stellen im Veranstaltungssektor unter anderem die Anreise der Besucher:innen, die Müllproduktion beim Catering, der Stromverbrauch aufwendiger Bühnenshows und Wegwerfartikel im Werbebereich dar. Das Beatroot versucht für diese Probleme nun kreative, aber dennoch realistisch umsetzbare Lösungen zu finden: „Uns ist bewusst, dass wir nicht für alle Probleme die perfekte Lösung finden werden, aber für uns zählt jeder Schritt, der zu einer nachhaltigeren Zukunft beiträgt.“
Ein erster Schritt ist, dass beim Beatroot-Festival die Programmgestaltung von der Form ausgeht. Das bedeutet, dass nur kulturelle Beiträge ausgewählt werden, die sich beispielsweise ohne aufwendige Bühnenbauten realisieren lassen. Außerdem wird „Lokales” beim Beatroot groß geschrieben.
Das Organisationsteam selbst sagt: „Es ist ein Festival von und für Weinstadt, das möglichst viele Bürger:innen aus der Stadt erreichen und einbinden will.”
Lokale Künstler:innen werden frühzeitig in die Programmgestaltung eingebunden. So können verschiedene Akteur:innen in Weinstadt vernetzt und zudem weite Transport- und Anfahrtswege vermieden werden. Beim Catering wird auf lokale Produkte und die eigene Herstellung sowie gar kein oder wiederverwendbares Geschirr gesetzt. Das Publikum wird ermutigt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder per Fahrrad anzureisen. Außerdem setzt das Beatroot ausschließlich Werbeartikel aus Recycling-Material gezielt ein.
Das Programm
Das Beatroot vereint kulturelle Beiträge aus den Bereichen Theater, Musik, Literatur und bildender Kunst. Neben den kulturellen Beiträgen wird ein Workshop-Programm zusammengestellt, welches auf kreative Art für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert. Vorgesehene Programmpunkte sind beispielsweise eine Kräuterwanderung, eine Tour durch den Weinberg mit Informationen zum Bio-Weinbau und eine Brotback-Aktion im Schnaiter Backhaus. Für Kinder gibt es Mitmachaktionen wie die Herstellung von Naturfarben oder Butter-Schlagen.
Außerdem soll auf dem Festivalgelände ein „Markt der Möglichkeiten“ entstehen, auf dem sich lokale Initiativen wie beispielweise das Klimabündnis Weinstadt präsentieren können.
Das Ziel des Festivals ist es, einen Ort der Zusammenkunft zu kreieren, an dem mit Spaß und Genuss auf Nachhaltigkeit aufmerksam gemacht wird. Dabei soll das typische “Festival-Feeling” nicht verloren gehen. Hierfür versucht das Beatroot, Altes wieder zu verwenden und Vorhandenes zu nutzen. In Vorab-Aktionen werden beispielsweise aus gespendeten, ausgedienten Tischdecken Servietten für das Catering hergestellt.
Auch in Bezug auf die Finanzierung und Bekanntmachung des Festivals in Weinstadt hat sich das Team eine ganz besondere Aktion überlegt, die in enger Zusammenarbeit mit den Schnaiter:innen verwirklicht werden konnte. Das Team hat für eine „Kraut-Funding”-Aktion gemeinsam mit dem Gasthaus Krone aus Schnait Sauerkraut hergestellt, das in Gläser abgefüllt anschließend in Weinstadt gegen eine Spende für das Festival verschenkt wird. Da sich das Beatroot als partizipatives Festival versteht, das von den Energien der Weinstädter:innen lebt, freut sich das Team über jede Art von Unterstützung und lädt dazu ein, sich bei Fragen, Anregungen und Ideen für das Festivalprogramm oder der Bereitschaft zur Unterstützung auf Face-book/Instagram unter
@Beatrootfestival2022 oder per Email festival@silcher-lab.de zu melden.
Das Beatroot-Festival findet am 03. und 04. Juni 2022 im und um das Silcher-Haus in Weinstadt-Schnait statt.